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NOVA Science Fiction Magazin 20

NOVA Science Fiction Magazin 20

Titel: NOVA Science Fiction Magazin 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf G. Hilscher
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im Haus“, entgegnete Ninive. „Es gab in den
vergangenen Wochen kaum Gewitter.“
    „Vielleicht
hat ein anderer Wandler die Wolken versklavt“, überlegte Clogger laut. „Und
lässt sie nun ausschließlich für sich arbeiten.“
    Das
Mädchen schüttelte müde den Kopf. „Die Blitzsammler sind so gut wie leer.“
    „Besser
wenig Brennstoff als gar keiner“, argumentierte Guss. 
    „Na
schön“, seufzte Ninive. „Ich gehe morgen früh auf den Berg und bringe mit, was
die Kollektoren gesammelt haben.“
    „Versprochen?“
    „Versprochen.“
Ninive ließ den Rucksack abspringen und massierte sich die schmerzenden
Schultern.
    „Vortrefflich,
vortrefflich!“ Guss machte kehrt und watschelte zufrieden zurück ins
Kaminzimmer. Auf der Türschwelle blieb er jedoch noch einmal stehen und rief:
„Du solltest ihre Erdungsanker lichten, Ivi. Dann kommen sie vielleicht von
selbst runter, sobald sie voll sind.“
    Ninive
winkte ab. „Das habe ich bereits vor Jahrzehnten versucht“, erklärte sie. „Aber
kaum hatte der erste Blitz eingeschlagen, lagen alle Kollektoren tot im Gras.
Es hatte mich viel Zeit gekostet, für Ersatz zu sorgen.“
    „Oh“,
machte Guss. „Das ist bedauerlich.“ Er schwieg für einen Moment, dann sagte er:
„Na ja, ist vielleicht auch besser so. Wer weiß, was die Sippe dort oben alles
anstellen würde, sobald es dunkel ist.“ Damit wandte er sich ab und watschelte
weiter.
    „Sie
würden das Weite suchen“, antwortete Ninive, ohne Wert darauf zu legen, dass
Guss sie hörte. „Noch vor dem ersten Gewitter wären sie über alle Berge. Wie
geht es unseren Brass-Nymphen?“
    „Tot“,
antwortete Clogger. „Alle tot. Möchtest du einen Tee?“
    „Was?“
    „Tee“,
wiederholte die Uhr. „Wir haben Feldwiesel, Hagebutte, Pantoffel, Redalza ...“
    „Sei
still!“, schnitt Ninive ihr das Wort ab. „Vorgestern waren die Nymphen noch
gesund und munter. Wieso sind sie heute tot? Wie konnte das passieren?“
    „Balthazaar
hat sie aufgegessen“, erklärte Luxa, während sie um die Ecke geschlichen kam.
„Er hat sie zerkaut, runtergeschluckt und verdaut. Darum sind sie jetzt tot.
Das ist eine simple Kausalkette.“
    Ninive
schloss die Augen und massierte ihre Lider. Von alten Wandlern hatte sie
Geschichten darüber gehört, wie verfressen die unbeseelten Tiere der alten Welt
gewesen wären, doch nie hätte sie für möglich gehalten, welchen Appetit
beseelte Kammerjäger hatten. 
    „Apropos
Essen: Du hast Besuch.“ Clogger deutete mit allen Zeigern zur Tür des
Gesellschaftszimmers. „Er wartet im Salon.“
    „Und
das fällt dir erst jetzt ein?“, wunderte sich Ninive. „Wann ist er gekommen?“
    „Kurz
nachdem du ins Hochland aufgebrochen bist.“ Luxa beleuchtete verlegen die
Holzdecke.
    „Ihr
beiden lasst ihn hier seit zwei Tagen warten?“
    „Aus
den Augen, aus dem Sinn“, entschuldigte sich Clogger. „Verzeih unsere
Vergesslichkeit.“
    „Ich
glaube nicht, das es ihm etwas ausmacht zu warten“, fügte Luxa hinzu. „So wie
er aussieht, hat er alle Zeit der Welt.“
    „Keine
Ahnung, ob er überhaupt noch da ist“, gestand Clogger. „Vielleicht ist er
bereits wieder gegangen ...“
    „Wieso
habt ihr ihn überhaupt reingelassen, wenn ich nicht da bin?“ Ninive sah in die
Runde.
    „Ich
wollte ihn aussperren, aber er hat mich gar nicht benutzt“, verteidigte sich
die Tür.
    Ninive
blickte vorwurfsvoll zum Südfenster.
    „Und
ich war zu!“, rechtfertigte sich dieses. „Die ganze Zeit.“
    Das
Mädchen sah verwundert von einem zum anderen. „Wie ist er dann reingekommen?“
    „Durch
die Wand“, erklärte Clogger.
    „Ehe
wir uns versahen, war er durchgeschlüpft, genau dort!“
    Luxa
beleuchtete die Stelle zwischen Fenster und Eingangstür.
    „Na,
großartig.“ Ninive fuhr sich mit der Hand müde über das Gesicht. „Habt ihr ihn
wenigstens verköstigt?“
    „Das
ist nicht unser Ressort“, wich Clogger aus. „Geh und frag das Essen. Es ist
entweder im Garten oder im Kühlschrank. Ich glaube allerdings nicht, dass es
bei ihm war.“
    Ninive
setzte zu einer weiteren Strafpredigt an, winkte stattdessen jedoch
resignierend ab und lief in Richtung Salon. Egal ob klein oder groß, metallen
oder hölzern, fest oder flüssig: Die größte Unzulänglichkeit aller beseelten
Dinge war zweifellos ihr miserables Gedächtnis. Bereits seit Jahrhunderten
zerbrachen sich die ältesten Wandler die Köpfe darüber, wie das Problem gelöst
werden könnte – und seit

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