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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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finde ich ja eine Lösung, wenn ich was gegessen habe«, sagte er zu sich, machte sich frisch und ging hinunter ins Lokal.
    Hier angekommen war Fritz sofort klar, wer für den schlafstörenden Krach verantwortlich zeichnete. Die erste Mannschaft konnte doch tatsächlich am Nachmittag ihr Auswärtsspiel siegreich gestalten, was jetzt kräftig begossen wurde. Die Spieler in ihren grasgrünen Trainingsanzügen mit aufgesticktem Vereinswappen auf der linken Brustseite, Trainer, Betreuer und deren familiärer Anhang hatten mehrere Tische zusammengeschoben.
    Nun ließ das Gelage den großen, mit Bier gefüllten gläsernen Stiefel lauthals johlend die Runde machen, woraus jeder, sobald er an der Reihe war, einen tiefen Schluck zu sich nahm. Fritz fand diese Art der Siegesfeier etwas ekelig, da er nur schwerlich jemandem aus einer Flasche oder einem Glas nachtrinken konnte. Von den Fußballern unbemerkt, nahm der junge Polizist an einem freien Tisch Platz, zog seinen kleinen Schreibblock aus der Hosentasche und studierte die Notizen, die er sich in den letzten beiden Tagen gemacht hatte. Als Tohn ihn registrierte, kam er sofort hinter der Theke hervor zu ihm geeilt .
    » Sie haben endlich mal wieder gewonnen! Wurde auch langsam Zeit!« Der Wirt hatte seine helle Freude am Sieg der heimischen Mannschaft .
    » Ich hoffe, sie lassen noch ein paar Stiefel kreisen«, lachte er .
    » Der wievielte ist denn das?«, fragte Fritz verwundert .
    » Müsste so der fünfte oder der sechste sein«, schätzte Pohlert, sich insgeheim aufgrund des unerwarteten Geldregens die Hände reibend .
    » Aber was kann ich Ihnen denn bringen?« Der Wirt hatte Bleistift und Papier bereits erwartungsvoll gezückt .
    » Alles nur kein Flönz, lag Fritz förmlich auf der Zunge, doch er hielt sich mit dieser Äußerung zurück. Noch bevor er etwas antworten konnte, hatte ihm Tohn schon den neuesten Schlager der heimischen Gastronomie, nämlich ein gegrilltes halbes Hähnchen, mit leuchtenden Augen angepriesen .
    » Ja ja, geht klar und dazu ein großes Pils.«
    Weller stimmte Pohlerts Offerte kurzerhand zu und genehmigte sich nach diesem zermürbenden Tag ausnahmsweise auch ein Bier zum Hinunterspülen seines Frustes. Mit der Bestellung in petto dackelte der Kneipier in die Küche. Rosi hatte eben die Getränkewünsche einer Kegelgesellschaft aufgenommen und stand inzwischen eifrig Bier zapfend hinter der Theke.
    Tohn, der nun ebenfalls wieder auf der Bildfläche erschienen war, sagte etwas mit einem Fingerzeig in Wellers Richtung zu ihr. Daraufhin schnappte sie sich eines der bereits gefüllten Gläser und servierte es dem durstigen Polizisten mit einem freundlichen Lächeln. Fritz, der noch mit den Gedanken in seine Notizen vertieft war, schaute erst auf, als er ihre Stimme vernahm. Was er nun erblickte, verschlug ihm komplett die Sprache. Denn Rosi trug einen knallroten, eng anliegenden Pullover, darunter einen schwarzen Minirock und schwarze, nahezu kniehohe, glänzende Lederstiefel.
    Diese Aufmachung offenbarte nun endlich die atemberaubende Figur, welche sie heute tagsüber noch in dreckiger Jeans, schwerem Pullover, sowie altem Anorak verborgen hatte und sich bestenfalls mit viel Phantasie erahnen ließ. Dazu umspielten die blonden langen Haare ihr anmutiges Gesicht, worin ihre blauen Augen leuchteten wie Diamanten, die soeben nach Jahrmillionen tiefstem Erdreich entrissen, nun unbändig im Licht der Mittagssonne strahlten .
    » Haben Sie heute Abend noch etwas vor?«, fragte Rosi den verblüfften Polizisten .
    » Eigentlich wollte ich nach dem Essen zurück nach Burgstadt, warum?« Von einem Hauch ihres lieblichen Parfüms eingehüllt, brachte er auf Anhieb nur diesen Satz stammelnd hervor. Sie erzählte, dass sie mit ihren Freunden eigentlich samstags abends immer nach St. Josef in den Sterngarten fahren würden, dem bei jungen Leuten beliebtesten Tanzlokal der Gegend. Aber der Laden sei zurzeit aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen und als Ersatz wäre daher heute eine kleine Party hier im Ort angesagt.
    Fritz war zwar noch nie in besagtem Sterngarten, doch er kannte das Lokal aus Erzählungen seiner Burgstädter Kollegen, die sich zumeist recht abfällig darüber äußerten. Demnach sei es ein Schuppen für Bauern, Landpomeranzen und Matronen, in dem kaum eine scharfe Braut zu sichten sei. Und wenn sich dann tatsächlich mal eine dort hinein verirrt hatte, habe man schon beim geringsten Annährungsversuch deren komplette Sippschaft am

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