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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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bei der Kommission durchgefallen, zugegeben, ich habe mich auch geärgert, aber du hast
keinen Grund, dich persönlich beleidigt zu fühlen. Du mußt
ihnen nichts beweisen, das ist nicht notwendig. Die Anweisung der Zentrale ist für uns bindend. Unsere eigene Sicherheit bewerten wir höher als die Funktionstüchtigkeit eines
Kontromaten. Verstehst du?«
Sie können Garcias zuckende Gesichtsmuskeln nicht sehen,
denn er sitzt vor ihnen, und dem wuchtigen Körper ist von
hinten nichts anzumerken, Garcia hockt da wie ein Felsblock. »Wir reparieren!«
Er will damit den Schlußpunkt setzen, doch nach einer Sekunde des Schweigens sagt er noch: »Wir brauchen nur ein
paar Minuten bis zur Schleuse des Segments. Wenn wir den
Kontromaten vollständig auswechseln, benötigen wir maximal
dreißig Minuten. Zurück zum Segment 1110 zwanzig Minuten, das ergibt eine Gesamtzeit von einer Stunde. Die Ozeanographen der Seewarte veranstalten immer ein großes Geschrei,
und dann kommt nur ein harmloses Schaukeln.«
»Es ist Gefahrenstufe fünf«, gibt Bartowski zu bedenken. »Bart hat recht«, fällt nun auch Siles ein. »Wegen eines defekten Kontromaten geht die Welt nicht unter. Außerdem werden
sie uns wieder eine Aussprache verpassen, die sich gewaschen
hat. Ich habe noch von der letzten Kopfschmerzen.« »Na und?« Gravias Stimme ist stocksteif. »Wir haben uns bis
jetzt stets durchgesetzt. Und wenn auch die Welt nicht untergeht, Siles – wir sind für den Tunnel hier verantwortlich. Wir
und niemand anderes. Wir fahren weiter.«
»Was soll die Streiterei?« mischt sich nun auch Skysarna
ein. »Wir fahren weiter und fertig. Es stimmt, was Garcia sagt.
Wir sind verantwortlich. Wozu hätten wir denn sonst diese
Arbeit? Ich weiß gar nicht, was du immer zu meckern hast,
Bart. Wir könnten ja die…«, er bricht abrupt ab. Die Zentrale
benachrichtigen und denen die Entscheidung überlassen, hatte
er sagen wollen, und die anderen haben ihn verstanden. Die
gleiche Frage hat auch sie bewegt, doch sie sind zu stolz, eine
Entscheidung anderen zu überlassen. Trotz der Meinungsverschiedenheiten wollen sie das Problem allein bewältigen, so
wie schon in vielen Situationen, die mit Erfolg gemeistert
worden waren.
Diese Gedanken gehen allen vier Männern gleichzeitig durch den Kopf. Das ist wie ein inneres Band, das sie miteinander verschweißt, obwohl es ganz verschiedene Nuancen
hat.
Garcia will seine Anweisung auf jeden Fall durchsetzen,
denn er ist der Chief und für die Erfolge der Gruppe verantwortlich. Er weiß, daß sie bis jetzt zusammengehalten haben
wie eine verschworene Gemeinschaft – und das nicht nur während der Arbeitszeit. Allein Siles ist verheiratet; sie haben viele
schöne Stunden miteinander verbracht. Darauf baut er und
verläßt sich auf seinen Instinkt, der ihm sagt, daß sie ihm folgen werden. Für einen Moment kommt ihm der Gedanke, daß
er diese Tatsache für sich ausnutzt, weil er wirklich zeigen
will, was er wert ist, aber er weist ihn rasch wieder von sich,
will ihn nicht wahrhaben.
Für Siles und Skysarna ist es einfach.
Der Chief hat entschieden, und sie geben ihm recht. Siles ist
nach Skysarna rasch wieder auf Garcias Seite umgeschwenkt
und beugt sich der doppelten Autorität.
Nur Bartowski hat es schwerer. Er glaubt zu wissen, daß
Garcia umgekehrt wäre und die Anweisung respektiert hätte,
wäre nicht tags zuvor Chapmann, sondern er mit dem Einsatz
in Atlantis ausgezeichnet worden. Da hätte er sich kein Risiko
leisten können, sondern vor allem an die Sicherheit der
Gruppe gedacht. Heute aber besteht die fragwürdige Möglichkeit, unter widrigen Umständen zu zeigen, wie hoch die
Leistungsfähigkeit unter seiner Leitung ist. Bartowski kennt
Garcias Erfolgswahn, und er traut ihm zu, mit diesem Einsatz
auf eine spektakuläre Aktion zu zielen.
Doch da ist in ihm auch noch eine zweite Stimme. Sie heißt Enttäuschung über die Niederlage – war es überhaupt eine? –, und es ist dieselbe, wie sie auch in Skysarna, Siles
und Garcia klingt. Nur hat sie einen anderen Ton.
Ob er nun will oder nicht, auch Bartowski sieht in der Fortsetzung der Fahrt eine Möglichkeit, wenn auch nur eine
schwache, sich auszuzeichnen. Lediglich Garcias autoritäres
Gehabe regt in ihm unverhohlenen Widerspruch.
Trotzdem beugt er sich schließlich.
Einen Kilometer vor der Schadstelle beginnt der Wagen zu
bremsen. Damit hat Garcia die Norm um zwei Kilometer unterschritten. Ein gewaltiger Druck quetscht die Männer in die
Polster. Dann

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