Novemberrot
von gespannter Vorfreude durchzuckte sein Gesicht .
» Du kennst denjenigen gut. Es ist ein alter Bekannter von dir Fritz, … denn die Blutspuren stammen von Manfreds Vater.«
Gruft-Jaki war natürlich von Anfang an bewusst, welches Ass er damit noch im Ärmel hatte. Weller sank wie vom Schlag eines imaginären Hammers getroffen in seinen Bürostuhl. Auf die Schnelle waren ihm einige mögliche Personen eingefallen, doch Heinrich Kreismüller spielte in seinen Überlegungen nun überhaupt keine Rolle. Nun trieb Jaki leichtsinnigerweise sein Gehabe auf die Spitze. Wie jemand, der von Grauen und Furcht gepackt ein nahendes Unheil prophezeite, blickte er sich immer wieder verstohlen um, trat dicht an Steffi heran und hauchte ihr ins Gesicht: »Ich vermute, dass der alte Kreismüller als Zombie in Mayberg umhergeistert und sich der Seele seines Sohnes bemächtigte, damit er wiederauferstehen kann!« Die Polizistin wich mit ihrem Oberkörper zurück. Noch bevor sie sich äußern konnte, fuhr ihr Fritz in die Parade. Aufgebracht sprang er auf und schrie Jaki an: »Mann lass den Scheiß! Verpiss dich, wenn du nur solchen Müll von dir gibst!« Weller schwitzte und er hatte das Gefühl, sein Schädel zerspringe jeden Moment in Tausend Einzelteile. Nur seine Halsschmerzen, die ihn nach dem Aufstehen noch plagten, waren doch tatsächlich dank des Hausmittels verflogen .
» Schon gut, mach demnächst deinen Mist alleine. Sieh zu, dass du den verdammten Hammer endlich findest, denn er scheint dieselbe Mordwaffe wie vor 24 Jahren gewesen zu sein!«
Nach diesen Sätzen verabschiedete sich Jaki kopfschüttelnd bei Steffi, ohne den Kommissar auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.
Beim Hinausgehen sagte er zu ihr: »Ach ja, zwei Dinge hätte ich doch beinahe vergessen. Zum einen, im Besprechungsraum sitzt Rosemarie Kreismüller, die eben die Identität des Toten einwandfrei bestätigte und noch unbedingt mit deinem Kollegen sprechen wollte. Und zum anderen stiefelte mir der Lord gerade über den Weg. Er bat mich höflichst darum euch kund zu tun, dass dein Kollege ihm pronto seine Aufwartung machen soll. Er will wissen, ob ihr schon eine heiße Spur habt.«
Der Lord, mit Namen Gero von Hübenthal, war der Vorgesetzte der beiden Kommissare. Ein durchweg unbeliebter, selbstherrlicher Arschkriecher, der sich gerne mit den Leistungen seiner Mitarbeiter schmückte, bei brenzligen Situationen jedoch geschickt verstand, sich aus der Schusslinie zu manövrieren. Daraufhin entschwand Gruft-Jaki und zog die Bürotür mit einem lauten Knall hinter sich zu .
» Mensch Fritz, was ist los mit dir?« Noch nie in ihrer gemeinsamen Zeit bei der Kripo hatte Kommissarin Franck ihn so erlebt .
» Entschuldige bitte, aber die Geschichte treibt mich noch in den Wahnsinn.« Verzweiflung klang aus Wellers Worten.
Doch nur wenige Sekunden später fasste er sich wieder und sprach mit fester Stimme: »Es nützt alles nichts. Der alte Leichenfledderer hatte ja Recht. Wir müssen endlich diesen verfluchten Hammer finden, sonst kommen wir keinen Millimeter weiter!« Hier stockte er und überlegte, wie sie ihr weiteres Vorgehen in dem Fall nun idealerweise gestalten sollten. Nach kurzen Gedankenspielen präsentierte er Kommissarin Franck seinen Plan: »Okay, ich hab’s! Am besten ist, wir teilen uns zunächst auf. Du kümmerst dich um deinen laufenden Picasso und fühlst anschließend einem gewissen Gerd Müller mal auf den Zahn. Der hat eine Gebäudereinigungsfirma in St. Josef. Denn gestern Nachmittag stattete ich unserem alten Kumpel Heinzi einen Besuch ab, da mir Rosi erzählt hatte, ihr Stiefbruder habe sich in der Vergangenheit häufig in dessen Bar rumgetrieben.«
»Rumgetrieben, wie passend für einen Puff«, lachte Steffi .
» Kann schon sein, dass er seine Knete auch bei den Damen gelassen hat, aber hauptsächlich wurde wohl gepokert. Und Manfred muss ein miserabler Spieler gewesen sein, denn er schuldete Müller einen Batzen Kohle. Ist schon tragisch die ganze Geschichte. Da verprasst dieser Hallodri die letzten Kröten und Rosi mit ihrer Tochter muss auf Deutsch gesagt den Kitt aus dem Fensterrahmen fressen.« Fritz schüttelte fassungslos seinen Kopf und fuhr dann fort: »Doch jetzt wirds interessant. Unser Heinzi erwähnte nämlich noch, dass Manfred einige Tage vor seinem Tod behauptete, eine Geldquelle aufgetan zu haben und er somit seine Spielschulden in Kürze zurückzahlen könne. Also sieh zu, dass unser Meister Proper
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