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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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Ziemlich pervers. Wir haben schon an Vampire gedacht. Dann wäre die Sache eindeutig, und ich könnte sagen, es sind Reiß- und Bis s wunden. Schade, dass uns niemand glauben würde.“
    Julian ging weiter zu Jenny. „Sind die B e richte über beide Frauen fertig?“
    „Ja.“
    „Schon verschickt?“
    „Ja.“
    Sam fluchte frustriert.
    „Ich möchte sie lesen“, sagte Julian beherrscht.
    Klaus überquerte den Flur, ging in ein Büro, setzte sich an den Computer und druckte einige Seiten aus.
    Julian überflog die Berichte mit einem Stirnrunzeln und reichte sie an Sam und Andrej weiter. „Der Geruch von Gregor ist nicht sehr stark, aber ich würde ihn immer wiedererkennen. Aber e s gab noch einen andere n . Gregor war das nicht allein, er mag an Frauen nur, was sie mit Männern gemei n sam haben.“
    „Wenn sie die DNS überprüfen, werden sie feststellen, dass du nichts damit zu tun hatte st.“
    Nichts damit zu tun? Julian wusste, dass es anders war , aber er nickte nur. O h ne es zu wollen, wanderten seine Gedanken zu Ellen. Wie hatte er nur daran de n ken können , mit ihr zusammen zu sein ? Erneut um sie zu werben, und i hr Ve r trauen nach seinem Arkanum zurückzugewinnen ?
    S eine Wünsche waren nicht dazu da, um in Erfüllung zu gehen. Da war immer noch Gregor. D er Gefahr, die das Zusammen sein mit ihm b e deutete, durfte er Ellen nicht aussetzen . Nie durfte sie in diese Abgründe g e zogen werden.
    Ellen. Eine mögliche Chance. Mehr nicht.
    Er hätte sie lieben können.
    Schmerz brannte tief in sein em Herz. Er löschte ihn mit dem Rest seiner Ve r nunft und b e grub ihn tief in seinem Innern, bevor er endgültig Besitz von ihm ergreifen konnte .
    Julian wusste wieder, wo seine Prioritäten lagen.
    Langsam folgte er Andrej zum Auto. Sam und Armando räumten hinter ihnen auf, sorgten also dafür, dass sich niemand an ihren Besuch erinnern würde.
    Julian stieg neben Andrej auf den Beifahrersitz und versuchte zu lächeln. „Ich glaube, Andrej, jetzt kann ich wirklich einen Schluck vertragen.“
    „Gut. Ich gehe davon aus, dass du vo m Wein gesprochen hast.“
    „Nicht nur.“
    „Geht klar, Mann.“ Andrej sah ihn prüfend an. „Ich helfe den beiden und sch i cke dir i n zwischen den Jungen nach draußen. Was hältst du davon?“
    Julian sah auf. Seine Stimme blieb gefasst, aber sein unruhiger Blick zeigte seine Übe r forderung. „Bring ihn her und bleib da. Das ist sicherer für ihn .“
    „Gut.“ Andrej nickte besorgt. „Was immer du willst.“

Kapitel 16
     
    I
    ch fühlte mich wie in dem Bild Der Schrei von Munch. Tagsüber war ich konzentriert bei der Arbeit und lächelte in den richtigen M o menten, wä h rend dieses arme Wesen in meinem Innern hin und her lief und nach Erlösung schrie.
    Nachts verfolgte mich die Erinnerung an Julian in meinen Träumen. Morgens war er mein erster Gedanke, trieb mir während der Fahrt zur Arbeit Tränen in die Augen und blieb den ganzen Tag ein dumpfer Schmerz in meiner Brust. Abends rollte ich mich im Bett zusammen wie ein kleines Kind und drückte me i nen H a sen an mich. Dann brachen die Tränen hervor. Ich ließ meiner Ve r zweiflung freien Lauf, und manchmal schluchzte ich so heftig, dass mir vor E r schöpfung die Rip pen schmerzten . Ich weinte, wie ich seit Jahren nicht mehr geweint hatte . Nicht beim Tod meiner Schwester, nicht nach Thomas ’ Ver rat und auch nicht, nachdem ich unser Kind verloren hatte . Ich fühl te mich, als hätte man mir mein Herz herausgerissen. Dabei kannte ich ihn doch kaum .
    Die Arbeit half mir, durch den Tag zu kommen. Ich funktionierte wirklich gut. Arbeit half mir immer, und auch über diesen Kummer würde sie mi ch hinwe g bringen . Irgendwann.
    Julian war so anders gewesen, etwas wirklich Besonderes.
    Klar, das hatte ich ja gemerkt.
    Ich dachte an all meine Patienten, die ich tröstet e wegen ihrer Verluste – oder damit konfrontiert e , wie sehr sie sich von einem anderen Menschen abhängig macht en .
    Und ich? Wie kam ich nur auf die Idee, dass ich Julian etwas bedeutete ? Ich hätte es wissen müssen. Ich hatte mich nach langer Zeit das erste Mal einge lassen, und meine schlimmste Angst wurde e r neut bestätigt. Ich reichte nicht. Schon wieder nicht. Ich war es nicht wert, geliebt zu werden.
    Ich galt als intelligent und fachlich kompetent . Angeblich war ich sogar attra k tiv , aber dennoch als Frau eine komplette Versagerin , und Julian hatte mich mit der simplen Ich-ruf-dich-später-an-Masche, der

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