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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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alles Gute.“
    „Ellen …“
    Immerhin legte ich diesmal als Erste auf.
    Herausgeputzt hat nichts genutzt. Das hätte wohl Großtante Ethel dazu gesagt.
    M eine Augen schwammen in Tränen . Zwei bis drei Monate. Verdammt. W a rum wollte Julian unser Wiedersehen so lange auf Eis legen? O hne E r klärung? Vielleicht hatte er tatsächlich gute Gründe, aber war um durfte ich sie nicht erfa h ren? Wie konnte ich ihm vertrauen, wenn er mir keine Erklärung geben wol l te ? Zugege ben, seine Stimme klang irgendwie matt und erschöpft. Aber wo war sein Vertrauen? In mich? War ich – und alles, was wir teilten - einfach nicht wic h tig genug ?
    Ein einziges Mal hatte ich es gewagt, meinen Verstand außer Acht zu lassen. Ich hatte Julian nicht nur meinen Körper, sondern auch mein Herz geschenkt . Und jetzt riss er es hindurch. Einfach so.
     
    *

    „Was hältst du von ihm?“ Der junge Beamte mit dem militärisch kurzen Haa r schnitt wandte sich an seinen älteren Kollegen , der genauso groß, aber wesen t lich fülliger war , denn er hatte den Kampf um seinen sport lichen Körper längst au f gegeben.
    „Schwer zu sagen.“
    „Also denkst du nicht, dass er unser Mann ist?“
    „Das habe ich nicht gesagt.“
    „Glaubst du ihm oder nicht?“ Der Jüngere verdrehte die Augen. Die Umstän d lichkeit s ein es Kollege n ging ihm unglaublich auf den Geist .
    „Wenn er ein Lügner ist, dann jedenfalls ein verdammt guter. Warten wir ab. Die Spure n sicherung wird es herausfinden.“
    „Ich hätte diesen arroganten Kerl gern festgenommen“, bekannte er.
    „Ich fand ihn ausgesprochen angenehm und höflich. Außerdem – ein reicher Wohltäter der Stadt? Wir sollten vorsichtig sein. Hast du das Foto mit dem Bü r germeister gesehen?“
    „ I st mir nicht aufgefallen. Deshalb kann er trotzdem schuldig sein.“
    „Vielleicht. Aber was kannst du ihm tatsächlich beweisen? Mangelnde emoti o nale B e teiligung? Außerdem scheint er ein Alibi zu haben. Wir müssen es noch übe r prüfen. Eine Ines Reinhard, bei der er die Nacht verbracht haben will.“
    Die Tür zu einer der Garagen stand weit offen, und aus einer Musikanlage tö n te lauter Rap. Neben einem SUV parkte ein Phaeton und zwei Männer in Shirts mit dem Aufdruck Nacht-Patrouille beugten sich über die geöffnete Motorhaube eines dunkelblauen Mercedes.
    „Ich kann mir schon vorstellen, dass die Frauen freiwillig den Beifahrersitz b e steigen. Unter anderem“, sagte der Jüngere neidisch. Als sie in ihrem Dienstw a gen das Grundstück verließen, kam en sie immerhin überei n , erst einmal die Untersuchungsergebnisse abz u war ten.
     
    *
    Der Abspann von Leidenschaft in Weiß wurde grob durch eine viel zu laute Werb e pause unte r brochen, dann klingelte das Telefon.
    „Langner?“
    „Du hast immer noch deine Therapeutenstimme, dabei solltest du längst zu Hause a n gekommen sein“, stellte Franziska fest.
    Ich seufzte nur.
    „Der rothaarige Orthopäde ist auch einer von den Guten“, fasste sie ihre Me i nung über die heutige Folge zusammen. „Aber leider ist er schon viel zu ve r murkst. Das liegt bestimmt an seiner Mutter. Eigentlich sind die Mütter immer an allem schuld. Davon abgesehen … wie geht es dir?“, fragte sie u n vermittelt.
    Franziska war die Einzige, bei der ich diese Frage zuließ und sie sogar wah r heitsgemäß b e antwortete.
    „Vielleicht sollte ich mir Titanic ansehen. Und als Nachschlag Der englische Pat i ent , meinte ich leichthin.
    „So schlimm?“
    „Noch schlimmer. Ich kann es selbst nicht verstehen. Ich kenne ihn doch kaum. Wenn du mich je wieder sagen hörst, dass ich mich mit einem wirklich interessa n ten und ehrlichen Mann verabreden will, dann erschieß mich sofort.“
    Franziska ging nicht auf meine Worte ein. „Bist du wirklich sicher, dass es en d gültig aus ist?“
    Ich lachte, aber es hörte sich nicht fröhlich an. „ Ich habe mit ihm g e schlafen, und wir haben uns wieder verabredet. Dann hat er gesagt, dass er mich aus Gründen, die er mir nicht erklären kann, zwei bis drei Monate nicht sehen kann. Wie würdest du das ve r stehen?“
    „Vielleicht hat er ja wirklich einen triftigen Grund. Muss er verreisen?“, fragte Franziska hoffnungsvoll. „Geschäftlich?“
    „Nein. D iese Idee kam mir auch schon . Er meinte , dass er in Berlin bleibt. Vie l leicht muss er ins Gefängnis, wer weiß?“ Ich stellte fest, dass mir diese Vor ste l lung gefiel. Ich war nicht immer ein Gutmensch, ich konnte auch rac h

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