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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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unterdrücken. Auf einmal spürte ich, wie recht er hatte , auch wenn ich es nie eingestanden hätte.
    „Sie machen mir keine Umstände, Frau Langner. Im Gegenteil. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mich für Ihre Mühe erkenntlich zeigen könnte. Wohin dürfen wir Sie fahren?“
    Die geöffnete Wagentür wirkte einladend, die war tenden Ledersitze verlockend. Ich zögerte, dann nannte ich Julian meine Adresse und stieg ein. Immer hin e r hielt ich nun die G e legenheit ihn zu fragen, was mit Christian ge schehen war . Aber als er sich neben mich setzte, fühlte ich mich so müde, dass ich während der g esa m ten Fahrt nach Friedenau friedlich vor mich hindöste.
    Erst als der Wagen in meine Straße einbog, wurde ich mit einem Ruck wieder munter. Für mein Auto gab es trotz der Uhrzeit einen Parkplatz direkt vor der Tür. Der Fahrer schloss meine Autotür ab und drückte mir mit einem höfl i chen Nicken den Schlüssel in die Hand.
    „Frau Langner? Was sagt eigentlich Ihre Familie zu diesen Hausbesuchen?“, fragte Julian plötzlich.
    „Ich lebe allein.“ Seine persönliche Frage überraschte mich , so dass ich sie eh r lich b e antwortete.
    „Gute Nacht. Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Sein schroffes Gesicht zeigte ein e r staunlich sanftes Lächeln. „Schlafen Sie sich aus.“
    Ich nickte verwirrt und ging zur Haustür. Dort kämpfte ich mit meiner Müdi g keit und schaffte es erst beim zweiten Versuch , den Schlüssel in das Schloss zu stecken. Julians Blick lastete schwer auf meinem Rücken, bis ich die Tür hinter mir zuzog.
     
    *
     
    Nachdem Ellen ausgestiegen war , war tete Julian, bis hinter einem Fen s ter im zweiten Stock das Licht anging. Dann gab er dem Fahrer den Befehl, zu fahren.
    D er Wagen beschleunigte sanft , und er schloss die Augen . U nter seiner b e herrschten Fassade brodelte es. Er fühlte sich verwirrt, aufg e wühlt und wusste genau , wer für seinen Zu stand ve r ant wortlich war .
    Diese Frau. Ellen.
    Einer Frau wie ihr war er noch nie begegnet. Und einer solchen Anziehung s kraft. Sie schien von innen zu leuchten , und er wollte dieses Licht, dieses Feuer für sich. Da war mehr als Schönheit. Viel mehr als kö r perli ches B e gehren, nach Blut, war mer Haut und Sex. Sie weckte Wünsche , die nur noch Erinnerung waren und die er längst b e graben glau b te. Lang sam sog er den Atem ein und fand den Strom ihres Dufts , schwach, aber unglaublich vielve r spr echend.
    Ellen verzauberte ihn. Und g leichzeitig irritierte sie ihn unglaublich. Sie trug i h re Arbeit wie eine riesige Fah ne vor sich her und versuchte, alles andere damit zu verdecken. Ihre Weib lichkeit, die sie trotz ihrer Schönheit ver barg . Ihr wahres Wesen, die E s senz, die sie verleugne te und die sich nur im Blick ihrer Augen zeigte. Die übliche Einfallslosigkeit der Mittel, die Frauen einsetzten, um seine Attraktivität, seine Macht und seinen offenkundigen Reichtum zu erobern, lan g weilte ihn bis zur Verachtung. Aber Ellen war anders . Nicht nur, dass sie ih m wide r stand und ihre Ablehnung deutlich zeigte . Sie hatte ihm auch andauernd widerspr o ch en . D iese direkte und spröde Halsstarrigkeit war neu für ihn und irgendwie … erfrischend. Julian spürte ein un g e wohntes Lächeln und ließ es ve r schwinden . Was seine Gefühle betraf, war er alles andere als spontan , aber i r gendetwas an Elle n schien seine Vernunft lahmzulegen. Dabei war s ie doch nur … ein Zwischenfall, eine Idee, und so sollte es auch bleiben. Bestimmt ließ sich seine Empfänglichkeit auf das übe r fällige Arkanum zurüc k führen, das ihn mehr und mehr steuerte und b e stimmte.
    Aber was, wenn es anders wäre , und sein seltsames Interesse gar nichts mit dem Arkanum zu tun hatte ? Darüber wollte er lieber gar nicht erst nachdenken . Eilig verscheuchte er die Erinnerung an ihre blaue n Augen. Als ob seine Situat i on nicht schon schwierig genug war .
    Wünsche waren Stufen ins Nirgendwo .
    Er hatte geliebt, und seine Narben waren alt. Seitdem streifte ihn das Verla ngen nur flüchtig, sodass er stets unverletzt und ohne Reue entkommen konnte . Und so verhielt es sich auch jetzt. Ebens o schnell und überraschend, wie Ellen in sein Leben trat , würde sie wieder verschwinden. Und das war gut so.
    Schließlich kannte er seine Verantwortung und blieb seinen Pflichten treu.
    Doch hier ging es nicht um ihn. Oder seine unvernünftigen Wü nsche.
    Ellen befand sich in großer Gefahr. Er hatte ihren Arm gesehen und

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