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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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könnte. Sie ist
uns auf mehr als einem Felde im Weg, wie Sie sich vorstellen können.”
    Er
schaute den jungen Industriellen verschmitzt an.
    „Es
wäre allerdings unumgänglich, meine Hilfe gegenüber dritten Personen unerwähnt
zu lassen. Immerhin könnte ebenjener dritte genau der gesuchte Agent sein.”
    „Versteht
sich”, sagte von Hofstaetter, und er spürte, wie die Hand des anderen in die
seine glitt, umspannt von weichem, samtenem Leder, ein ziegenlederduftender
Händedruck, ein Versprechen, ein Abkommen. Er fühlte sich, als habe er ein
Abkommen mit dem Teufel geschlossen.
    „Nun”,
sagte der Vicomte im Plauderton, „was ist es denn nun, woran Sie und die Ihren
so geheimnisvoll werkeln?”
    Aaron
von Hofstaetter wusste, dass er besser nichts sagen sollte, er spürte jedoch
eine Art Verbundenheit mit diesem vermögenden Fremdling.
    „Wir
entwickeln eine neue Methode, mit der wir sehr viel Information gleichsam
magnetisch auf sehr kleinem Raum abspeichern können. Eine Revolution, wenn es
funktioniert. Gigantische Mengen von Daten, im Format einer Damenhandtasche.
Wie gesagt, eine Revolution.”
    „Interessant”,
sagte Franz Vicomte zu Teufel-Walldorf. Dann wies er aus dem Fenster, wo die
engen Gassen der Stockholmer Altstadt mit bunten Lichtern illuminiert waren.
    „Schön,
ein wirklich reiches Land zu sehen“, setzte er völlig unmotiviert hinzu. „Fast
so reich wie Deutschland oder Frankreich. Nicht auszudenken, wie es in Berlin
aussehen würde, wenn es dort nach dem Weltkriege nicht seit fast hundert Jahren
Frieden gegeben hätte. Man würde nicht so viel Licht haben an den langen
Winterabenden, glaube ich.“
    Von
Hofstaetter rieselte es kalt den Rücken herunter. Es gab Momente, in denen ihm
der Vicomte so unheimlich wurde, als lebte dieser Mensch in mehr als nur dieser
Welt.
     
     

 

 
    C.
Itzehoe, 5. Februar 2006: Unter dem Zeppelinhimmel
     
    „Wie
weit wir gekommen sind”, sagte Graf Pedro von Ehrenberg, „und dennoch, wie
wenig wissen wir!”
    Er
schaute auf den Himmel über Itzehoe, an dem nicht weniger als zwei Dutzend
Luftschiffe standen, die meisten wartend über dem Landefeld Heiligenstedten, wo
an der Juljanka die Zollstation ihre Arbeit tat. Oder eben nicht. Dann kam es
zu Stauungen im Luftverkehr. Die ins deutsche Exil entsandten dänischen Beamten
entwickelten in letzter Zeit eine erstaunliche Kreativität darin, gewissen
Unternehmen aus dem Reich Hindernisse in den Weg zu legen. Nun gut, das war ihr
Recht, niedergelegt im deutsch-dänischen Luftfrachtabkommen.
    Der
Graf hob zu einer weiteren tiefsinnigen Bemerkung an, als er durch Aaron von
Hofstaetter unterbrochen wurde: „Untertänigst angemerkt, dass es sehr
konvenieren würde, wenn Sie statt philosophischer Etüden etwas mehr dem Thema
dienliche Repliken bieten könnten.”
    Von
Ehrenberg seufzte. Er war seit zwanzig Jahren mit von Hofstaetter befreundet.
Als Kinder hatten sie zusammen jene Funkwellendetektoren gebaut, die heutzutage
von röhrenbestückten Radios abgelöst wurden. Sie hatten einander bereits
damals, in kurzen Hosen, aus denen wundgeschlagene Knie herausschauten, mit Sie
angeredet. Von Ehrenbergs Hoffnung, dass von Hofstaetter ihm jemals das Du
anbieten könnte, war ein fahler Traum und würde es wohl auf immer bleiben.
    „Vermutlich
konveniert es, wenn ich anmerke, dass unsere Recherchen betreffs des Danziger
Zwischenfalls erste Früchte getragen haben”, sagte er trocken.
    Aarons
Augen wanderten von den Geschäftspapieren zu von Ehrenbergs Gesicht hinüber.
„Tatsächlich? Das wäre bei diesem Spiel hilfreich.”
    Graf
Pedro von Ehrenberg löste seinen Blick von den am Himmel herumschnurrenden
Luftschiffen, froh, dass er als wichtig genug erachtet wurde, eine Konversation
mit ihm zu beginnen. Oft hatte er das Gefühl, dass man ihm nur zuhörte, weil
manche seiner verrückten Ideen sich als brauchbar erweisen könnten. „Mir war
neu, dass es sich um ein Spiel handelt”, sagte er.
    Von
Hofstaetter biss sich auf die Lippen. Ein Hinweis zuviel, womöglich. Er wusste
immer noch nicht, wo das Leck in der Firma war. Es würde ernsthaft wehtun, wenn
es gerade der Graf wäre, der die Geheimnisse von DISQUE DUR an die A.E.G.
verriet. Ausgerechnet er, der die geldbringenden Einfälle hatte.
    „Vergessen
Sie das”, sagte der Chevalier, „manchmal scheint mir unsere Technik schneller
voranzuschreiten, als gut für uns ist. Was war denn nun mit dem Zeppelin, der
es nicht bis nach Danzig geschafft

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