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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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an!”
    Eva
lachte in einen Rauchring hinein und murmelte etwas.
    „Was
sagtest du?”
    Sie
antwortete nicht, blickte bloß zum Kühlschrank, als erwarte sie, Zustimmung von
dort zu erhalten.
    „Eva,
du darfst dich nicht darauf versteifen. Wir haben doch auch schon früher an das
Jenseits geglaubt. Trotzdem haben wir so gelebt, wie es der Alltag erforderte.”
    „Alltag
… haben wir nicht genug Alltag für eine ganze Lebenszeit gehabt?”
    „Was
willst du damit sagen?”
    „Ich
sage: Vielleicht bin ich … sind wir an dem Punkt angelangt, wo der Alltag nicht
mehr als eine Seifenblase ist. Und Seifenblasen platzen immer. Und wenn eine
Seifenblase platzt, bleibt nur …”
    „Eva,
hör auf!” Ich sprang auf, wobei ich an den Tisch stieß. Die Weinflasche fiel zu
Boden und zerbrach. Ich packte Eva bei den Schultern und schüttelte sie. „Das
muss aufhören, verstehst du?” Sie starrte mich an, entsetzt, verängstigt.
„Verstehst du?”, schrie ich.
    „Lass
mich los!”
    „Verstehst
du mich? Ob du mich verstehst?!”
    Das
Entsetzen wich aus ihren Augen und etwas, für das ich keine Worte fand,
erschien. Eva packte meine Finger, bog sie von ihren Schultern und verschwand
die Treppe hinauf.
    Ich
starrte ihr hinterher, wollte ihr nachstürzen und sie zur Vernunft bringen.
Doch ich stand nur da, roch den Zigarettendunst und den verschütteten Wein.
Meine Courage versagte ihren Dienst, nur Kopf und Schultern beugten sich meiner
Verzweiflung.
     
    Sie
alle kennen die Lobotomie als neurochirurgische Operation … ursprünglich zur
Schmerzausschaltung durchtrennte man die Nervenbahnen zwischen Thalamus und
Stirnhirn, ebenso Teile der grauen Substanz … Anwendung auch bei Psychosen …
Depressionen …
    Der
Film mit dem Hauptdarsteller Professor Jung, der seine Worte verdeutlichte,
indem er an die Tafel Fachausdrücke schrieb und Skizzen zeichnete, lief schon
eine ganze Weile. Die Nebendarsteller, unter ihnen Derman und Miller, spielten
ihre Rollen dezent – sie schwiegen, nickten, notierten. Ich bestaunte die
seltsame Szene, die sich an einem Ort abspielte, der dem Tagungsraum des
Edukator Ultra maßstabgetreu nachempfunden worden war.
    Die
Geschichte ist schnell erzählt … Antônio Egas Moniz, der für seine
Lobotomiestudien den Nobelpreis erhielt … weiterentwickelt von Walter Freeman
… 
    Lobotomie.
Ich wusste nicht viel über die Lobotomie. Persönlichkeitswandel sowie Störung
des Antriebs und der Emotionalität – war sie wegen dieser Folgen nicht in den
70ern eingestellt worden?
    Der
Film war so sonderbar.
    …
wurde nun bei dem Treffen mit Präsident Plan das Gesetz zur Reinhaltung der
Jenseitsgesellschaft verabschiedet.
    Warum
hielt ich einen Zettel in meiner Hand? ‚Anwendungen der Lobotomie zur
Eliminierung von Geistesverirrungen und sonstigen subversiven Perversionen:
Anweisungen an das wissenschaftliche Personal‘ …
    …
erwarte ich von Ihnen allen, dass Sie Ihren Teil dazu beitragen, die
Bestrebungen, die Jenseitsgesellschaft auf ein solides Fundament zu setzen,
nach besten Kräften zu unterstützen …
    Irgendjemand
hatte den Ton lauter gestellt. Ich musste mir die Ohren zuhalten.
    Doktor
Grau?
    Der
Film sprach zu mir.
    „Doktor
Grau, alles in Ordnung?“, fragte Jung.
    „Ja.
Alles ist … alles ist in Ordnung.“
    Er
betrachtete mich skeptisch, nickte dann aber und blickte in die Runde. „Sie
alle wissen: Man muss tun, was man tun muss.“
    Kopfnicken.
Entschlossene Gesichter.
    „Die
Sitzung ist beendet.”
     
     
    Ich
saß in meinem Büro, hielt den Zettel mit den Anweisungen in der Hand, blickte
aber aus dem Fenster. Lars hatte ich in die Stadt geschickt, um angeblich
dringende Besorgungen für mich zu erledigen. Ich brauchte Ruhe, um mir die neue
Situation durch den Kopf gehen zu lassen.
    Lobotomie
als Mittel gegen Ungehorsam. 52 Fälle von Erregung öffentlichen Ärgernisses.
    Ich
stand auf, verließ das Büro und ging den Flur westwärts hinunter zum Lagerraum.
Zugleich legte ich mir eine mögliche Erklärung bereit, falls ich jemandem
begegnen sollte. Die erforderliche Bedarfsanforderung war bloß der formelle
Nachweis. Ohne ihn sollte ich zumindest einen plausiblen und äußerst
dringlichen Grund vorbringen können. Das ist ein Regelverstoß!
    Mir
wollte keine Rechtfertigung einfallen, doch wie durch ein Wunder erreichte ich
den Lagerraum unbemerkt. Als Forscher hatte ich Sicherheitsstufe Ultra und
besaß deshalb einen Generalschlüssel.
    Die
Luft im Lagerraum roch

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