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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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Spaziergängers hatte den blutigen
Torso des Mädchens hinter einem Gebüsch aufgestöbert und wenig später auch
Elenas Kopf und die abgetrennten Gliedmaßen. Als Benedict, von Elenas Schwester
informiert, völlig verstört, aber noch immer von der törichten Hoffnung auf
einen Irrtum erfüllt, am Tatort eintraf, hatte man die Leichenteile bereits in
die Gerichtsmedizin gebracht und von jenseits der Absperrbänder war nichts
weiter zu erkennen als ein dunkler Fleck, dort, wo Elenas Blut den Rasen
getränkt hatte …
    Wie
er damals nach Hause gekommen war, wusste Benedict nicht mehr und auch nicht,
was er in den Stunden und Tagen danach getan hatte. Die Zeit war wie
ausgelöscht, und das war gut so. Es gab Grenzen, an denen man besser nicht
rührte. Das, woran er sich erinnerte, war schlimm genug, und er durfte sich
nicht in der Vergangenheit verlieren.
    Vielmehr
musste er sich endlich auf das konzentrieren, was vor ihm lag. Er würde sich
dieser Prüfung stellen müssen, auch wenn er formal noch keine Entscheidung
getroffen hatte. Benedict hatte keinerlei Vorstellung, was ihn dort erwartete,
vielleicht ja tatsächlich nur ein albernes VR-Konstrukt aus Versatzstücken
diverser Paradies-Vorstellungen. Andererseits durfte er die KIs auch nicht
unterschätzen, die es immerhin geschafft hatten, sich aus dem Verbund der Sphere zu lösen. Natürlich war die Instanz, die sie erschaffen hatten, nicht Gott,
aber sie konnte durchaus über gewisse analytische Fähigkeiten verfügen und
imstande sein, auf menschliche Bewusstseinsinhalte zuzugreifen. Wie sonst
konnte sie sich anmaßen, Urteile zu fällen und Entscheidungen für die
„Ewigkeit“ zu treffen, selbst wenn es sich nur um eine Maschinen-Ewigkeit
handelte?
    Pater
Benedict musste gewappnet sein, wenn er dorthin ging, sich seine Stärken
und Schwächen bewusst machen. Auch ein Maschinengott konnte schmerzhafte
Wahrheiten ans Licht bringen, und wenn er sich nicht überrumpeln lassen wollte,
musste er sich ihnen selbst stellen – vorher.
    Elena. Er war nicht
schuld an dem, was ihr zugestoßen war, obwohl er sich damals noch lange mit
Selbstvorwürfen gequält hatte. Das Böse war nicht berechenbar. Es kam aus dem
Dunkel, schlug zu und kehrte in die Dunkelheit zurück. Kein Mensch konnte den
anderen immer und überall vor Unheil bewahren. Diese Einsicht linderte den
Schmerz nicht und bot auch keinerlei Trost, aber sie hatte Benedict geholfen,
wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Du kannst das Böse in der Welt
nicht besiegen …
    Nein,
er war Elena nichts schuldig. Er konnte nichts dafür, dass er noch am Leben
war. Es war gut, wenigstens in diesem Punkt Klarheit gewonnen zu haben, auch
wenn das seine Furcht vor dem kaum minderte, was ihn dort drüben erwartete …
    „Heilige
Mutter Gottes“, betete Pater Benedict und sank vor dem winzigen Altar mit der
Heiligenfigur auf die Knie. „Hilf mir, dem Bösen zu widerstehen.“
    Dort
kniete er auch noch, als Stunden später die Vögel draußen zu zwitschern
begannen und die Sonne sich groß und rot über den Gärten von Agion Oros erhob.
     
     
    Pater
Benedict ging allein. Die Oberen hatten ihm eine Begleitung angeboten, aber er
hatte abgelehnt. Er brauchte keine Gesellschaft, die ihn nur ablenken würde.
    Der
Weg war ihm vertraut, und manchmal überkam ihn ein seltsames Gefühl von
Déjà-vu, als er durch die sommerlich-mediterrane Landschaft bergauf
marschierte. Immer wieder hielt er inne, um den Blick auf die blühenden Gärten,
die Orangen- und Zypressenhaine rings um die hellen Mauern der Ordensburg zu
genießen. Der Gedanke, dass Agion Oros das Relikt einer Welt war, die nicht
mehr existierte, machte ihn traurig und stolz zugleich. Traurig in dem Wissen
um die Endgültigkeit des Verlusts und stolz, weil es dem Orden gelungen war,
wenigstens einen Teil des Verlorenen zu bewahren und ihm ein Refugium zu erschaffen,
das bislang den Stürmen der Zeit getrotzt hatte …
    „Wunderschön,
nicht wahr?“ sagte plötzlich jemand hinter ihm, und Benedict fuhr erschrocken
herum.
    Es
war ein Junge, etwa zwölf Jahre alt, braungebrannt und mit einem strubbligen
Haarschopf. Er trug ein verblichenes T-Shirt, Shorts und Sandalen und sah aus
wie ein Dorfjunge, der vielleicht irgendwo in der Nähe Ziegen hütete. Das
Problem war, dass es auf Agion Oros kein Dorf gab und auch keine Hirtenjungen.
Das Mindestalter für Novizen lag bei achtzehn Jahren … Der Junge konnte also
nicht real sein.
    „Dann
bist du also das

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