Novemberrot
gebräuchlichen Redeweise über .
» Sie müssten eigentlich jeden Moment zurück sein.
Ach ja, die Rosi ist hinten im Pferdestall.« Bis auf Kopfnicken und einigen »ja gut, verstehe« kam Fritz nicht zu Wort .
» Eins hätte ich doch fast vergessen«, legte die Magd beim Hineingehen noch nach. Ihr Kollege hatte eben angerufen. Er sagte, ich soll Maria ausrichten, dass sie am Montag nach Burgstadt kommen müsse, um Heinrich zu infizieren, oder so ähnlich. Wäre wohl ein notwendiges Muss in solchen Fällen.«
Weller konnte sich ein Grinsen aufgrund der fast richtigen Ausdrucksweise der Alten nicht verkneifen. Kurz darauf hörte er klopfende Pferdehufe auf dem Hofpflaster und drehte sich um. Fritz erblickte Rosi, die ein weißes, gesatteltes Pferd am Zügel in den Hof führte. Mit den Worten »ich warte, bis sie vom Friedhof zurück sind« beendete er das Gespräch mit der Alten, die ihrerseits darauf die Haustür hinter sich schließend im Haus verschwand.
Fritz dachte bei sich: »Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren und zusammenreißen.« Doch sofort, als Rosi ihn mit ihren stahlblauen Augen erfasst hatte, waren alle seine guten Vorsätze komplett über den Haufen geworfen .
» Haben Sie etwas Zeit mitgebracht?«, wollte sie wissen und schaute den Polizisten durchdringend an. Da Fritz sowieso beabsichtigte auf die restliche Familie zu warten, bejahte er die Frage ohne Bedenken .
» Können Sie reiten?« Weller hatte zwar mit vielem gerechnet, damit jedoch absolut nicht. Etwas stotternd brachte er nur heraus: »Früher bin ich mal geritten. Ist aber schon eine Weile her.« Die junge Frau verschwand darauf im Stall und führte nur wenig später ein prachtvolles schwarzes Pferd hinaus, dessen Stockmaß Weller auf mindestens 1,60 Meter schätzte. Flugs wurde das Tier gesattelt und Rosi reichte dem verdutzten Polizisten die Zügel: »Hier, für Sie. Dann zeigen Sie mal, was Sie können!«
Fritz, der noch nicht richtig realisiert hatte wie ihm geschah, nahm die Lederriemen in seine Hand. Und obwohl er seit der verpassten Olympiaqualifikation vor dreieinhalb Jahren nicht mehr geritten war, wurden seine Bewegungen und die entsprechenden Griffe wie automatisiert abgerufen. So als wenn es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre, schwang er sich auf den Rücken des Hengstes und stellte mit Verwundern fest, dass er diesbezüglich nichts verlernt hatte .
» Ist halt doch wie Fahrradfahren«, sagte er staunend zu sich. Die professionell wirkende Handhabung des Pferdes beeindruckte Rosi zutiefst. Damit hatte sie nun ihrerseits nicht gerechnet und langsamen Schrittes bewegten sie die Rösser übers holprige Kopfsteinpflaster aus dem Hof hinaus zur angrenzenden Weide. Rosi ritt voraus, während sie bewusst ihr Tempo, angefangen mit leichtem Trab bis hin zu scharfem Galopp, stetig forcierte.
Mit der steigenden Geschwindigkeit wuchs auch ihr Erstaunen darüber, dass ihr Mitreiter scheinbar mühelos in der Lage schien, alle angeschlagenen Tempi mitzugehen. Plötzlich verlangsamte Rosi ihre Fahrt und stoppte am Rand des Dorfes. Weller, überrascht von dieser Aktion, war einige Meter an ihr vorbeigerauscht. Nur mit Mühe brachte er es fertig, seinen Untersatz abzubremsen, zu wenden und zu Rosi zurückzutraben.
Sie strich sich ihre blonden langen Haare aus dem Gesicht und sah den Polizisten an. Gleich so, als hätte dieser eben nachgefragt, warum sie nur einen Tag nach dem Tode ihres Stiefvaters so scheinbar unberührt von dieser Tatsache ihr Leben lebt, brach es aus ihr gellend heraus: »Mein Stiefvater war ein Schwein!«
Weller wollte zunächst nachbohren, was sie damit meinte, aber irgendetwas in seinem Inneren hielt ihn davon ab. So standen sich beide für Minuten wortlos gegenüber, bis eine leuchtend gelbe Limousine mit schwarzem Dach in den Feldweg vor ihnen einbog .
» Das sind meine Mutter und mein Stiefbruder«, beendete Rosi die Stille. Und noch bevor das Fahrzeug sie passieren konnte, hatten sie sich bereits auf den Rückweg zum Bauernhof begeben. Sie erreichten das Gehöft als Erste und während Weller im Hof nun auf die beiden wartete, führte Rosi die Pferde zurück in den Stall.
Manfred parkte seinen gelben Ford 12M unmittelbar neben Wellers weißen NSU und beide Insassen stiegen aus. Der Kommissar begrüßte die Ehefrau des Mordopfers und dessen Sohn .
» Ich habe da noch einige Fragen, die ich gerne mit Ihnen besprechen möchte«, wand er sich direkt an Maria. Sie hatte ihn bereits, als er vorhin
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