Nova
aus Garcia ein
anderer Mensch geworden ist.
Er sieht alt aus und müde. Ein verbrauchter Mann.
3
»Ach, kommen Sie, Schwester. Nun geben Sie Ihrem Herzen einen Stoß und schauen Sie weg. Es dauert wirklich nur ein paar Minütchen.« Siles hat sein süßestes Lächeln aufgesetzt, dessen er fähig ist. Er kennt sich. Seine Glatze und das Lächeln, zusammen wirken sie so gemütlich, daß ihm selten jemand etwas abschlagen kann. Er hat richtig spekuliert. Seufzend gibt die Schwester nach und öffnet die Tür.
»Skys – altes Haus, wir sind’s. Komm schon, mach die Augen auf.«
Strahlend steht Siles vor Skysarnas Bett, hinter ihm Bartowski.
»Hallo…« Skysarna winkt matt mit einem Arm. »Schön, daß ihr vorbeischaut.«
»Die Schwester hat gesagt, die Operation ist glatt verlaufen. In ein paar Wochen kannst du wieder hüpfen. Hier, nimm mal einen Schluck.«
Siles holt aus dem Jackett eine flache Flasche Pipers und setzt sie Skysarna an die Lippen. Sie wissen natürlich, daß das streng untersagt ist, aber alle drei empfinden den Reiz des verbotenen Spiels.
Der Alkohol ist scharf, er brennt in Skysarnas Eingeweiden.
»O Mann, Skys, sei froh, daß du diese Woche hier warst«, meint Siles befriedigt, als er sieht, daß sich Skysarnas Wangen rot färben. Ihm fällt nicht auf, wie weh er Skysarna damit tut.
»Weißt du, was das für einen Wirbel gab… dem Tunnel ist nichts passiert. Der Kontromat konnte den Riß selbst flicken. Zur Vorsicht waren die Tauchflaschen noch draußen, aber es ist alles gut gegangen. Steiger von der Arbeitsinspektion hat uns durch die Mangel gedreht, als wolle er Frikassee aus uns machen. Du kennst ihn ja. So ein langer, dürrer, mit Kontaktlinsen.«
Siles nimmt sich einen der weißen, harten Krankenhausstühle und setzt sich verkehrt herum, die Arme auf den Lehnen verschränkt. »Garcia wird versetzt. Für drei Jahre, und seine Chiefstelle ist er los. Na ja«, sagt er verlegen, »schließlich trägt er doch die Schuld an deinem Unfall.«
»Er hat sich nicht mehr bei uns sehen lassen«, sagt Bartowski. »Wir hätten ihn sonst mitgebracht. Wir können Tyodo als Leiter bekommen.«
Das Gesicht Skysarnas nimmt einen erstaunten Ausdruck an. Er stemmt sich mühsam im Bett empor. »Seid ihr denn verrückt geworden? Bart! Siles! Habt ihr ihn im Stich gelassen?«
Die beiden ziehen betretene Mienen. »Nein, natürlich nicht, aber…«
Aber Skysarna hat bereits verstanden.
Sicher hat Bartowski gesagt, daß er von Anfang an dagegen war, die Reparatur doch noch durchzuführen und von Garcias krankhaftem Ehrgeiz gesprochen. Und Siles hat sich gewunden wie ein Aal, ein paar Fakten genannt, ohne seine eigene Einstellung preiszugeben. Sie haben Garcia fallenlassen wie eine heiße Kartoffel.
Und sie werden sich sicher auch nicht angestrengt haben, ihren Chief ausfindig zu machen, um ihn heute mitzubringen, hierher ins Krankenhaus.
»Was seid ihr bloß für Freunde…« Er schüttelt traurig den Kopf. »Als Garcia gestern hier war, hat er anders gesprochen als ihr. Er hat alle Schuld…«
»Was, er war hier?« fragt Siles erstaunt.
»Ja, Steiger auch. Garcia hat alle Schuld auf sich genommen, das wißt ihr ja. Er hat Steiger gesagt, er habe uns gezwungen, die Fahrt fortzusetzen, obwohl wir alle dagegen waren. Er selbst hat seinen sofortigen Ausschluß beantragt. Ich hab geheult, ja, schau nicht so, Siles, geflennt wie ein Kind, als Garcia hier stand und angeklagt hat. Er hat gesagt, daß er… ach, ihr Idioten!«
Siles und Bartowski hat es die Sprache verschlagen. Sie hatten Verbitterung erwartet, Zorn gegen Garcia – aber keinen solchen Ausbruch.
»Und damit ihr klarseht – wenn ich’ hier erst heraus bin, dann lasse ich mich zu Garcia versetzen.«
Skysarna fällt wieder zurück in die Kissen. Er ist erschöpft.
Die beiden Männer schweigen eine Weile.
Dann sagt Bartowski: »Siles, wir sind wirklich Idioten. Da hat Skys völlig recht. Und wir haben gedacht, er müsse eine Riesenwut im Bauch haben gegen Garcia, aber das war wohl ein Irrtum.«
»He, Skys, hast du wirklich geglaubt, wir würden uns um unseren Anteil an der Schuld drücken? Und dem Chief alles in die Schuhe schieben? Schließlich waren wir zum Schluß alle der Meinung, wir müßten weiterfahren und reparieren.«
Bartowski nimmt wieder das Wort. »Garcia ist herunter von seinem krankhaften Ehrgeiz. Das ist für mich so wichtig wie deine neuen Beine. Daß alles so gekommen ist, sein Erfolgswahn, die Entscheidung zur Weiterfahrt, der Unfall –
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