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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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den
Vorschlag zu prüfen, und natürlich hofften sie darauf, dass Pater Benedict
seinen Teil dazu beitrug. Seine Ausbildung – er hatte mit einem Stipendium des
Ordens einen Masterabschluss in Informationstheorie erworben – und seine
Erfahrungen in Diensten der Societas prädestinierten ihn aus Sicht der
Oberen für diese Aufgabe. Deshalb deuteten sie sein Zögern zweifellos als
Ausdruck einer zwar sympathischen, in Anbetracht der Dringlichkeit des Problems
dennoch unangebrachten Zurückhaltung.
    Es
war Benedict unmöglich, ihnen die Gründe seiner fast panischen Furcht zu
offenbaren, und so suchte er verzweifelt nach einer plausibel klingenden
Begründung für seine ablehnende Haltung.
    „Euer
Vertrauen ehrt mich“, antwortete er schließlich, den Blick fest auf die
Tischplatte geheftet, „aber ich bin leider nicht überzeugt, dass ein derartiges
Experiment tatsächlich die gewünschte Aufklärung liefern kann.“
    „Aber
das ist allenfalls eine Vermutung“, wandte Pater Federicus leicht ungeduldig
ein.
    „Keineswegs.
Wie ihr wisst, habe ich im Auftrag der Societas einige VR-Produkte unterschiedlich seriöser Herkunft testen dürfen. Das Prinzip
beruht, wie der Name schon sagt, auf dem Ersatz realer Wahrnehmungen durch
virtuelle also vorgetäuschte, was im Regelfall durch Einspeisung elektronisch
erzeugter Signale in das menschliche Gehirn erfolgt. Dies geschieht über ein so
genanntes Kortikal-Interface, das die Kopplung zwischen Senseware-Modul und
Gehirn realisiert. Der Markt wird von den Sikhanern beherrscht, aber es gibt
mittlerweile auch funktionstüchtige Prototypen föderaler Hersteller …“
    „Danke
für die Aufklärung“, unterbrach ihn Abt Anselm mit einem nachsichtigen Lächeln.
„Aber ich kann im Moment leider nicht erkennen, wohin uns dieser Exkurs führen
soll.“
    „Ich
bitte um Entschuldigung, aber worauf ich aus eigener Erfahrung hinweisen
möchte, ist der Umstand, dass der Betroffene keinerlei Möglichkeit hat, die ihm
vorgespiegelte Welt von der realen zu unterscheiden. Eine kritische
Bestandsaufnahme ist unter diesen Umständen ausgeschlossen. Würde ich mich also
zu diesem Experimentbereit erklären, könnte ich gar nicht anders als
restlos begeistert zurückkehren. Die entscheidenden Fragen blieben aber weiter
unbeantwortet.“
    „Welche
da wären?“ Es war Pater Federicus anzumerken, dass ihm Benedicts Einwände
gründlich missfielen.
    „Zum
Beispiel die Frage, ob es den KIs tatsächlich gelungen ist, menschliches
Bewusstsein als elektronische Kopie autark weiter existieren zu lassen. Oder
die Problematik der Langzeitstabilität des Systems. Wer garantiert uns eigentlich,
dass das Ganze nicht mehr ist als ein geschickter Bluff?“
    „Das
sind in der Tat Fragen von essentieller Bedeutung“, stimmte der Abt zu. „Nur
erwartet niemand ernsthaft, dass dein Besuch sie erschöpfend
beantwortet. Wir bitten dich einzig darum, dass du dir einen Eindruck von diesem Ort verschaffst. Handelt es sich um eine offensichtliche
Scharlatanerie oder um etwas, das wir ernst nehmen müssen? Wir verstehen deine
Sorge, während deines Aufenthaltes dort nicht Herr deiner Sinne zu sein. Aber
wer sonst sollte diese Herausforderung auf sich nehmen? Oder gibt es noch etwas
anderes, das dir auf dem Herzen liegt, Bruder Benedict, etwas, über das es dir
schwer fällt zu sprechen?“
    Benedict
spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. War er so leicht zu durchschauen?
Beschämt senkte er den Kopf und bat die Heilige Mutter um Beistand.
    „Ja,
ehrwürdiger Vater“, erwiderte er schließlich. „Es gibt etwas, das mein Herz mit
Dunkelheit und Furcht erfüllt. Ich muss selbst damit fertig werden, denn es
hindert mich, meine Pflicht zu tun. Deshalb bitte ich um Nachsicht und einige
Stunden Bedenkzeit.“
    Der
Aufschub wurde ihm gewährt, natürlich, dennoch empfand Pater Benedict keinerlei
Erleichterung, als er die Bibliothek verließ. Er hatte nur etwas Zeit gewonnen,
und auch eine weitere im Gebet und innerer Sammlung verbrachte Nacht würde
seine Angst vor dem, was ihn dort erwartete, nicht mindern.
    Abt
Anselm war der Wahrheit nahe gekommen, allerdings nicht nahe genug, um seine
Motive tatsächlich zu verstehen.
    Benedicts
Furcht hatte ihren Ursprung in einem Trauma, das er unmittelbar vor seinem
Eintritt in den Orden erlitten hatte. Die Erinnerung war mit den Jahren
verblasst, jedenfalls hatte er das geglaubt, bis ihn die Konfrontation mit dem
Abgesandten der Maschinen eines besseren belehrt

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