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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Anschein hatte, nicht eingeplant, oder so gut versteckt, dass sie Weller zunächst verborgen blieb. Da um die Wanne herum kein Duschvorhang als Spritzschutz aufgehängt war, hatte er zudem nach kurzer Zeit den Raum fast vollständig geflutet.
    Doch er nahm sich den Herausforderungen an, was sollte er in dieser Lage auch anderes machen, und fand bald darauf wider Erwarten eine brauchbare Einstellung. Und nachdem er sich abgetrocknet, eingekleidet, frisiert und das beige gekachelte Badezimmer mit seinem zweiten Handtuch komplett gewischt hatte, ließ sich der Kommissar am üppig gedeckten Frühstückstisch der Wirtsfamilie nieder.
    Zu erwähnen bliebe an dieser Stelle noch, dass bei Wellers Duschorgie gut die Hälfte des erhitzten Wasser draufgegangen war, was der Verschwender dem Heizer wenn überhaupt, erst nach der Mahlzeit zu offenbaren gedachte.
    Die Küche war wie die übrige Wohnung eher schlicht eingerichtet. Die Zwillingssöhne Günther und Harald saßen bereits auf der mit blaukariertem Kunststoff bezogenen Eckbank hinterm Tisch und mampften mit dicken Backen ihre Brote. Beide starrten den Polizisten mit großen Augen fortwährend an, als erwarteten sie, dass dieser ihnen nun eine spannende Räuberpistole zum Besten gab. Doch er tat den Jungen diesen Gefallen nicht.
    Jetzt sah er auch den Grund für den Appetit anregenden Geruch, der ihm bereits im Flur entgegen geströmt war. Denn auf dem Speiseplan der Pohlerts stand heute Rührei, sozusagen zur Feier des Tages. Anton hatte eben den Schinken angebraten, währenddessen seine Frau nicht weniger als zehn Eier in eine weiße Keramikschüssel aufgeschlagen und ordentlich mit einer Gabel durchgequirlt hatte.
    Nun verfrachtete der Küchenchef den knusprigen Schinken auf einen bereitgestellten Teller, goss die flüssige Eiermasse hinein in die heiße Pfanne und stellte sie zurück auf die Herdplatte. Unter Zuhilfenahme eines hölzernen Kochlöffels rührte er die gelbe Suppe vorsichtig um, bis sie ihren optimalen Aggregatzustand erreicht hatte .
    » So, noch mit Pfeffer, Salz und Schnittlauch abschmecken … fertig!!«, jubilierte Pohlert. Und nur zwei Minuten später stand ein reichlich gefüllter Teller dampfend vor Fritz auf dem Tisch. Zunächst wurde so gut wie nichts gesprochen und es war außer dem Schmatzen der Zwillinge kein Laut zu vernehmen .
    » Stammen sie aus Burgstadt?« Tohn hatte bereits gestern aufgrund der Sprache des Kommissars bemerkt, dass er nicht aus der hiesigen Gegend kam und durchbrach nun mit dieser Frage die Essensgeräusche. Fritz gab ihm bereitwillig Auskunft über Berlin, die Familie, seine Freundin Karin, die in ein paar Wochen endlich zu ihm zieht und sein Leben in Burgstadt. Alle lauschten seinen Ausführungen andächtig.
    Da er vermutete, sein Gastgeber wollte ihn über diesen Umweg zum Ermittlungsstand im aktuellen Fall aushorchen, erwähnte er jedoch mit keiner Silbe seine Arbeit bei der Polizei. Und nachdem sich Fritz gut gestärkt, sowie mehrfach bekräftigt hatte, dass er absolut satt sei und er wirklich nichts mehr herunterbekommen würde, bedankte er sich bei seinen Gastgebern für dieses Mahl. Er musste den Dörflern doch tatsächlich zugestehen, dass sie hervorragend zu kochen verstanden, was nicht zuletzt auch am frisch aufgebrühten Kaffee lag.
    Nur mit der angebotenen Blut- und Leberwurst, im Volksmund Flönz genannt, konnte er sich zumindest zum Frühstück nicht anfreunden. Zu allem Anderen, angefangen von selbstgemachter Brombeermarmelade, Käse, den Rühreiern, frischem Schwarzbrot und natürlich dem besagten Kaffee, würde er sich jederzeit gerne wieder einladen lassen .
    » Mensch, du musst Winfried ja noch anrufen!«, schoss es dem jungen Polizisten plötzlich durch den Kopf. Fast hatte er ihre Abmachung von gestern Abend verschwitzt.
    Fritz fragte den Wirt, ob er das Telefon in der Kneipe benutzen dürfe, was dieser mit einer selbstverständlichen, generösen Geste bejahte. Den Vorschlag Pohlerts, dass er auch von der Wohnung aus ungestört telefonieren könne, lehnte er dankend ab. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass diese Wände mit Sicherheit Ohren hatten. Daher eilte der Polizist schnell die zwei Etagen hinunter ins Lokal, griff sich den Hörer des im Thekenschank befindlichen schwarzen Bakelit-Telefons, um kurz darauf zwei für ihn weniger erbauliche Feststellungen zu machen.
    Erstens überzog eine schmierige Fettschicht den kompletten Apparat und zweitens war kein Freizeichen zu vernehmen. Auch mehrmaliges,

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