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Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten

Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten

Titel: Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alessandro Baricco
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Strudel / und alle stumm / sie warten nur / daß es endet / und, sinken / Mama, das will ich nicht / ich will friedliches Wasser / das dich spiegelt / Schluß mit / diesen / sinnlos / wilden / Wasserwänden / und dem Lärm / ich will das Wasser, das du kanntest
    ich will das Meer zurück
    Stille
    und Licht
    und fliegende Fische
    dort oben die fliegen. 
     
    Die erste Fahrt, der erste Sturm. Pech gehabt. Ich hatte noch nicht mal richtig verstanden, wo es eigentlich langgeht, da erwischte mich eines der mörderischsten Unwetter in der Geschichte der Virginian .
    Mitten in der Nacht brannten bei ihm alle Sicherungen durch, und ab ging die Post, er schmiß den Tisch um. Der Ozean. Es sah aus, als wollte er nie mehr aufhören. Nicht daß einer, der auf einem Schiff Trompete spielt, noch groß was machen kann, wenn der Sturm kommt. Er kann höchstens vermeiden, Trompete zu spielen, um die Sache nicht noch komplizierter zu machen, und ohne einen Mucks in seiner Koje sitzen. Doch da drin hielt ich es nicht aus. Du kannst dich soviel ablenken, wie du willst, aber verlaß dich drauf, früher oder später schießt dir ein Satz zielsicher durchs Hirn: Er sitzt wie die Maus in der Falle. Ich wollte nicht wie die Maus in der Falle sitzen, also ging ich raus aus der Kabine und begann herumzuirren. Ich wußte ja auch gar nicht, wohin, ich war erst seit vier Tagen auf diesem Schiff, es war schon viel, wenn ich den Weg zu den Toiletten fand. Diese Schiffe sind kleine schwimmende Städte. Wirklich wahr. Also wie ich da so überall anstieß und aufs Geratewohl in die Gänge bog, wie es gerade kam, verfranzte ich mich, das ist ja klar. Dumm gelaufen. Schöne Scheiße. Gerade in diesem Augenblick kam ein Typ vorbei, sehr elegant und dunkel gekleidet, er spazierte einfach herum und machte ganz und gar nicht den Eindruck, sich verlaufen zu haben, er schien die Wellen nicht mal zu spüren, ganz so, als schlenderte er über die Strandpromenade von Nizza: Das war Novecento.
    Er war damals siebenundzwanzig, wirkte aber älter. Ich kannte ihn kaum. Ich hatte in diesen vier Tagen mit ihm in der Band gespielt, aber mehr auch nicht. Ich wußte nicht mal, wo er seine Kabine hatte. Natürlich hatten mir die anderen von ihm erzählt. Sie sagten seltsame Sachen, sie sagten: Novecento ist noch nie von Bord gegangen. Er ist auf diesem Schiff geboren und seitdem immer hiergeblieben. Die ganze Zeit. Siebenundzwanzig Jahre, ohne je den Fuß auf festes Land zu setzen. Wenn man das so hörte, klang es ziemlich nach Seemannsgarn … Sie sagten auch, daß er eine Art von Musik machte, die es gar nicht gab. Alles, was ich darüber wußte, war, daß Fritz Hermann, ein Weißer, der von Musik nicht die Bohne verstand, aber ein hübsches Gesicht hatte, weshalb er der Bandleader war, jedesmal bevor wir da im Ballsaal zu spielen anfingen, zu ihm ging und leise sagte:
    »Bitte, Novecento, nur die normalen Noten, okay?«
    Novecento nickte und spielte die normalen Noten, wobei er vor sich hin starrte, nicht ein Blick auf seine Hände, er schien ganz woanders zu sein. Heute weiß ich, daß er wirklich ganz woanders war. Aber damals wußte ich das nicht. Ich dachte, er ist ein bißchen seltsam, weiter nichts.
    In jener Nacht, mitten im schönsten Unwetter und in seinem Aufzug wie ein Gentleman im Urlaub fand er mich in irgendeinem Gang verirrt und mit dem Gesicht eines Toten, sah mich an, lächelte und sagte: »Komm.«
    Also wenn einer, der auf einem Schiff Trompete spielt, mitten im schönsten Unwetter einen trifft, der »Komm« zu ihm sagt, kann der, der Trompete spielt, nur eines tun: mitgehen. Ich ging mit. Das heißt, er ging. Ich dagegen … naja, es war nicht das gleiche, ich hatte nicht diese Harmonie, aber immerhin … wir kamen im Ballsaal an, und hier und da abprallend – nur ich natürlich, denn er lief ja wie auf Schienen – erreichten wir das Klavier.
    Kein Mensch war unterwegs. Fast völlige Finsternis, nur vereinzelt ein Lichtschein. Novecento zeigte auf die Füße des Klaviers.
    »Mach die Blockierungen los«, sagte er. Das Schiff tanzte, daß es eine Lust war, man hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, es war blödsinnig, die Räder zu entsichern.
    »Wenn du mir vertraust, mach sie los.«
    Der spinnt, dachte ich. Und machte sie los.
    »Und jetzt setz dich zu mir«, sagte Novecento.
    Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte, ich verstand es einfach nicht, ich stand da und hielt dieses Klavier fest, das wie ein riesiges Stück schwarze Seife zu

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