Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition)

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 19 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
strukturiert. Aber er sagt auch, es sei keine Sprache, die er kennt.“
    „Grundgütiger“,
murmelte Albrecht. Seine Stimme klang wie das Schlagen einer Uhr im
Nebenzimmer. „Sehr seltsam.“
    „Er
hat Professor Klepper gefragt, ob der was damit anfangen kann.“
    „Ah
ja, Klepper. Der Sprachforscher. Wann wird er eintreffen?“
    „Morgen
Abend, glaub' ich.“
    „Du
musst sofort zurückfliegen und mir dann die Neuigkeiten überbringen. Los, mein
Junge!“
    Die
Taube sah Glimpse immer noch zweifelnd an. Das Verhalten des Katers war nicht
geeignet, die Befürchtungen des Boten zu zerstreuen, denn er grinste ihn hinter
Albrechts Rücken an und präsentierte seine scharfen Krallen.
    „Wird
der dann auch wieder hier sein?“
    „Natürlich.
Er wohnt hier.“
    „Also,
das is' ein übler Bursche. Wie alle von seiner Rasse“, murmelte die Taube. „Ich
hab's Ihnen gesagt.“
     
    Warum
genau Glimpse es sich in Albrechts Haus gemütlich gemacht hatte, vermochte der
junge Wissenschaftler nicht zu sagen. Er wusste nur, dass der Kater eines
Abends in seiner Küche saß und sich an einer Aufschnittplatte bediente. (Leider
musste Albrecht noch Nahrung zu sich nehmen, ein Umstand, den er durch die
Perfektionierung eines zu seinem Kopf passenden neuen Körpers zu korrigieren
versuchte.) Seit diesem Abend lebte der Kater bei ihm. Wenn man ihn nach seiner
Herkunft fragte, so verriet er nur, dass er von „Woanders“ sei (einem Ort, der
Albrecht nach eigener Aussage unbekannt war), und dass er bei Albrecht wohne,
weil es dort warm sei und das Haus vor Mäusen nur so wimmele.
    Einmal
hatte es Albrecht geschafft, das Tier zumindest halbwegs zu hypnotisieren, mit
Hilfe einer Stoffmaus, die mit Katzenfutter gefüllt war. Alles, was er
herausbekam – bevor Glimpse den Braten roch und sich davon machte – war, dass
Glimpse behauptete, aus der Zukunft zu kommen, und dass er in die Vergangenheit
gekommen war, weil es „ziemlich gruselig wird, wenn die Nil auftauchen ...“
    Albrecht
war von diesen Behauptungen zwar fasziniert, und „die Nil“ hatten durchaus
seine Neugierde geweckt, doch ließ er sich nicht von seinen Experimenten
ab-lenken. Und so erwartete er ungeduldig die Rückkehr der Taube.
    Dass
diese um drei Uhr immer noch nicht aufgetaucht war, machte Albrecht unsicher
und nervös. Des Wartens müde setzte er seine Arbeit im Labor fort, wo er an
seinem Ersatzkörper aus Messing arbeitete, der ihm bald den Flug zur Sonne
ermöglichen sollte.
    Eine
wundervolle Maschine, dachte er, als er stolz seine Arbeit betrachtete. Mit
breiten Schultern und hoch aufragend, war sie auf einer Werkbank
festgeschnallt, die  um gut achtzig Grad geneigt war, damit Albrecht bequem an
den komplexen Innereien basteln konnte. Bald würde er das Simulacrum fertig
stellen und könnte dann endlich diesen schwachen Körper aus Fleisch und Knochen
entsorgen.
    Währenddessen
summte und tickte die Maschine für augenblickliche Kommunikation munter vor
sich hin und schickte vorprogrammierte Nachrichten in das Labor von Doktor
Tidy. Obwohl Albrecht viel zu tun hatte, beunruhigte ihn das Ausbleiben einer
Nachricht des Doktors. Hatte er schon mit Klepper gesprochen? Hatten sie die
seltsamen Übertragungen entschlüsselt? Als der Morgen graute, war er dermaßen
unkonzentriert, dass er die Arbeit an seinem neuen Körper einstellen musste.
Jeder Fehler, der ihm in diesem Stadium unterlief, würde seine Arbeit um Monate
zurückwerfen. Er beschloss, lieber auf Nummer sicher zu gehen und stattdessen
etwas zu essen und sich den Sonnenaufgang anzusehen.
    Schließlich
wurde es langsam heller. Albrecht blieb auf der Veranda, solange er den Mut
dazu hatte, und beobachtete aufmerksam den Sonnenaufgang. Jede Berührung mit
dem Sonnenlicht hatte den sofortigen Tod zur Folge. Die Strahlen waren so
intensiv, dass sie einem innerhalb von Sekunden das Fleisch von den Knochen
brannten. Die alte Witwe Roze hatte es am eigenen Leibe erfahren und galt jedem
als abschreckendes Beispiel. Sie war eines Nachts, nachdem sie dem Sherry übermäßig
zugesprochen hatte, auf ihrer Veranda eingenickt und hatte den Sonnenaufgang
verschlafen. Die aufgehende Sonne hatte ihre Beine eingeäschert, und sie war
von den unsäglichen Schmerzen aufgewacht und hatte sich gerade noch ins Haus
ziehen können.
    Während
das Licht langsam über den Horizont kroch, sah Albrecht auf die Stadt hinab.
Wie jeden Tag war dies die Zeit, in der alles absolut still war. In diesem
Spannungsfeld zwischen Nacht

Weitere Kostenlose Bücher