Novemberrot
Ford Sierra Kombi vor dem prasselnden Regen Schutz gesucht hatte .
» Er hat den Toten auch direkt erkannt. Es ist ein hiesiger Landwirt Namens Kreismüller, Manfred Kreismüller«, fügte sie hinzu. Als Fritz den Namen des Opfers hörte, versteinerte sich seine Miene. Er beugte sich hinab, so dass er das Gesicht des Toten besser sehen konnte .
» Und was sonst noch?«, wollte er monoton und wie in Trance wissen .
» Seit wann er hier liegt, können wir noch nicht genau sagen, da es die ganze Zeit geregnet hatte und fast keine Spuren vorhanden waren. Wir haben zwar Schuhabdrücke gefunden, die könnten jedoch auch von Ceplak sein. Genaueres kann ich mit Bestimmtheit sagen, wenn die Laborergebnisse vorliegen«, erklärte die Kommissarin weiter. Doktor Jakob, in Polizeikreisen auch Gruft-Jaki genannt, die ganze Zeit dem Dialog der beiden Polizisten aufmerksam zuhörend, war nun an der Reihe, die ersten gerichtsmedizinischen Erkenntnisse in seiner unverwechselbaren hohen, etwas piepsigen Stimme in die Runde zu werfen .
» Dem Mann wurde mit einem stumpfen Gegenstand der Schädel zertrümmert. Nach der Fraktur zu urteilen, könnte es sich um einen Stein oder einen …«
»… oder einen Hammer gehandelt haben«, setzte Weller den Satz des Mediziners fort und blickte ihm ins blasse Gesicht. Und als er noch beifügte, dass die Fraktur eine Fläche von etwa fünf Quadratzentimetern ausmachte, war Gruft-Jaki erst mal sprachlos. Weller war doch erst ein paar Minuten vor Ort und so genau konnte er sich den Toten einfach noch nicht betrachtet haben, dass er dieses Detail schon wusste .
» Der Tod müsste wohl nach ersten Einschätzungen in den letzten zehn bis zwölf Stunden eingetreten sein. Alles Weitere wirst du nach der Obduktion erfahren«, beendete Doktor Jakob seine Ausführungen. Und wenn die Kenntnisse bezügliche der Tatwaffe für die beiden Kollegen noch nicht Überraschung genug gewesen waren, legte Weller mit seinem Wissen nach: »Ich kenne den Toten. Sein Vater war das Opfer meines ersten Mordfalles. Und wenn ich mich nicht täusche, dann wurde er damals ebenfalls im November umgebracht.«
Kapitel 3
Hauptkommissar Schuster und sein junger, ehrgeiziger Kollege machten sich gegen neun Uhr eilig in ihrem hellgrauen Opel Rekord von Burgstadt nach Mayberg auf den Weg. Mit Weller als Fahrer jagten sie die einspurige und teilweise recht kurvige Landstraße, immer wieder andere Fahrzeuge waghalsig überholend, dem Tatort entgegen. Schuster, der zwar schon oft als Beifahrer neben Fritz gesessen hatte, wurde es aufgrund des rasanten Fahrstils, den sein Kollege an den Tag legte, von Minute zu Minute immer flauer in der Magengegend. Innerlich hatte er nur den einen Wunsch: »Hoffentlich sind wir bald da!«
»Wo soll die Leiche denn gefunden worden sein?«, fragte Schuster seinen Kollegen .
» Im Dorf gibt es ein Lokal Zur Post oder so ähnlich. Und falls ich den Anrufer, es war wohl der Wirt, richtig verstanden habe, liegt sie hinter den Mülltonnen, die sich rechts vor dem Gebäude befinden«, antwortete Fritz. Nach knapp einer halben Stunde hatten sie schließlich die beschriebene Fundstelle des Toten erreicht. Gleichzeitig mit ihnen trudelte auch die Bereitschaftspolizei aus dem näher gelegenen St. Josef in ihrem VW Käfer in Mayberg ein. Die Polizisten parkten ihre Dienstwagen am Straßenrand und stiegen eilig aus .
» Der Begriff Kuhdorf trifft wohl auf diesen Ort besonders zu«, dachte Weller bei sich. Denn die kühle Morgenluft war erfüllt vom betörenden Duft des im benachbarten Bauernhof befindlichen dampfenden Misthaufens. Zudem hatte wohl irgendein Landwirt auf einem der ringsum liegenden Felder Hühnergülle verteilt. Kurz gesagt, für jemanden, der aus einer Großstadt stammt, ein wahrhaft atemberaubendes Erlebnis.
Die Beamten gingen zur Stelle, die ihnen am Telefon beschrieben worden war. Und tatsächlich fanden sie zwischen den aufgereihten Mülltonnen aus Zinkblech und der Hauswand den Toten, mit ausgestreckten Armen auf dem Bauch liegend, den Kopf in einer Blutlache zur Hauswand gedreht. Um die ersten Erkenntnisse einzuholen, begutachteten sie die Leiche genauer. Vorsichtig drehten sie den Kopf und stellten fest, dass dem Mann der Schädel unmittelbar über der rechten Schläfe eingeschlagen worden war .
» Ich glaube Selbstmord oder einen natürlichen Tod können wir hier ausschließen«, witzelte Schuster .
» Passt auf, dass hier keiner durchlatscht und verständigt den Gerichtsmediziner,
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