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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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hatte. Nichts war vergessen
und vergeben …
    Allein
die theoretische und im Grunde völlig unrealistische Möglichkeit, Elena dor t
zu begegnen, hatte ihn in Panik versetzt und Bilder wiedererstehen lassen, die
seit damals nichts von ihrem Schrecken verloren hatten.
    Der
einzige, der davon gewusst hatte, war Pater Michael gewesen, sein Beichtvater
und Mentor, den der Herr inzwischen zu sich gerufen hatte. Der alte Mann hatte
Benedict ruhig zugehört, als der sich die Last von der Seele geredet hatte, und
ihm keinerlei Vorhaltungen gemacht. Dennoch hatte Benedict die Worte nicht
vergessen, mit denen der weißhaarige Pater den jungen Novizen damals entlassen
hatte: „Du kannst das Böse in der Welt nicht besiegen, aber du kannst
verhindern, dass es Macht über dich gewinnt. Das ist ungleich schwerer, als
zornig zum Schwert zu greifen.“
    Benedict
hatte zum Schwert gegriffen, damals, und es war nicht sein Verdienst, dass
andere den Streich geführt hatten …
     
     
    Ricardo
hatte ihn einfach ausgelacht, als er mit seinem Ersparten bei ihm aufgekreuzt
war und ihn gebeten hatte, ihm eine Waffe zu beschaffen.
    „Klar
kann ich dir eine Knarre besorgen, Kleiner“, hatte er gegrinst. „Aber das wäre
rausgeschmissenes Geld, denn du hast nun mal nicht die Eier, um wirklich abzudrücken.
Das ist nur was für die bösen Jungs … He, so war’s nicht gemeint, Mann, du bist
heute vielleicht scheiße drauf!“
    Mit
sanfter Gewalt hatte er den Jüngeren wieder auf seinen Stuhl gedrückt und ihn
besorgt gemustert. „Moment mal, dann war das also deine Kleine, die se im Park
gefunden haben? Scheiße, Mann, das tut mir leid. Wie is’n das überhaupt
passiert?“
    Benedict
hatte ihm erzählt, was er wusste, stockend zuerst, als er noch mit den Tränen
kämpfte, aber dann war es förmlich aus ihm herausgeflossen wie Eiter aus einer
aufgeplatzten Wunde. Bevor er zu Ricardo gegangen war, hatte er geglaubt,
niemals darüber sprechen zu können, aber in dessen irgendwie tröstlicher
Gegenwart konnte er das Unsagbare plötzlich in Worte fassen, mit jedem
widerwärtigen Detail des Obduktionsberichts, den er niemals hätte zu Gesicht
bekommen dürfen …
    „Mit
einer Machete, sagst du?“ hatte Ricardo am Ende noch einmal nachgefragt, und
seine Stimme hatte dabei irgendwie seltsam geklungen. Dann hatte er Benedict
bei den Schultern gefasst und beinahe hypnotisiert mit seinem Blick aus den
hellen, grauen Augen, denen man nie ansehen konnte, woran er gerade dachte.
    „Ich
sag dir jetzt mal was, Kleiner, das du am besten gleich wieder vergisst: Ich
werde mich um die Sache kümmern, nicht für Geld und auch nicht, damit du mir
was schuldig bist. Vielleicht wegen der alten Zeiten, wenn’s die überhaupt mal
gab, und vielleicht auch, weil es schon lange hätte passieren müssen. So, und
nun hau ab, und erzähl ja niemandem, dass du hier warst. Am besten, du gehst
weg von hier, Kleiner, es ist eine dreckige Stadt auf einem beschissenen
Planeten. Ab mit dir!“
    Benedict
hatte Ricardo nie wieder gesehen, war aber dennoch nicht ohne Nachricht
geblieben. Zwei Wochen nach seinem Besuch bei Ricardo brannte im Hafenviertel
ein Schuppen ab, und darin fand die Feuerwehr die verkohlten Leichen von fünf
Männern, illegalen Einwanderern vermutlich. Obwohl die Behörden sofort eine
Nachrichtensperre verhängten, sickerte schnell durch, dass die Opfer brutal
hingerichtet worden waren. Der oder die Täter hatten ihnen vor der
Brandstiftung Hände, Füße und Geschlecht abgetrennt und sie verbluten lassen.
Als sich in den Trümmern des Gebäudes die Tatwaffe im Fall der vergewaltigten
und ermordeten Elena P. anfand, wurde auch Benedict als Freund des Mädchens
routinemäßig von der Polizei vernommen, konnte aber keine sachdienlichen
Hinweise geben, so dass sich die Beamten schnell wieder verabschiedeten.
    Sechs
Wochen später flog Benedict Leonhardt zur Aufnahmeprüfung nach Agion Oros, dem
Kloster des Ordens der Heiligen Madonna der letzten Tage. Er kehrte nie nach
Eisenstadt zurück.
     
     
    An
Schlaf war nicht zu denken in dieser Nacht. Weder Gebete noch Exerzitien
vermochten die Bilder und Erinnerungen an jene schrecklichen Stunden zu verdrängen,
in denen er auf der Suche nach Elena durch die Straßen seiner Heimatstadt
geirrt war.
    Er
hatte sie nicht gefunden, was er im Nachhinein als Gnade empfand, obwohl er in
der Nacht auch den Park nahe der T-Bahn-Station durchstreift hatte, an der sie
manchmal ausstieg. Der Hund eines frühen

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