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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Erst das flottere I’m a believer von den Monkees holte sie wieder in die Realität zurück. Fritz bedankte sich bei Rosi und duzte sie dabei zum ersten Mal. Denn bisher hatte er sich, immer wenn es nötig war, mit einem verwaschenen »Sie« aus der Affäre gezogen. Nach dem Genuss einiger weiterer Biere stieg Weller plötzlich ein süßlicher Geruch in die Nase. Er kannte diesen Duft und erspähte einen der Gäste, der sich einen riesigen Joint gebaut hatte und selbigen soeben genüsslich inhalierte .
    » Ich muss mal an die frische Luft«, sagte er zu Rosi, zog sich seine Jacke über und stolperte leicht benommen aus dem Haus hinaus in die Nacht.
    Die Biere hatten beim Polizisten ihre Spuren hinterlassen. Um einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen, ging er zunächst nur ein paar Meter die Niedergasse hinunter bis zu deren Einmündung in die Gotenstraße. Dann hielt er sich rechts in Richtung Dorfmitte und Kirche. Ohne auf seine Uhr zu schauen lief Fritz fast eine Stunde im Ort umher. Die frische Luft sorgte dafür, dass er so allmählich wieder klare Gedanken fassen konnte .
    » Noch ist nichts passiert und deshalb gehst du nicht zurück zur Feier«, redete er auf sich ein und fasste den Entschluss, sich noch ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen, um dann am nächsten Morgen halbwegs frisch in den Tag starten zu können.
    In seinem Zimmer über der Dorfkneipe angekommen, zog er schnell seine Klamotten aus, warf sie über den Stuhl und haute sich direkt in die Koje.
    Weller war gerade eingeschlafen, da weckte ihn ein Klopfen an die Zimmertür. Er knipste die Stehlampe an und schlurfte mit kleinen Augen zur Tür. Wer mochte der späte Störer nur sein?
    »Hoffentlich habe ich im Treppenhaus nicht allzu viel Lärm gemacht und Familie Pohlert aufgeweckt?« Er befürchtete, dass der Wirt nun draußen, übel gelaunt auf dem Flur stand, um sich vehement bei ihm zu beschweren. So legte er sich schnell noch ein paar fadenscheinige Entschuldigungen parat und öffnete die Tür.
    Doch vor ihm stand nicht Tohn wie befürchtet, sondern Rosi. Für einen Moment verharrten sie regungslos und schauten sich dabei tief in die Augen. Immer weiter hinab, versank er machtlos in den Untiefen ihres blauen Ozeans.
    Ohne ein Wort zu verlieren, trat Rosi ganz dicht an ihn heran … und dann ging auf einmal alles ganz schnell. Noch auf dem Gang umarmten und küssten sie sich leidenschaftlich. Fritz zog Rosi rasch ins Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Alles was nun folgte war hemmungsloser, wilder Sex zweier Menschen, die sich seit ihrer ersten Begegnung auf magische Weise voneinander angezogen fühlten.
    Weller hatte vollständig vergessen wer er war, worauf seine Werte beruhten und dass er gerade dabei war, mit einer möglichen Verdächtigen in die Kiste zu springen. Von den eventuellen Folgen ganz zu schweigen.
    Im Laufe der heftigen Fummelei landete Rosis roter BH auf der Stehlampe. Sofort wurde der kleine Raum von einem erotisierenden, warmen Lichtschein überflutet, der die Stimmung der beiden nur noch mehr anheizte. Glücklicherweise waren die übrigen Gästezimmer nicht belegt, denn die enorme Geräuschkulisse des Liebespärchens hätte wohl auch den Nachbarn den Schlaf geraubt.
    Die Stunden voller leidenschaftlicher Ekstase verrannen rasend schnell und die Nacht neigte sich gegen fünf Uhr schon ihrem Ende entgegen, als Rosi und Fritz erschöpft aber glücklich einschliefen.
    Schallendes Gelächter aus der Wirtschaft machte sich im gesamten Gebäude breit und weckte Fritz unsanft auf. Das allsonntägliche Hochamt war seit zehn Minuten vorüber und manche der Kirchgänger hatten sich wie gewöhnlich zum Frühschoppen in der Dorfkneipe eingefunden. Grundsätzlich konnte man sagen, war diese Veranstaltung dem männlichen Geschlecht vorbehalten, während die Ehefrauen zu Hause das Mittagessen kochten.
    In Wellers Schädel hämmerte es fortwährend und er verspürte einen unmenschlichen Durst nach Wasser. Das Tageslicht schmerzte seinen Augen, deren verkniffene Blicke auf der Suche nach Rosi im Zimmer umherwanderten. Doch sie wurden nicht fündig, denn das Bett neben ihm war leer. Er wälzte sich zur Seite.
    Das Kopfkissen, auf dem sie geschlafen hatte, roch noch immer nach ihrem Parfüm. Sein Kopf sank bleischwer hinein und er atmete ihren Geruch. Irgendwann drehte er sich um und tastete nach seiner Armbanduhr, die er auf dem Nachttisch abgelegt hatte .
    » Au Scheiße, schon nach elf«, stöhnte Fritz, dem die Zeiger seiner Armbanduhr

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