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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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damals sozusagen das ganze Volk geadelt
worden. Keine Lehmanns und Schmidts mehr, aber auch keine Kohns und keine
Goldsteins. Eine der genialen Ideen des Kanzlers, der sich selbst mit einem
schlichten „von Rathenau“ begnügt hatte. Raketen von einem Riesenluftschiff
über den Wolken abzuschießen war damit verglichen keine geniale Idee …
    „Dies
alles hat keinen wirklichen Wert”, sagte jemand direkt hinter der Schulter von
Hofstaetters, und als er sich erschrocken umsah, lächelte ihn, als wären nicht
Wochen vergangen, das Gesicht des Vicomte zu Teufel-Walldorf an. Ehe von
Hofstaetter etwas sagen konnte, legte der directeur seinen Zeigefinger verschwörerisch
vor die gespitzten Lippen.
    „Es
gibt Kräfte”, flüsterte er, „die Ihren Unternehmungen feindlich
gegenüberstehen.” Aaron von Hofstaetter hatte genau dieses Gefühl schon eine
Weile lang, und plötzlich fror er, als stünde er auf einer zugigen Schäre statt
im geheizten Salon der Handelskammer. Die Zwischenfälle waren gar zu seltsam
gewesen. Hochversicherte Kuriersendungen, die niemals anlangten; Experimente,
die zu unerklärlichen Explosionen führten; neu entwickelte Datenträger, die von
heute auf morgen Alterungsspuren zeigten, als wären sie jahrzehntelang in
Betrieb gewesen. Das war alles so surreal, als stammte es aus einem dieser
cinematographischen Schauermärchen, wie sie beim breiten Publikum so beliebt
waren. Unter diesen Umständen war es kein Wunder, dass Aaron den verführerisch
nach teuerstem Ziegenleder duftenden Handschuhen des Franz zu Teufel-Walldorf
in eine Nische des üppig dekorierten Saales folgte. Hinter den Fenstern sah man
die engen Gassen der Stockholmer Innenstadt, auf denen die braven Schweden in
der Dämmerung Unmengen von bunten Lampen entzündeten.
    „Wie
haben Sie …?”, begann von Hofstaetter, aber von Teufel-Walldorf bedeutete ihm
mit einer herrischen Handbewegung, still zu sein. „Ist Ihnen und den andren
Entrepreneuren Ihres Unternehmens schon der Gedanke gekommen, dass es Leute
geben könnte, die es nicht mögen, wenn die Entwicklung der Rechnertechnik allzu
rasch voranschreitet?”
    Von
Hofstaetter vergaß, wie kalt ihm war, und sah den directeur neugierig
an. Natürlich war ihm dieser Gedanke nicht neu. Und Nixdorf-Siemens stand mit
auf der Liste der Unternehmen, die Vorteil aus den merkwürdigen Missgeschicken
ziehen konnten. Andererseits war kein Grund vorstellbar, dass von
Teufel-Walldorf ausgerechnet ihn derart warnen sollte, den Mitinhaber der
kleinen Firma DISQUE DUR. Der Hauptverdächtige für Umtriebe dieser Art war
immer und vor allem die Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft, die im ganzen
Reich und auf allen Gebieten der Elektrotechnik eine marktbeherrschende
Stellung innehatte. Nach kurzem Zögern teilte von Hofstatter dem Vicomte seine
Überlegungen unumwunden mit.
    Der
lächelte finster.
    „Sie
haben schon Recht. Seitdem der Sohn des A.E.G.-Gründers Reichskanzler war,
kommt kaum eine andere Gesellschaft gegen diese Übermacht an. Rathenau hatte
nicht viel übrig für Konkurrenz, unter uns gesagt, bei all seinen Verdiensten.”
    „Oh
… Sie meinen, es sei durchaus möglich, dass die alte Krake A.E.G. ihre Fangarme
in unseren Labors hat?”
    „Oder
in Ihren Laboranten”, bestätigte von Teufel-Walldorf. Das Herz des Aaron von
Hofstaetter schwamm in Eiswasser, seine Gedanken überschlugen sich: Sollte es
unter den Mitarbeitern von DISQUE DUR einen Verräter geben? Einen, der
insgeheim im Auftrag des großen Ungeheuers und für dessen Geld den Saboteur spielte?
    Franz
Vicomte zu Teufel-Walldorf griff beherzt zu, als von Hofstaetter wankte und zu
fallen drohte. Er stützte ihn, während der Vortrag mit bunten Filmchen
weiterging.
    In
der Nische, in die der Vicomte den schwächelnden von Hofstaetter unbemerkt schob,
gab es ein Fenster, das man öffnen konnte. Noch mehr kalte Luft drang herein
und die Geräusche von den Straßen. Fröhliche Menschen waren in den Gassen der
schwedischen Hauptstadt unterwegs, beleuchtet von unzähligen Lampen und
Fackeln.
    Zu
Teufel-Walldorf zauberte ein Riechfläschchen aus einer Westentasche und
beobachtete, wie der scharf-aromatische Duft wieder Farbe in das Gesicht seines
Patienten trieb. „Zuviel Arbeit“, flüsterte Aaron, „zuwenig Bewegung, zu sehr
fokussiert, zuviel Fortschritt …“
    „Wenn
Sie gestatten”, sagte der Vicomte leise, „unterstütze ich Sie bei der Suche in
Ihrem Hause. Mir ist an allem gelegen, was der Krake schaden

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