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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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schonungslos zu verstehen gaben, dass er bereits den halben Tag verschlafen hatte.
    So entstieg er mühsam dem Bett, beugte seinen Oberkörper über das kleine Waschbecken und stützte sich mit beiden Händen darauf ab. Fritz drehte den Wasserhahn auf, senkte seinen Kopf schräg ins Becken hinab, ließ den Wasserstrahl in seinen weit geöffneten Mund fließen und sog gierig einige kräftige Schlücke in sich hinein.
    Wenn man ihn so sah, musste man unweigerlich den Eindruck gewinnen, als wollte er das gesamte Wasservorkommen Maybergs in einem Zuge leeren. Nachdem er nun seinen gröbsten Durst gestillt hatte, blickte er in den kleinen Wandspiegel vor sich. Gewissensbisse überkamen ihn .
    » Was war nur mit mir geschehen, dass ich mich darauf eingelassen habe? Wie soll ich mich nun Rosi gegenüber verhalten … und was ist mit Karin? Welche Konsequenzen würden sich aus den Geschehnissen der Nacht ergeben?« Fritz fand keine Antworten auf all die Fragen, die in seinem Hirn herumspukten. Nur in einer Sache war er absolut sicher .
    » Bloß schnell nach Hause und pennen.«
    Sein Bedarf an weiteren Ermittlungen im Fall Heinrich Kreismüller war für heute restlos gestillt. So machte er sich notdürftig frisch, streifte seine Unterhose, die er vom Fußboden vor dem Bett aufgelesen hatte, wieder über und zog die nach ekligem Zigarettenqualm stinkende Kleidung, welche er am Vorabend bei der Party getragen hatte, widerstrebend an. Dann stopfe Fritz seine sieben Sachen einfach kreuz und quer in die Tasche und begab sich hinunter in die Wirtschaft.
    Schließlich musste er ja noch seine Rechnung begleichen. Kaum hatte er einen Fuß in die Wirtsstube gesetzt und die Dörfler ihn erspäht, sank der Geräuschpegel auffallend.
    Die sonntäglichen Frühschoppner tuschelten urplötzlich nur noch leise miteinander und schauten immer wieder verstohlen zum jungen Polizisten. Tohn, der alleine hinter der Theke bediente, kam sofort zu ihm .
    » Gut geschlafen?«, fragte er mit einem verschmitzten Grinsen in seinem Gesicht. Sollte Pohlert doch etwas von seiner nächtlichen Exkursion mitkommen und diese Begebenheit bereits seinen Kumpanen berichtet haben? Alles deutete darauf hin. Fritz war beileibe nicht nach einer längeren Unterhaltung zumute .
    » Ja, alles bestens, nur ein wenig zu lange«, antwortete er knapp und zückte sogleich seine Geldbörse .
    » Ich fahre jetzt schon zurück nach Burgstadt und möchte bezahlen.«
    Der Wirt nickte und bat ihn kurz zu warten, da er die Rechnung eben noch schreiben müsse. So drehte er sich um und begann eifrig seinen Quittungsblock, der für solche Fälle immer neben dem Telefon bereitlag, zu bekritzeln. Fritz wunderte sich etwas darüber, dass Pohlert so lange rechnen musste, denn schließlich waren außer den beiden Übernachtungen zu je 25 Mark und den abendlichen Mahlzeiten doch weiter keine Kosten entstanden.
    Als er dann nach einer gefühlten Ewigkeit die von Tohn präsentierte Rechnung in Händen hielt, traute er seinen Augen kaum. Hatte ihm dieses Schlitzohr neben den erwarteten Leistungen zusätzlich auch noch das Frühstück, das Duschen und das Telefonat, welche von ihm allesamt als kostenfreie Einladung empfunden wurden, mit aufs Auge gedrückt .
    » Macht dann alles in allem 98,50 Mark«, betonte Pohlert seine Forderung. Fritz war zu müde, um lange über dessen Richtigkeit zu diskutieren. Er zog einen 100 Mark Schein mit der Bemerkung »der Rest ist Trinkgeld« aus seinem Portemonnaie, klatschte den Schein mit der flachen Hand energisch auf die Theke und verließ unter dem Gemurmel der übrigen Gäste das Lokal.
    »Ich werde diesen Landeiern schon auf die Schliche kommen, wäre doch gelacht.«
    Von diesem Vorsatz, den er am Freitagabend noch vollmundig ausgegeben hatte, war am Sonntagmittag bei seiner Rückfahrt nicht mehr viel übrig. Zwar hatte er natürlich einige vielversprechende Spuren verfolgt, aber letztlich dienten sie nur dazu, wie sich herausstellte, mögliche Täter auszuschließen .
    » Sollten die beiden letzten Tage wirklich vertan gewesen sein? Von wegen, ich präsentiere meinem Kollegen Schuster am Montag den Mörder!«
    Weller schüttelte ratlos den Kopf. Was der junge Kommissar zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ja überhaupt nicht wissen konnte, war, dass der Fall auch in den kommenden Tagen nicht aufgeklärt wurde. Werner Maier, der durchaus das entsprechende Motiv für diesen Mord gehabt hatte, wurde durch die Bestätigung seines Alibis entlastet. Der

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