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November 1918: Eine deutsche Revolution: Erzählwerk in drei Teilen Erster Teil: Bürger und Soldaten 1918 (German Edition)

November 1918: Eine deutsche Revolution: Erzählwerk in drei Teilen Erster Teil: Bürger und Soldaten 1918 (German Edition)

Titel: November 1918: Eine deutsche Revolution: Erzählwerk in drei Teilen Erster Teil: Bürger und Soldaten 1918 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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strömte, Klagen von Soldaten und Zivil erfüllten die trübe Novemberluft.
    Unentwegt starr hielt das Geschick das Steuer.

    Am 7.November in der Nacht bat die deutsche Heeresleitung in einem Funktelegramm an den Befehlshaber der alliierten Truppen um einen sofortigen Waffenstillstand. Sie erhielt zur Antwort: Die deutschen Bevollmächtigten sollten sich bei den französischen Vorposten auf der Straße Chimay–Fourmies – La Capelle–Guise einfinden.
    Sie überschritten um zehn Uhr abends die alliierten Linien bei Haudroy, wurden in Wagen nach Soissons geleitet und langten am Freitag früh im Forst von Compiègne an, im Hauptquartier des Marschalls Foch. Er ließ sie um neun Uhr morgens vor, in seinen Salonwagen. Neben ihm standen ein französischer General und zwei Admirale, ein englischer und ein amerikanischer. Der deutsche Wortführer, ein Zivilist, glaubte angesichts der Schwere der Bedingungen Bemerkungen vorbringen zu müssen; der Oberkommandeur der Alliierten wies sie mit den Worten ab, die Waffen würden nicht eher ruhen, bis dieser Vertrag unterzeichnet sei (er glaubte selbst nicht an seine Annahme). Sie erhielten eine Frist von zweiundsiebzig Stunden.
    Um ein Uhr nachmittags bekam ein Hauptmann aus der deutschen Kommission den Auftrag, in das deutsche Hauptquartier zu fahren, zu fliegen, was er könne, und schleunigst, schleunigst das Dokument hinzubringen. Jede Stunde bedeute den Tod von Menschen. Die Deutschen schossen wild, als der Hauptmann mit seinem Auto ankam, eine große weiße Fahne wehte am Auto, ein Trompeter stand draußen auf dem Trittbrett und gab Signal, aber das war nicht zu hören im Krachen der Schüsse. Fünf Stunden verbrauchten die Parlamentäre im Hin- und Herfahren, dann faßten sie den verzweifelten Entschluß, irgendwo durchzubrechen, und koste es das Leben. Sie sausten los und hatten Glück.
    Aber sie stiegen erstaunt aus, als sie die deutschen Gräben erreichten. Was fanden sie? Nichts als ein paar Mitrailleusen, über das Gelände verstreut, dabei eine kleine Handvoll Leute, die wie Besessene inmitten ihrer toten Kameraden das schreckliche Feuer unterhielten.
    Der Sonnabend, der Sonntag verging in Compiègne, es kam keine Antwort. Französische Schienenarbeiter zeigten den Unterhändlern, die warteten, herumstanden und warteten, ihre Zeitungen – mit fingergroßen Schlagzeilen: der deutsche Kaiser hat abgedankt, der Kronprinz auch. Es ist schon der 10.November, morgen um elf Uhr sind die zweiundsiebzig Stunden um.
    Um acht Uhr abends langt ein Radiotelegramm des Großen Hauptquartiers an: man fordert neue Bedingungen, heiliger Gott, man hat schon die ganzen Tage vergeblich darum gekämpft, was soll geschehen. Endlich das erlösende Wort, um ein halb elf Uhr, ein Funkspruch an die deutsche Waffenstillstandskommission: »Die deutsche Regierung nimmt die Waffenstillstandsbedingungen an, die ihr am 8.November gestellt sind. Reichskanzler Schluß.« Die Unterhändler müssen sich mit dem französischen Dolmetscheroffizier zusammenstellen, der fragt, wer der Reichskanzler Schluß ist, man kenne ihn weder hier noch in Paris, und der Führer der Deutschen, ein mittelgroßer, behäbiger Herr mit semmelblondem Haar und einem goldenen Kneifer, Journalist und Abgeordneter namens Erzberger, muß sich den Schaden besehen und erklären: das heißt nichts als Reichskanzler, Schluß heißt Schluß, Endpunkt, und mit diesem Reichskanzler würde es wohl, setzt er hinzu, auch Schluß sein, was den Dolmetscher nichts weiter angeht.
    Um fünf Uhr morgens zeichneten sie den Vertrag.
    Um diese Zeit befanden sich drei Millionen fünfhunderttausend Amerikaner im Heeresdienst, auf dem Neuen Erdteil wurden eine Million vierhunderttausend neue Leute, felddienstfähig, ausgemustert.
    Es sollte am 13.November die Schlacht bei Metz beginnen, acht frische USA-Divisionen standen schon dazu für den Angriff nördlich der Festung bereit, mit drei französischen. Südlich Metz sollte General Castelnau auf Saarlouis und Saarbrücken zustoßen, unterstützt von sechs USA-Divisionen.
    Der Feldherr der Alliierten konnte aus dem Forst von Compiègne seine Oberkommandierenden wissen lassen: »Die Feindseligkeiten sind an der ganzen Front am 11.November, elf Uhr französische Zeit, einzustellen. Die alliierten Truppen dürfen, bis neuer Befehl eintrifft, die an diesem Tage und zu dieser Stunde erreichten Linien nicht überschreiten.«

    Und als die Unterhändler mit dem unterschriebenen Dokument am nächsten Tage

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