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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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hektisches Herunterdrücken der Gabel änderte die Sachlage nicht. Es konnte auch technisch nicht funktionieren, da man zuvor den Hebel des Umschalters, der im Thekenschrank montiert war, umzulegen hatte.
    Denn solange kein Betrieb in der Wirtschaft war, schaltete Pohlert damit die Leitung auf das Telefon in der Wohnung um. Diesen kleinen aber entscheidenden Hinweis hatte Tohn vergessen, dem Polizisten mitzuteilen.
    Da Fritz nicht durch das Treppenhaus nach dem Wirt brüllen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich wieder zurück in den zweiten Stock zu dessen Wohnung zu begeben. Er fluchte vor sich hin und nahm zunächst jeweils zwei, drei Stufen locker mit einem Schritt. Doch spätestens mit dem Erreichen der ersten Etage musste er dem üppigen Frühstück Tribut zollen, denn sein voller Magen wirkte wie schwerer Ballast.
    Angesichts dieser Umstände klopfte er japsend an die Wohnungstür der Wirtsfamilie. Einer der Zwillinge öffnete und Fritz bat ihn, seinen Vater an die Tür holen. Der erschien auch sofort im Flur, den Oberkörper nur mit einem weißen Feinripp-Unterhemd bekleidet und Rasierschaum im Gesicht.
    Tohn schlug sich mit seiner flachen Hand vor die Stirn, als er von besagtem Missstand hörte, entschuldigte sich mehrmals und gab dem Kommissar nun den entscheidenden Hinweis. Mit leicht genervtem Unterton in seiner Stimme bedankte sich der Kommissar, polterte durch das Treppenhaus wieder in die Wirtschaft und tat wie ihm sein Gastgeber aufgezeigt hatte.
    Und tatsächlich: Freizeichen! Fritz betätigte die schmierige Wählscheibe des Gerätes sicherheitshalber mit Hilfe seines Bleistiftes. Den schmuddeligen Hörer hielt er sich so weit von Ohr und Mund entfernt, dass die Verständigung mit seinem Kollegen am anderen Ende der Strippe soeben noch funktionierte .
    » Mensch Fritz, es ist fast elf! Wo treibst du dich denn rum? Ich hab schon gedacht, du wärst verschollen und wollte eben eine Vermisstenmeldung aufgeben«, raunte ihm Hauptkommissar Schuster ironisch entgegen .
    » Tut mir ja leid! Ich hab’s um ein Haar doch glatt verpennt«, entschuldigte sich Weller kleinlaut.
    Der junge Polizist berichtete seinem Kollegen von den Erkenntnissen, die er seit seinem Eintreffen gestern Abend in Mayberg gesammelt hatte, beschränkte sich jedoch bei seinen Ausführungen ausschließlich auf jene, welche mit dem Mord zu tun haben könnten. Direkt nach ihrem Telefonat würde er sich zum Hof der Kreismüllers begeben, denn heute Vormittag sollte die Familie, wie die Stieftochter des Opfers gestern behauptet hatte, komplett anwesend sein. Außerdem wolle er diesem Justus, den alle, mit denen er gesprochen hatte, für einen einfältigen und harmlosen Zeitgenossen hielten, einmal auf den Zahn fühlen, ob dem wirklich so war. Schusters Stimmungslage hellte sich nach Wellers Bericht rasch wieder auf.
    Er zeigte sich durchaus beeindruckt von den Aktivitäten seines Partners und lobte dessen Engagement: »Gut, gut, das sind ja reichlich Neuigkeiten, die natürlich noch genau überprüft werden müssen. Die Aussage von Maiers Frau zu dessen Banktermin war übrigens richtig. Denn vor gut einer halben Stunde hatte mir dies die zuständige Sachbearbeiterin der Sparkasse bestätigt. Der Bauer habe vorgesprochen, dass er mehr Geld brauche, um neues Vieh und Saatgut anzuschaffen. Dessen Kreditlinie sei daraufhin entsprechend erhöht worden.«
    Der Hauptkommissar atmete kurz durch. Fritz hörte in der Redepause nur das Rascheln von Papieren, so als wenn sein Gegenüber etwas suche und beginnend mit den Worten »so, da iss es« führte Winfried nun seine Ausführungen fort: »Unser Kollege Waldvogel vom Labor stand schon um acht Uhr bei mir auf der Matte. Er hatte die Kleidung des Mordopfers untersucht und zunächst nur dessen eigenes Blut darauf gefunden. War ja auch nicht sonderlich schwer, es zu übersehen, denn selbst ein Blinder mit Krückstock hätte das herausgefunden, sagte ich noch recht angefressen zu ihm. Doch zu seinem und unserem Glück war es nicht alles, was er mir anzubieten hatte. Denn auf der silbernen Kragenspange an Kreismüllers Jacke fanden sie einen Fingerabdruck, der, so viel steht schon mal fest, zweifelsfrei nicht vom Toten stammt. Ich telefoniere gleich mit unseren grünen Kollegen aus St. Josef. Die sollen sich Maiers Fingerabdrücke besorgen, wenn sie deren olle Nachbarin befragen – geht dann alles in einem Aufwasch. Könnte ja durchaus sein, dass sich Maier auf der Spange beim Gerangel mit

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