NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)
auch noch nie gesehen, kein Mensch hat das. Wenn schon unsere
Wissenschaftler keine Ahnung davon haben und irgendetwas von parallelen
Universen und so was reden, wie soll ich das dann bitte so genau wissen können?
Ich weiß nur, was die Außerirdische zu mir gesagt hat, und ich kann es einfach
nicht mehr für mich behalten, ich halte das nicht mehr aus, wissen Sie ...
H.D.: …
ich verstehe vollkommen, Herr Bal ...
P.B.: (Plötzlich aufgebracht.) … Sie verstehen gar nichts, Mann. Sie haben keine
Ahnung, wie das ist, sich zu fragen, ob die Liebe zur eigenen Mutter, ich
meine, das ist doch nichts Verwerfliches, oder? Ich habe sie geliebt, ich habe
mir nie vorstellen können, ohne sie zu sein. Meine Frau wollte mich schon
verlassen, als ich meine Mutter zu uns geholt habe, aber wissen Sie, die war
doch so krank. Was hätte ich denn tun sollen? (Mit verzweifelten Blick auf
seine Frau, Kameraschwenk auf das entsetzte Gesicht von Karin Baldow.)
Entschuldige Schatz, aber ich muss ihnen einfach alles erzählen. Verzeih mir
bitte...
H.D.: (Großaufnahme auf H.D., Überraschung im Gesicht.) Was denn? Allein die Verantwortung dafür zu
haben, ein Tor für diese Außerirdischen geöffnet zu haben, die hier mit einem
Mal zu Tausenden erscheinen und dann so tun, als wären wir deren Kinder (leicht
gereizt) und uns bemuttern, als wären wir ihre Babies? (Beugt sich vor.) Reicht
Ihnen das etwa nicht oder ist da noch etwas, was Sie uns erzählen wollen?
P.B.: (Lehnt sich zurück, ringt um Fassung und atmet
einige Male tief durch.) Vor
ein paar Tagen hat sie mir erzählt, ich meine die Außerirdische, dass sie sich
geirrt hat. Dass ich doch nicht ihr Sohn bin und dass ihr das alles nun
vorkommt wie ein Albtraum. Sie war ganz verzweifelt, wissen Sie, und hat lange
geweint. Das war wirklich echt, glauben Sie mir. Ich meine, wir tun alle so,
als würden die uns mit Absicht an-lügen oder als wären die einfach nur
verrückt. Doch da hab ich gemerkt, dass die das alle wirklich glauben. Sie
wissen schon. Die wollen uns die ganze Zeit über doch nur wie ihre Kinder behandeln,
immer nur kochen, sauber machen, einen in den Arm
nehmen, trösten, und verfolgen einen auf Schritt und Tritt, und man weiß gar
nicht, was man machen soll, denn die sind ja ganz harmlos, lächeln nur die
ganze Zeit über, und wenn man was sagt, hat man den Eindruck, sie würden gar
nicht richtig zuhören und gar nichts richtig verstehen. Ich meine, es sind ja
nicht gerade wenige ...
H.D.: Ungefähr 125.000, das hat auf jeden Fall die letzte Zählung ergeben. Obwohl, in
China weiß man das natürlich nicht so genau ...
P.B.: Doch die tun uns doch nichts, die sind doch alle ganz harmlos, und ich verstehe
gar nicht, warum so viele von uns die Nerven verlieren und sie einfach
abknallen. Hier in Deutschland geht es ja Gott sei Dank ein bisschen humaner
zu. Woanders könnte ich jetzt hier nicht so da sitzen. Wissen Sie (beugt sich
etwas vor, spricht leiser, Großaufnahme), die Wahrheit ist doch, na ja, ich
denke inzwischen, dass mich diese Außerirdische wirklich liebt. (Große Unruhe
im Publikum, einzelne wütende Zwischenrufe.) Die spielt das nicht, wirklich
nicht, und die hat garantiert nichts Böses im Sinn. (Sieht dabei ins Publikum,
spricht immer lauter.) Und ich persönlich finde es grundverkehrt, dass sie
inzwischen in so vielen Ländern verfolgt und eingesperrt werden.
H.D.: (Irritiert.) Mir ist nicht klar, worauf sie hinaus wollen, Herr
Baldow ...
P.B.: Was ich meine, ist, dass sie mit einem Mal von sich aus Dinge erzählt hat, und
was ich aus ihrem Kauderwelsch verstanden habe, war, dass ihr Sohn an
irgendeiner Krankheit gestorben ist und dass fast all deren Kinder gestorben
sind und dass in ihrer Welt große Verzweiflung herrscht. Dann haben einige das
Tor gesehen, (spricht schneller, hektisch werdend) und dann ist es eben
passiert, und im nächsten Augenblick waren sie hier, und sie dachte wirklich,
dass ich ihr echter Sohn wäre und dass das mit der Epidemie gar nicht passiert
ist. (Atmet tief durch und lehnt sich zurück.) Doch vor ein paar Tagen hat sie
dann gemerkt, dass ich gar nicht diese Fühler im Gesicht habe und diese
schuppigen Ohren, sie wissen schon. Und da hat sie dann gemerkt, dass da
irgendetwas nicht stimmen kann...
H.D.: Sie wollen also sagen...
P.B.: ...ich sage nur, was sie mir erzählt hat. Ich habe das noch nie zuvor von einem
von denen gehört. Sie etwa? Ich meine, Tausende von denen
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