Novemberrot
präsentieren ein Alibi. Wellers Stimmung passte prima zum trostlosen Grau der tiefhängenden Regenwolken.
Mitten in diese Unterhaltung platzte Doktor Jakob. Gruft-Jaki stiefelte in seinem bis zum Kragen zugeknöpften weißen Kittel geradewegs ins Zimmer und machte sich, ehe er auf den eigentlichen Grund seines Erscheinens einging, über das augenscheinliche Chaos lustig. In seiner bekannt hellen Fistelstimme piepste er: »Also wenn ihr mich fragen würdet, ich würde all das Papier an die Wände kleben. So könntet ihr prima im Stehen lesen und hättet dazu noch eine schicke Tapete!«
»Zum Glück fragt dich aber keiner. Erzähl uns lieber, was unser Mordopfer dir noch so alles verraten hat!«, konterte Weller barsch. Eigentlich war der Kommissar nahezu für jeden Spaß zu haben. Doch heute nervten ihn solch dummen Kommentare .
» Schon gut, mach dich locker«, Jaki, sichtlich überrascht von dieser Reaktion, bemühte sich nun krampfhaft, Wellers miese Laune nicht noch weiter zu verschlechtern und startete sogleich mit seinem Bericht: »Wie ich dir gestern bereits sagte, habe ich Rostpartikel in der Kopfwunde gefunden. Der viel zitierte stumpfe Gegenstand, mit welchem Kreismüller erschlagen wurde, war daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein mittelgroßer Hammer. An der Fraktur konnten wir deutlich erkennen, dass der Täter mit der flachen Kopfseite des Hammers zugeschlagen hatte. Der Hieb wurde zudem mit einer solchen Kraft ausgeführt, dass das Metall gut fünf Zentimeter tief in den Schädel eindrang. Wir gehen außerdem davon aus, dass das Opfer von hinten angegriffen wurde, denn an seinen Händen und Armen fanden wir keine Abwehrverletzungen.«
»Manfred war also chancenlos«, resümierte Kommissarin Franck .
» Stimmt genau«, antwortete der Mediziner .
» Kannst du uns irgendwas Brauchbares zum Täter liefern?«, hakte Weller hustend nach .
» Eventuell kann ich das«, entgegnete Doktor Jakob und fuhr fort: »Geht man nun davon aus, dass sowohl Kreismüller als auch der Angreifer gestanden haben als der tödliche Schlag erfolgte, so müssten Opfer und Täter etwa gleich groß gewesen sein. Wir haben an unserem Dummy einige Tests mit Hieben aus verschiedenen Einschlagwinkeln durchgeführt, die dies belegen. Das Ergebnis stimmt genau mit den Beschädigungen am Schädel des Toten überein.«
»Na prima, dann können wir Liliputaner und Basketballspieler aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen«, zischte Weller zynisch. Jaki ließ sich davon scheinbar nicht aus der Ruhe bringen. Unbeeindruckt von diesem verächtlichen Seitenhieb erklärte er weiter: »Mit absoluter Sicherheit steht fest, dass er bereits tot war, bevor er im Bach landete, denn in seiner Lunge fanden wir kein Wasser.«
»Mensch Doc, du hast doch noch mehr herausgefunden. Komm spucks schon aus!« Fritz kannte Jaki schließlich seit vielen Jahren gemeinsamer Ermittlungsarbeit und wusste, dass der sich gerne den Höhepunkt für den Schlussakkord aufsparte. Und Gruft-Jaki enttäuschte die Polizisten nicht .
» Eine Sache habe ich tatsächlich noch«, flüsterte er, Weller und Franck dabei geheimnisvoll durch seine runden Brillengläser anblickend .
» An den Haaren des Toten, sowie an den in der Wunde befindlichen Rostteilchen, klebte nicht nur sein eigenes Blut, sondern auch geringe Mengen vom Blut einer zweiten Person. Jetzt sollte man doch annehmen, dass es sich dabei eigentlich nur um das Blut des Mörders handeln kann. Also glich ich es mit den Aufzeichnungen in unseren diversen Datenbanken ab. Und was soll ich euch sagen, die Recherche ergab tatsächlich einen Treffer.«
»Das bedeutet, wir haben den Mörder!«, triumphierte Kommissarin Franck und hörte bereits das Klicken der Handschellen, die sie eben dem überführten Täter anlegte. Ihr Kollege allerdings hielt sich währenddessen merklich zurück. Sein Sinn stand ihm nicht nach verfrühten Jubelarien. Zu oft musste er in seiner langen Laufbahn schmerzhaft erfahren, dass Fakten, welche eben noch als totsicher angepriesen wurden, sich bei näherem Betrachten in Wohlgefallen auflösten .
» Ich kenne dich schon lange genug, Jaki. Wenns so offensichtlich wäre, dann hättest du dir dieses Brimborium gespart und wärst sofort auf den Punkt gekommen.« Die Art und Weise, in der Doktor Jakob seine Ergebnisse präsentierte, hatte dafür gesorgt, dass Wellers pessimistische Grundeinstellung, was die zügige Aufklärung des Falles anbetraf, Risse bekam. Ein Hauch
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