Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
Vom Netzwerk:
man
muss zugeben, dass er in seinem rotgoldenen Ornat sehr stattlich aussah – sagte
er in die stille Kirche hinein: „Katharina und Sebastian, ich rufe euch nun zum
Altar.“
    Ein
Mann und eine Frau in seltsamen wollenen Umhängen kamen durch den Mittelgang,
schritten die drei Stufen zur Altarebene hoch, stellten sich rechts und links
neben dem Altar auf und warfen ihre Umhänge ab. Überall kamen jetzt die
Operngläser zum Einsatz, auch so weit vorne bei mir, in der vierten Reihe, denn
die Gläubigen wollten Katharina und Sebastian genau sehen. Ich hatte einen ganz
guten Blick, auch ohne Opernglas. Bemerkenswert an den beiden: Sebastians
Erektion konnte kaum anders als enorm genannt werden, Katharinas Brüste waren
überdurchschnittlich groß. Auch sie wirkte erhitzt. Nach kurzer Zeit bestiegen
die beiden den Altar, dessen Größe mir jetzt verständlich wurde, und
kopulierten. Bald füllte ihr Gestöhne die ganze Kirche – möglicherweise wurde
es irgendwie verstärkt – die Bewegungen wurden heftiger, die Sprache derber, es
gab verschiedene Stellungswechsel, die mit Routine und Eleganz vor sich gingen,
und dann kam anscheinend der gemeinsame Orgasmus. Alles, wie man es aus jedem
handelsüblichen Pornofilm kennt. Die Gemeinde reagierte darauf mit einer Art
aufmerksamer Gelassenheit, man schaute und schwieg. Als alles vorbei war,
stiegen Katharina und Sebastian vom Altar herunter, legten ihre Umhänge an und
verschwanden, wie sie gekommen waren. Bischof Miersch schickte die Gemeinde mit
ein paar guten Worten nach Hause.
     
     
    „Was
denken Sie?“, fragte er, als er mir später in der leeren Kirche meine Kamera
zurückgab.
    „Ich
weiß nicht, was ich denken soll“, antwortete ich. „Mir ist der Zweck der ganzen
Sache nicht klar.“
    Er
lächelte.
    Ich
machte mir bereits Gedanken über den Aufmacher für meinen Artikel.
Normalerweise wäre mir zu diesem Zeitpunkt der erste Satz eingefallen, aber im
Moment war ich noch ganz leer.
    „Wenn
Sie noch ein wenig Geduld haben“, sagte der Bischof, „schlüpfe ich wieder in
meine Straßenkleider, und wir können zusammen essen gehen. Sebastian und
Katharina würden auch mitkommen. Das wäre doch sicher auch in Ihrem Interesse.“
    „Natürlich,
natürlich“, murmelte ich, während ich meine Kamera in ihre Tasche
zurücksteckte.
     
     
    Sebastian
saß am Steuer. In normalen Kleidern war er nur ein gut aussehender
Mitvierziger. Wirkte wie ein Lehrer oder ein Arzt. Katharina, unauffällig
gekleidet, saß neben mir und schaute ab und zu aus dem Fenster.
    Plötzlich
wandte sie sich ohne jede Vorwarnung an mich. „Wie war ich?“, fragte sie. Sie
war wirklich auffallend hübsch mit ihren dunklen glatten Haaren und dem feinen
Sommersprossenhauch auf dem Nasenrücken. Unvermittelt musste ich daran denken,
dass ich die Körper der meisten Frauen, mit denen ich geschlafen hatte, nicht
so gut kannte wie ihren.
    „Was?“,
fragte ich überrascht zurück.
    „Wie
war ich? Wie waren wir, Sebastian und ich? Werden Sie an uns denken?“
    Die
Frau machte mich nervös. Ich schaute mich Hilfe suchend im Wagen um, aber
Sebastian fuhr mit der Diskretion eines Chauffeurs und Bischof Miersch tat so,
als ginge ihn das alles gar nichts an.
    „Wie
meinen Sie das, ob ich an Sie denken werde?“
    „Na
wenn Sie sich selbst berühren. Werden Sie an uns denken?“
    „So,
da wären wir“, sagte der Bischof. Das Restaurant kannte ich sogar. Es war ganz
okay für einen wie mich, der Restaurants hasst.
     
     
    Zu
meiner Erleichterung kam Katharina während des Essens nicht mehr auf ihre Frage
zurück, und ich hatte genug Zeit, mich mit der einen Sache zu beschäftigen, die
ich noch wissen wollte. Bis zum Dessert war unser Gespräch ebenso angenehm wie 
belanglos verlaufen, und erst bei der Crème brulée hatte ich den nötigen Mut
beisammen.
    „Sebastian
und Katharina“, setzte ich an. „Eins interessiert mich. Sind Sie beiden denn
selbst Mitglieder der Kirche, oder stehen Sie zu ihr in einer … finanziellen
Beziehung?“
    Erst
stutzten die beiden, dann lachten sie. Der Bischof schmunzelte.
    „Das
haben Sie aber nett ausgedrückt“,  sagte Katharina. „‚Finanzielle Beziehung’.
Süß.“ Sie löffelte noch ein wenig in ihrem Capuccino herum. „Nein, wir sind
keine Mitglieder der Kirche. Früher haben wir beide in der Sexindustrie
gearbeitet. Wenn Sie Lust haben, können Sie heute noch Filme kaufen oder
ausleihen, bei denen wir beide mitgespielt haben. Die Fickstutenranch

Weitere Kostenlose Bücher