Nova
das lag genauso an mir und Siles wie an Garcia. Das ist es, was mich am meisten bedrückt. Ich habe es nur nicht sehen wollen. Wir alle kennen seinen Charakter, aber was haben wir dagegen getan? Er ist unser Chief – und wir sind seine Freunde. Wir haben ihn so gelassen, wie er war. Das war viel falscher als Garcias sturer Befehl. Ich könnte mich vor Wut ohrfeigen. Erst mußte so etwas geschehen, bis ich Klarheit in meinen Kopf bekomme.«
Siles grinst nun wieder und legt seine Beine bequem über die Bettkante. »Und ich habe es ihm jeden Tag mit meinem Haltungsfehler schwer gemacht.«
Abstände
1. Vierter Abstand
»Warte bitte, schalt nicht auf den anderen Kanal. Laß den Videotext laufen. Es gab eine Katastrophe auf der GENVERStation.«
Er wartete gespannt, bis das Gerät die bedruckte Folie freigab.
»Es ist nicht zu glauben«, sagte er kopfschüttelnd, nachdem er gelesen hatte. »Die zwölf Wissenschaftler auf GENVER sind einen furchtbaren Tod gestorben.«
»Wie gut«, erwiderte sie, »daß du damals nicht auf das Angebot für das Projekt ANTARES eingegangen bist.« Sie streichelte seine Hände. »Ich müßte immer Angst um dich haben…«
2. Dritter Abstand
Amtliche Mitteilung der Kosmischen Akademie Konur:
Auf dem Forschungsplanetoiden GENVER-Station im Raumsektor YD-S-34 ereignete sich vor drei Tagen ein folgenschweres Unglück. Zwölf Wissenschaftler, die mit der Untersuchung extraterrestrischer Strukturen beschäftigt waren, starben bei Ausbruch eines Forschungsobjektes, das die Bezeichnung A-D-Plasma 2189 trägt.
Das fremdartige Lebendplasma durchbrach die Sicherheitssperren, zerstörte Versorgungseinrichtungen und konnte trotz sofortiger Maßnahmen nicht unter Kontrolle gebracht werden. Die Auswirkungen der Eigenschaften des Plasmas hatten den Tod der Wissenschaftler zur Folge.
Die Bekämpfung der aggressiven Strukturen mittels Offensivgas vom Typ Agent-Trident, erfolgreich gegen die Überträger der Antares-Seuche eingesetzt, vernichtete zwar das Plasma, konnte aber die Katastrophe nicht mehr verhindern.
Die Leitung und alle Angehörigen der Kosmischen Akademie sowie die Regierung sprechen den Angehörigen der hervorragenden Wissenschaftler ihr tief empfundenes Mitgefühl aus.
3. Zweiter Abstand
Kraygr gab seine Pose auf und bewegte sich vor dem Kontrollpult der Administrationstronik auf und ab. Er liebte es nicht, Erregung zu zeigen oder gar Nervosität, doch Wendolins Bericht hatte seine Gefühlssperren durchbrochen.
Abrupt blieb er stehen und starrte Wendolin an. »Das darf es nicht geben. Sagen Sie mir, daß das alles nicht stimmt. Ich habe schon an Eloons Verstand gezweifelt, als der die Nachricht von den Vorfällen auf GENVER durchgab. Wissen Sie überhaupt, wieviel ökonomische Einheiten wir in die Sicherheitseinrichtungen investiert haben? Aber was frage ich – sehen Sie, die Nerven – , Sie wissen es selbst gut genug. Da konnte einfach nichts passieren. Verstehen Sie? Das nicht! Hören Sie, Wendolin, ich kenne den Plan der Station. Wie konnte denn das Plasma unbehindert durch einen der Vertikalkanäle ausbrechen und derartige Zerstörungen anrichten?«
»Die Sicherheiten waren optimal. Das stimmt. Aber eben nur nach unserem Ermessen. Wir haben in der Analyse die gesamte Sektion Stück für Stück auseinandergenommen. Das Fremdleben hat, so unwahrscheinlich es klingt, die biologischen, radiologischen und technischen Sperren überwunden. Leider kennen wir die Eigenschaften des Plasmas nicht genau. Ich vermute, es hat sich im Selektivverfahren angepaßt. Die Aufzeichnungen der Wissenschaftler sind erhalten, bis auf wenige Ausnahmen, doch sie hatten die Struktur nur drei Tage unter Kontrolle. Zuwenig Zeit, sie umfassend zu untersuchen.«
Kraygr hieb mit beiden Fäusten auf den Tisch. »Eben das sind Millionen Gründe, für hundertprozentige Sicherheit zu sorgen. Was haben die sich auf GENVER eigentlich gedacht?! Experimentieren da ohne…« Er verstummte, schickte einen prüfenden Blick hinüber zu dem unbeweglich dastehenden Wendolin.
»Verzeihen Sie – ich war taktlos, nicht wahr? Habe mich gehenlassen.« Jetzt setzte er sich doch hinter sein Pult, stützte den Kopf in die Hände. »So eine Katastrophe… unvorstellbar.«
Wendolin enthielt sich jeder Äußerung.
»Zwölf Menschen gestorben… ich vermag es einfach nicht zu glauben. Es will und will mir nicht in den Kopf. Und das Plasma – was ist mit ihm geschehen?«
»Silence Pikkard war zu diesem Zeitpunkt D 1. Er hat es,
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