Novemberrot
erschlagen worden. Denn wir haben auf dem Kopfsteinpflaster des Gehwegs Bluttropfen in unregelmäßigen Abständen gefunden«, antworte der Ältere der beiden Bereitschaftspolizisten .
» Heinrich kam grundsätzlich mit seinem Auto, obwohl er eigentlich nur knapp einen Kilometer bis nach Hause hatte. Aber zu Fuß gehen wollte er nicht. Ich habe ihm oft genug gesagt, dass er eines guten Tages von den Bullen, äh, ich meine natürlich von der Polizei, angehalten wird und dann ist er seinen Lappen auf jeden Fall los«, warf Gastwirt Tohn, der das Gespräch der beiden neugierig belauscht hatte, in die Runde. Weller blickte ihn, als dieser die Bezeichnung Bullen gebrauchte, messerscharf blinzelnd an, so dass dieser gleich wieder die Furcht vor der Obrigkeit in sich verspürte .
» Wo stellt denn Kreismüller seinen Wagen in der Regel ab?«, wollte der junge Kriminalbeamte nun von Anton wissen .
» Gleich vorne links rein haben wir ein paar Stellplätze, die zur Kneipe gehören. Ich zeige sie Ihnen«, antwortete Pohlert untertänig. Die beiden Kommissare, Schuster war inzwischen mit der Befragung der übrigen anwesenden Dorfbewohner fertig und hatte sich gerade dazu gesellt, folgten dem Wirt. Wie der Wachtmeister bereits beschrieben hatte, fanden sie auf dem kurzen Weg dorthin weitere Bluttropfen, manche davon verschmiert, über den Gehsteig verteilt vor. Nach gut zehn Metern schwenkte Anton links in einen von hohen Weißdornbüschen umrandeten, mit grobkörnigem Basaltsplitt belegten kleineren Platz ein, auf dem zwei Fahrzeuge, ein weißer Opel Kadett und ein türkisblauer Mercedes 180D abgestellt waren .
» Da rechts der Daimler gehörte Heinrich!«, wies Anton die Polizisten ein. Im Schloss der Fahrertür steckte noch der Schlüssel. Die blutverschmierte Motorhaube und dazu zahlreiche Spritzer auf der rechten Seite der Windschutzscheibe und des Daches waren ebenfalls nicht zu übersehen. Zudem führten Schleifspuren von der Front des Wagens weg, zum gepflasterten Gehweg hin .
» Ich schätze, das Opfer wurde hier erschlagen und vom Täter dann die paar Meter bis zu den Tonnen geschleift und dort abgelegt«, resümierte Schuster .
» Sieht ganz so aus, aber warum hat derjenige den Toten nicht hier hinter den Hecken liegen gelassen? Stattdessen nahm er das Risiko auf sich, gesehen zu werden«, fragte Fritz kopfschüttelnd seinen Kollegen .
» Tohn, deine Frau sucht dich. Ihr müsst noch den Saal für den Beerdigungskaffee herrichten!«, rief plötzlich einer der Umherstehenden. Der Wirt, der sich die ganze Zeit immer mit ein paar Metern Respektabstand entfernt von den Polizisten aufgehalten hatte, schlug sich mit der flachen Hand leicht vor seine Stirn: »Ach ja stimmt, das hätte ich bei der ganzen Aufregung doch glatt vergessen.«
»Ihr seid ja hier im Ort von der ganz schnellen Truppe, aber den Toten brauchen wir erst noch für weitere Untersuchungen«, machte sich Schuster ein wenig über die plötzliche Hektik des Wirts lustig. Anton, der den Scherz des Kommissars nicht ganz verstanden hatte, blickte ihn ungläubig an .
» Nein, nein heute wird der alte Elzer begraben und der ist vor ein paar Tagen ganz friedlich eingeschlafen. Aber es ist schon ein bisschen komisch. Die einzigen Leute, zu denen Elzer nach seinem Unfall noch regelmäßigen Kontakt hatte, waren Kreismüller und dessen Frau. Heinrich versorgte ihn mit Lebensmitteln und manchmal, bei gutem Wetter, wanderte der Alte hinkend zu deren Gehöft, um Maria einen Besuch abzustatten«, erwiderte er, den Polizisten nachdenklich anschauend .
» Was hatte er denn für einen Unfall?«, wollte Schuster noch kurz wissen .
» Vor drei Jahren im Januar wurde Elzer von einem Auto angefahren, als er abends noch eine Runde durchs Dorf spazierte. Und anstatt sich um ihn zu kümmern und den Krankenwagen zu verständigen, ist der Fahrer einfach abgehauen, der Drecksack! Na jedenfalls haben Ihre Kollegen aus St. Josef in den Tagen darauf ganz Mayberg auf den Kopf gestellt, jedoch ohne Ergebnis. Elzer, der einige Knochenbrüche erlitten hatte, erholte sich nur sehr langsam davon. Aber jetzt hat ihn der da oben erlöst.« Und mit einem Fingerzeig gen Himmel eilte der Wirt zurück in sein Lokal, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Nachdem die beiden Kommissare dann ihren uniformierten Kollegen die letzten Anweisungen bezüglich Spurensicherung und Gerichtsmedizin gegeben hatten, begaben sie sich auf den Weg, um der Familie des Toten die schreckliche Nachricht
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