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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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stieg er im Haupthaus vom Erdgeschoss die aus hellen Granitstufen bestehende Treppe hinab in den Kellerbereich und eilte durch den mit grellem Neonlicht durchfluteten, weiß gestrichenen, mit grauem PCV ausgelegten dreißig Meter langen Gang, der unterhalb des Parkplatzes verlief und so das Neben- mit dem Hauptgebäude verband. Dieser Korridor bildete die einzige Möglichkeit, um in Doktor Jakobs Gemächer zu gelangen. Vor drei Jahren hatte man zudem, zur einfacheren Anlieferung der zu untersuchenden Leichen, im Haupthaus einen Lastenaufzug installiert.
    Die Luft im Flur, welche dem Kommissar entgegenströmte, wurde von Schritt zu Schritt stetig schlechter und sie erinnerte ihn jedes Mal an den eigentümlichen Geruch, wie er auch Besuchern von Krankenhäusern zuteil wird. Er drückte die am Ende des Ganges angebrachte zweigeteilte Aluminiumpendeltür mit beiden Händen nach vorne auseinander und befand sich nun mitten im sterilen, weiß gekachelten, hochglanzpolierten Edelstahl-Reich von Gruft-Jaki. Und wenn einem das Atmen vor der Eingangstür schon schwer fiel, so war es dahinter für jeden, der sich nicht ständig in diesem Bereich rumtrieb, fast unmöglich. Zwar war Fritz natürlich bewusst, was ihn hier erwarten würde, doch gegen das flaue Gefühl in der Magengegend war einfach kein Kraut gewachsen .
    » Mensch Jaki, ich weiß nicht, wie ihr es hier bloß aushaltet«, sagte Weller naserümpfend zu Doktor Jakob, der den Toten aus Mayberg vor sich auf dem Seziertisch liegen hatte.
    Seinen weißen Arztkittel hatte er komplett zugeknöpft, sodass nur noch der hellblaue Hemdskragen und die blaurot-karierte Fliege hervorschauten. Die runde Nickelbrille hing fast auf der Nasenspitze, sodass er darüber hinweg lugte. Beide Arme rechtwinklig angehoben und die mit blutverschmierten Gummihandschuhen geschützten Hände nach oben gerichtet, so dass deren Außenseite in Wellers Richtung zeigte, kam er um den Tisch herum und baute sich unmittelbar neben dem Polizisten auf .
    » Alles eine Frage der Gewöhnung und meines Geheimrezeptes. Möchtest du was?«, entgegnete der Mediziner in seiner markant hohen Stimme .
    » Nee, lass mal. Dein widerliches Mentholzeug, was du dir da unter die Nase reibst, treibt einem höchstens Tränen in die Augen und macht das Ganze für mich nicht wirklich angenehmer«, winkte Fritz mit einer Handbewegung dankend ab.
    Der Kommissar hatte es aus den genannten Gründen natürlich sehr eilig, diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen und drängte den Arzt, ihm die bisherigen Obduktionsergebnisse mitzuteilen .
    » Aufgrund der durchgeführten Analysen an den inneren Organen, wie zum Beispiel der Leber und der daraus resultierenden Werte, konnte ich mit äußerst hoher Wahrscheinlichkeit den Zeitpunkt seines Ablebens auf dreiundzwanzig Uhr des gestrigen Abends festlegen. Die Todesursache war, wie bereits vermutet, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, infolge massiver Gewalteinwirkung durch einen stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf des Opfers«, erläuterte Jaki dem Polizisten die analysierten Fakten und berichtete dann weiter: »Der Mörder griff unseren Freund hier wohl von hinten an und der hatte absolut keine Chance sich zu verteidigen. Das erklärt dann auch, warum wir keine Abwehrverletzungen, zum Beispiel an den Händen des Toten, gefunden haben. Durch das Wasser wurde zwar das meiste Blut abgewaschen, jedoch konnte ich in der Kopfwunde winzige Rostpartikel finden. Diese werden allerdings derzeit noch im Labor genauestens untersucht und mit ein bisschen Glück haben wir morgen die Ergebnisse vorliegen.« Um seine Ausführungen eindrucksvoll zu untermalen, umkreiste der Doktor ständig den Untersuchungstisch wie ein Satellit die Erde und drehte den nackten Körper des Toten immer wieder entsprechend in Wellers Blickrichtung, damit der sich auch, sozusagen live, von den beschriebenen Tatsachen überzeugen konnte .
    » Und ehe seine Klamotten zu den Kriminaltechnikern wandern, nehme ich mir das Gelump gleich noch vor. Vielleicht hat der Täter hierauf Spuren hinterlassen, die uns weiterbringen«, grübelte Jaki .
    » Ist schon okay, Hauptsache wir halten später ein brauchbares Resultat in den Händen. Aber Jaki, mal was anderes. Dafür, dass der Knabe nur so kurze Zeit im Wasser gelegen hat, stinkt er echt bestialisch.« Fritz drehte sich angewidert vom Toten weg .
    » Nein, ER ist nicht die Ursache für diesen angenehmen Wohlgeruch«, lachte Gruft-Jaki, zog im gleichen Moment mit

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