Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
Vom Netzwerk:
stechenden, heißen Schmerz durch seinen Körper. Richard stöhnte. Er fühlte sich, als wäre er aus einem Albtraum erwacht. Doch sein Körper kam ihm kräftiger vor.
    „Willst du sterben? Oder leben?“ Die Stimme klang ernst, und Richard versuchte vergeblich, das Gesicht deutlicher zu erkennen.
    Was für eine bescheuerte Frage. Sein Ärger gab ihm Kraft. „Einen Rettungswagen, Mann. Ich will definitiv noch nicht abtreten.“
    „Dein erstes Leben ist verloren“, sagte der Mann plötzlich. „Aber ich kann dir ein zweites schenken. Auf der Seite der Nacht. Als Vampir, so wie ich.“
    Vampir?
    „Ich habe deinen Tod aufgehalten. Aber du musst dich jetzt entscheiden. Sofort. Ich brauche deine Zustimmung. Für die Wandlung.“
    Dieser Kerl … was hatte er gesagt? So ein Blödsinn. Er musste noch immer unter Schock stehen. „Mann, hör auf mit dem Mist. Hilf mir.“
    „Zuerst dein Einverständnis“, beharrte der andere.
    „Gut“, sagte Richard verzweifelt. „Du hast es. Klar?“ Er wünschte sich, der Kerl würde endlich losrennen und einen Krankenwagen holen. Aber danach sah es immer noch nicht aus.
    „Ich akzeptiere deinen Wunsch. Auch wenn du dir der Tragweite nicht bewusst bist. Das klären wir später. Erst muss ich deinen Tod hinausschieben.“
    Was sollte dieses dumme Geschwätz? Aber Richard sagte nichts mehr. Er fühlte sich unendlich müde, und langsam war ihm sowieso alles egal.
    „Hab keine Angst“, sagte der Mann und fügte hinzu: „Wir achten die Gebote.“
    Die Gebote?
    „Die Gebote des Herrn. So gut wie alle anderen Christen auch.“
    Richard blinzelte gegen die Dunkelheit, um den großen Mann besser zu erkennen. Er trug Jeans und eine Lederjacke, so wie er. Das gab ihm irgendwie Hoffnung. Und was immer dieser Typ an wirrem Zeug laberte, war doch egal. Hauptsache, er würde endlich etwas unternehmen.
    Als der Mann nickte und seinen Griff veränderte, fragte sich Richard, ob er Gedanken lesen konnte. Dann ging eine Kälte von seinen Händen aus, die so eisig war, dass Richard aufschrie. Die Kälte verwandelte sich in Hitze, die seinen Arm, seine Schulter und seine Brust zu verbrennen schien, bis sie sich langsam zu einer tröstlichen Glut abkühlte und Richard spürte, wie sich sein gepeinigter Körper endlich beruhigte.
    Irgendwann wachte Richard auf, obwohl er versuchte, sich dagegen zu wehren. Denn nun setzten die Schmerzen wieder ein.
    „Georg.“ Richard spürte Hände, Arme, die ihn hielten. Eine Autotür schlug zu. Er war kein Leichtgewicht, aber er wurde mühelos getragen.
    „Eine Wandlung“, hörte er die Stimme dicht über sich. Er kannte sie bereits, auch wenn er sie nicht einordnen konnte. „Ein Notfall. Der Junge ist schwer verletzt.“
    „Was kann ich für Euch tun?“
    „Das Schlafzimmer im Untergeschoss. Schließ hinter mir zu, sag alle Termine ab. Der Kreis soll in acht Nächten zusammenkommen. Und bete, dass alles gut geht.“
    „Was ist passiert?“, hörte er wieder die vorsichtige und ältere Stimme.
    „Der Junge ist tapfer, auch wenn er keine Ahnung hat, wie man kämpft. Seine Vitalität ist beeindruckend. Und da ist große Stärke. Wenn er es schafft.“
    Die Schmerzen wurden stärker. Der, der ihn hielt, war vorsichtig, aber jeder Schritt, jede kleinste Erschütterung, bedeutete eine qualvolle Explosion.
    Dann war da nur noch Dunkelheit.
     
    Als die Dunkelheit zurückwich, konnte Richard alles in absoluter Klarheit erkennen. Er schaute, blinzelte und wunderte sich, fühlte nichts, hatte keine Schmerzen, keine Erinnerung.
    Er lag auf einem riesigen Bett, Laken und Bezüge waren schwarz. In einem Kamin brannte ein Feuer. Sonst war der Raum absolut leer. Bis auf den großen, dunkelhaarigen Mann, der über ihm lag. Der presste den Mund auf seinen Hals und saugte sein Blut aus.
    Ein Schock, wusste Richard seltsam distanziert. Er musste noch immer unter Schock stehen, unter Schock und Medikamenten, denn das konnte nicht wahr sein. Er schloss vorsichtig die Augen und versuchte, wieder Herr seiner Sinne zu werden. Sich besser zu konzentrieren.
    Aber nichts veränderte sich.
    Er spürte tatsächlich einen Mund an seinem Hals, Zähne, eine Zunge. Auch wenn sein Verstand viel zu langsam funktionierte, musste das hier real sein. Zu dieser Einsicht gesellte sich zögernd ein Gefühl von … Abscheu? Richard versuchte, sich zu bewegen und den anderen zurückzustoßen, doch der reagierte sofort und hielt ihn fest. Er besaß Hände wie Stahlklammern. Plötzlich kehrte

Weitere Kostenlose Bücher