Novemberrot
umgefahren hätte. Dabei trugen sie alle solche gelben Leuchtwesten mit Reflektoren. Es wirkte so, als wäre er extra auf die Sportler zugefahren, denn er machte so einen komischen Schlenker. Passiert ist zum Glück nix, denn die Läufer konnten allesamt noch schnell zur Seite springen und bedachten ihrerseits den Kreismüller lauthals mit allerlei Schimpfwörtern, wovon du dumme Sau noch eines der harmloseren war. Doch der Manfred fuhr einfach weiter, als sei nichts geschehen. Man erzählt sich auch, er habe große Spielschulden und er wäre eigentlich so gut wie pleite. Denn im Gegensatz zu Heinrich, seinem Vater, war Manfred zudem auch stinkend faul, wenn ich das so sagen darf. Seit dem Tod des Vaters ging es mit dem Hof nur noch bergab. Außer ein paar Milchkühen und wenigen Schweinen gibt es dort schon lange kein Vieh mehr und die meisten Felder hatte er inzwischen auch verkauft. Ich glaube, außer dem Hof gehört dem so gut wie nichts mehr. Doch das richtig Traurige bei der Sache ist, dass Maria, seine Mutter, noch mit über achtzig Jahren auf dem Bauernhof ran musste. Letztlich hatte sie sich einfach zu Tode geschuftet. Und wofür? Nein, das hatte sie wirklich nicht verdient!« Marek, der jetzt in seinem Element war, redete ohne Punkt und Komma, sodass der Kommissar kaum zu Worte kam .
» Wann ist Maria denn gestorben und was ist mit ihrer Tochter, wie war noch gleich ihr Name … Rosi, richtig? Lebt sie auch noch hier?« Mit diesen für Ceplak teils unerwarteten Fragen, besonders was die Tochter anbetraf, unterbrach Fritz den Redeschwall seines Gegenübers. Der stutzte und sah den Polizisten mit großen Augen an. Fritz registrierte Mareks überraschten Gesichtsausdruck und deswegen erklärte er ihm, dass er die beiden bereits von den Ermittlungen im Mordfall Kreismüller Senior her kannte .
» Maria wurde vor gut einem halben Jahr beerdigt. Sie hat sich Zeit ihres Lebens immer für ihre Kinder und später auch für ihr Enkelchen aufgeopfert«, berichtete der Alte seufzend .
» Ich will da auch nicht zu viel sagen, aber Manfred hatte alles andere im Sinn, als regelmäßiger Arbeit nachzugehen und die Frauen waren eigentlich mit der Hofarbeit auf sich gestellt. Und um zu Ihrer Frage zurückzukommen, ja klar, Rosi wohnt auch noch dort, mit Alexandra, ihrer Tochter, die aber von allen nur Sandra gerufen wird«, schob Ceplak noch hinterher .
» Aha, Rosi hat eine Tochter? Wie alt ist sie denn?«, fragte Weller erstaunt .
» Jaja, mein Gutster, Sandra ist so 20, 22«, schätzte der Alte .
» Und der Vater?«, bohrte Fritz neugierig geworden nach .
» Keine Ahnung, na jedenfalls hat Rosi nie geheiratet, obwohl es genügend Interessenten gegeben hätte. Mein ältester Sohn Max beispielsweise, war damals auch hinter ihr her. Hatte aber nicht sollen sein«, erklärte der nachdenklich schauende Fast-Schwiegervater .
» Sandra studiert in Burgstadt, glaube ich zumindest. An zwei, drei Abenden pro Woche steht sie in der Wirtschaft vom alten Thon hinter der Theke. Wohl um sich ein paar Mark nebenbei zu verdienen«, fügte Ceplak noch spekulierend hinzu. Alles in allem hatte Weller mehr Informationen von dem Alten erhalten, als er sich erhofft hatte. Und nachdem ihm der Eingeborene noch die Adresse von Manfreds Kirmeskontrahent genannt hatte, bedankte er sich kurz bei Ceplak, der sich seinerseits, wie es seine freundliche Art nun mal war, höflich vom Kommissar verabschiedete. Beim Aussteigen aus dem Dienstwagen bot er Weller noch an, dass sich dieser bei weiteren Fragen selbstverständlich gerne jeder Zeit an ihn wenden könnte, schlug die Tür zu, und verschwand winkend in seinem Hof. Unterwegs zum Kreismüller-Hof nahm Weller mittels Funktelefon Kontakt zu seiner Kollegin auf, um ihr alles Wissenswerte zum eben geführten Gespräch mitzuteilen. Außerdem sollte sich Steffi einmal den Motorradhändler Krause aus der Frankenstraße in Mayberg mit samt seiner Gattin etwas genauer anschauen und die Läufer ausfindig machen, um auch deren Alibis zu überprüfen. Kommissarin Franck hatte indes nur bedingt gute Nachrichten für Weller. Denn die Arbeiten an der Fundstelle des Toten waren inzwischen beendet und alle Spuren gesichert. Der Leichnam wurde zur genaueren Obduktion in die Gerichtsmedizin nach Burgstadt gebracht. Doch die Tatwaffe konnte, trotz Unterstützung durch weitere Kollegen der Bereitschaftspolizei aus St. Josef, nicht gefunden werden. Sogleich stiegen in ihm wieder die Erinnerungen an den ungelösten
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