Novemberrot
Sitte haben dich schon lange nicht mehr besucht und auch das Gesundheitsamt könnte deinen Laden mal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Mal sehen, wie lange dann deine Konzession noch gültig ist.« Mit dieser ein wenig gleichgültig wirkenden Androhung drehte sich Fritz um und tat so, als wollte er den Nachtclub wieder verlassen. Bei dessen Besitzer zeigten die in Aussicht gestellten polizei- und behördlichen Aktivitäten nun endlich die von Weller erhoffte Wirkung .
» Ja, der ist öfters hier«, gab er kleinlaut zu .
» Ja und weiter? Muss ich dir jeden einzelnen Satz aus der Nase ziehen?«, setzte Fritz energisch nach .
» Ab und zu vergnügt er sich mit unserer Tina. Doch die meiste Zeit pokert er, oben im zweiten Stock. Aber warum will die Gendarmerie das wissen?«, entgegnete Schraffelhuber neugierig .
» Warum ich das wissen will? Ganz einfach, ich sags dir, weil wir ihn heute Morgen tot aus dem Mayberger Bach gefischt haben und es verdammt nochmal stark danach riecht, dass bei dessen Ableben jemand kräftig nachgeholfen hat!« Diese Antwort saß .
» Nein, nicht der Manfred, das kann nicht sein, nicht der Manfred.« Ungläubig schüttelte Heinzi seinen Kopf und setzte sich auf einen der Barhocker .
» Ich habe gehört, dass Manfred Spielschulden hatte. Stimmt das?« Fritz hatte sich nun festgebissen und ließ zum Bedauern des Barbetreibers einfach nicht locker .
» Ja ja, er stand bei mir mit 5.000 Mark in der Kreide. Das war aber glaube ich nicht der dickste Brocken. Denn vor gut einem Monat hatte er beim Pokern gut 40.000 Mark verzockt, die er natürlich nicht mal eben so bei sich hatte«, erklärte er nachdenklich geworden weiter .
» Und bei wem hatte er die Schulden? Mann, rück schon raus mit der Sprache!« Aufgrund der immer nur tropfenweisen Preisgabe von Information durch seinen geschniegelten Gesprächspartner wurde Weller so langsam sauer .
» Beim Müller Gerd. Dem gehört eine Gebäudereinigungsfirma hier in der Stadt«, rückte Schraffelhuber nun sichtlich missmutig die geforderten Details heraus .
» Ich weiß zwar nicht, wo er die Kohle so schnell aufgetrieben hatte, jedenfalls hatte der Kreismüller mir vor zwei Wochen einen Teil bereits zurückgezahlt. Dabei war doch bekannt, dass er ständig klamm war. Und als ich ihn danach fragte, lachte er nur und sagte, dass er eine Quelle aufgetan habe, die ab sofort kräftig sprudeln würde. Na ja, mir konnte es ja auch eigentlich egal sein. Ich hoffe nur, dass Manfred das Geld rechtmäßig erworben hatte, Herr Kommissar.« Mit dieser ironischen Bemerkung beendete Heinzi vorerst seine Ausführungen .
» Ach ja, bevor ich es vergesse, wo warst du eigentlich gestern Abend?« Nachdem Weller diese Frage gestellt hatte, war Heinzi urplötzlich wieder in seinem Element. Er griff zum Hörer des Haustelefons, das sich auf der Theke befand, säuselte irgendetwas Unverständliches in die Sprechmuschel und kurz darauf erschienen drei leichtbekleidete junge Damen auf der Tanzfläche .
» Darf ich vorstellen: Tina, Susi und die Mausi. Und das hier ist der böse Kommissar, der wissen möchte, wo ich denn gestern Abend und die ganze Nacht gewesen bin.«
Heinzi machte sich nun einen Spaß aus der Sache und betonte seine Wörter so, als erzählte er ein Märchen der Gebrüder Grimm. Alle drei bestätigten dem Polizisten, dass ihr Chef im genannten Zeitraum ständig in der Bar anwesend war. Nachdem Kommissar Weller auch die Tina zu Manfred Kreismüller befragt hatte, was zwar Details zu dessen Liebesleben ans Tageslicht brachte, jedoch sonst keine neuen zweckdienlichen Erkenntnisse ergab, beendete er seine Vernehmungen und wies die Anwesenden auf die genaue Überprüfung der genannten Sachverhalte hin.
Als Weller den Saal verließ und die Stufen nach oben stieg, hatte Heinzi für ihn noch einen netten Abschiedsgruß auf Lager. Unter musikalischer Untermalung des Falco-Hits Der Kommissar verließ Fritz bei den Zeilen Drah di net um, der Kommissar geht um schmunzelnd den Nachtclub.
Kapitel 7
Es war bereits später Nachmittag an diesem 25. November und das spärliche Tageslicht war dem Dunkel der aufkommenden Nacht längst gewichen, als Weller ins Polizeipräsidium nach Burgstadt zurückkehrte .
» Ich muss mir die Akte des Mordfalls Heinrich Kreismüller zur Brust nehmen. Vielleicht enthält sie ja Information, die ich nun verwerten kann.«
Doch bevor er sich den alten Unterlagen widmete, führte ihn sein Weg zuerst in die Gerichtsmedizin. Dazu
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