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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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zu überbringen.
    »Wurde den Angehörigen des Toten schon mitgeteilt, was passiert ist?«, wollte Weller mit einem Kloß im Hals von seiner Kollegin Franck wissen .
    » Bislang noch nicht. Ich schließe nur noch die Beweisaufnahme am Fundort ab«, antwortete sie fast ein wenig entschuldigend .
    » Gut, dann übernehme ich den Teil mit der Familie. Falls sie nicht umgezogen sind, weiß ich wo sie wohnen. Bitte such hier alles gründlich nach weiteren Spuren und der Tatwaffe ab. Auch im Kanalrohr und in den Feldern ringsum. Und fordere zur Not noch Verstärkung aus St. Josef an, damit du bei der Suche genügend Hilfe hast«, wies der Kommissar seine Partnerin mit gedämpfter Stimme eindringlich an. Steffi, die solch einen Gemütszustand bei Fritz noch nicht erlebt hatte, war davon leicht verwirrt und brachte nur ein »Mach dir keine Sorgen, ich erledige das hier schon« heraus. Weller nickte dankend .
    » Soweit ich weiß, wurde die Tatwaffe damals nicht gefunden und es blieb der einzige Mordfall, den er nicht lösen konnte. Vielleicht erklärt das sein seltsames Verhalten«, flüsterte Doktor Jakob, der alles mit angehört hatte, Kommissarin Franck leise zu, während beide Weller nachschauten. Der hatte, bevor er die Familie des Mordopfers aufzusuchen gedachte, noch das dringende Bedürfnis, den Finder der Leiche zu sprechen. Dieser hatte inzwischen seine Aussage bei den Bereitschaftspolizisten zu Protokoll gegeben und war gerade im Begriff, sich auf den Heimweg zu machen .
    » Herr Ceplak, ich bin Kommissar Fritz Weller und habe auch noch ein paar Fragen an Sie. Kommen Sie, ich fahre Sie nach Hause. Unterwegs können wir uns dann unterhalten!«, rief der Kriminalbeamte dem etwas verdutzt schauenden Mann nach und beide stiegen in den Wagen. So ganz recht war es dem Alten nicht, dass der Polizist ihn jetzt zu seinem Wohnhaus fuhr, denn er hatte schon förmlich darauf gebrannt, allen die er unterwegs antraf, von den Neuigkeiten brühwarm zu berichten .
    » Kannten Sie Manfred Kreismüller gut?«, wollte Fritz von Ceplak wissen und blickte ihn fragend von der Seite an .
    » Mein Gutster, was heißt schon kennen«, antwortete dieser. Marek Ceplak stammte ursprünglich aus Bessarabien, dem heutigen Moldawien. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wurde seine Familie, wie viele andere des gleichen Volksstammes, ins Deutsche Reich gebracht. Nach einer schier endlosen Odyssee fanden er und seine Frau mit samt ihren fünf Kindern schließlich zu Beginn der fünfziger Jahre in Mayberg ihre neue Heimat. Seitdem bewohnten sie ein schlichtes, weiß gestrichenes Eckhaus, mit kleinem Hof und einem Stall, in dem sie ein paar Hühner und zwei Schweine hielten. Seine seltsame Redeweise war eine irre Mischung, bestehend aus dem örtlichen Dialekt, dem Hochdeutschen und der eigenwilligen slawischen Betonung der einzelnen Silben. Fritz musste innerlich ein wenig schmunzeln, als er die ersten Worte Mareks hörte .
    » Seinen Vater habe ich besser gekannt, aber der ist ja auch bereits einige Jahre tot«, fuhr der Einheimische fort .
    » Den Manfred haben wir eigentlich nur gesehen, wenn er mit der großen Sonnenbrille auf der Nase in seinem Auto wie verrückt durch das Dorf gerast kam. Wie oft haben sich die Leute darüber beschwert. Ach ja, auf der Kirmes im Mai hatte er sich an Inge, die Frau vom Motorradhändler Krause, herangemacht. Dieser fand das natürlich überhaupt nicht lustig und gab dem Kreismüller ordentlich eins auf die Mütze. Na jedenfalls lief Manfred danach einige Zeit mit einem Veilchen durch die Gegend«, fügte er noch hinzu. Zwischendurch dirigierte Marek den Polizisten immer wieder mit kurzen Richtungsanweisungen, die er mit ausladenden Armbewegungen zusätzlich unterstützte, durch das Dorf, bis sie nach kurzer Fahrt sein Wohnhaus in der Bahnstraße – Ecke Segbachstraße erreicht hatten und dort noch eine Weile im Wagen sitzen blieben .
    » Also war das Opfer nicht sonderlich beliebt im Ort«, hakte Weller nach .
    » Man soll über Tote ja nicht schlecht reden, aber wenn ich so recht überlege, hatte Manfred wirklich keine Freunde im Dorf. Wie sein Vater war auch er ein Großmaul und Prahlhans, der es sich mit vielen Leuten verscherzt hatte. Und er war rücksichtslos obendrein.«
    »Ach so, wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach. Vor ein paar Tagen habe ich zufälliger Weise gesehen, wie er eine Gruppe von Läufern, die regelmäßig in den Wintermonaten abends im Ort ihre Runden drehen, mit seinem Wagen fast

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