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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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merklich zurück.
    Er überließ seiner Kollegin das Feld und Steffi hakte auch sofort energisch nach: »Ach ja, Sie haben mit uns gerechnet?« Komplett bedröppelt, wie ein begossener Pudel, antwortete der Bürgermeister kleinlaut: »Nach der Verbandsgemeinderatstagung letzten Donnerstag vor zwei Wochen sind wir am späten Abend noch in der Roxy-Bar gelandet und haben reichlich Bier und Sekt verkonsumiert. Ich hatte schon ganz schön einen in der Krone, als die Tina mit einem Mal richtig zutraulich wurde. Sie hatte sich mir förmlich an den Hals geschmissen.« Schimmelpfennig legte immer wieder Pausen ein und rang mit seiner Fassung .
    » Unseligerweise kam es dann wie es kommen musste … wir sind natürlich in ihrem Separee gelandet … und was dann war können Sie sich ja vorstellen. Ich habe sie selbstverständlich auch bezahlt, wie sich das gehört. Meine Frau weiß übrigens nichts davon. Warum sollte ich ihr auch davon erzählen? Es war schließlich nur eine einmalige Sache.« Den letzten Satz nuschelte er gedankenversunken in seinen nicht vorhandenen Bart .
    » Ein paar Tage danach stand Manfred plötzlich dumm grinsend in meinem Büro und fragte mich, ob es mit der Tina denn Spaß gemacht hätte.« Plötzlich war Schimmelpfennig wie ausgewechselt. Stand er vor Sekunden den Polizisten noch zaudernd gegenüber, wirkte er nun entrüstet und seine Spucke befeuchtete bei jedem Zischlaut das nähere Umfeld. Steffi und Fritz wichen sicherheitshalber einen Schritt zurück, doch das Lama blieb ihnen hartnäckig auf den Fersen .
    » Ich wollte den Vogel schon hochkant rausschmeißen, da zog er drei Fotos aus der Tasche, auf denen ich mit dem Mädel in eindeutiger Pose abgelichtet war, sozusagen in flagranti. 10.000 Mark wollte der Halunke von mir, ansonsten würde er meinen nächtlichen Ausritt Publik machen. Also gab ich ihm das Geld mit der Abmachung, dass nun Ruhe sei. Als er dann letzte Woche, ich glaube es war am Dienstag, wieder die gleiche Summe wollte, fiel ich aus allen Wolken. Ich vertröstete den Gauner und sagte ihm, dass ich Zeit bräuchte, um die Kohle zu besorgen. Ich überlegte nun verzweifelt, wie ich am elegantesten aus der Nummer wieder rauskommen könnte. Und ich muss gestehen, als im Dorf erzählt wurde, dass sie ihn tot aus dem Bach gezogen hatten, war ich doch sehr erleichtert. Bekomme ich mein Geld jetzt wieder zurück?« Mit dieser Frage beendete der spuckende Bürgermeister seine Rede .
    » Wenn sich alles so herausstellt, wie Sie angegeben haben und die Untersuchungen abgeschlossen sind, dann ja. Aber ich würde an ihrer Stelle mit Frau Bürgermeister sprechen und ihr alles gestehen, denn Heinzi war zum jetzigen Stand der Ermittlungen ebenfalls in die Erpressung verstrickt. Manfred und er heckten, so wie es den Anschein hatte, die Sache gemeinsam aus. Und Heinzi schmort mit seinen Ladys inzwischen im Knast. Das bedeutet für Sie, dass Sie auf jeden Fall als Zeuge geladen werden.« Weller schaltete sich nun aktiv in die Unterhaltung ein und machte Schimmelpfennig dessen derzeitige Lage unmissverständlich klar .
    » Ja, dann muss ich wohl«, japste der Bürgermeister und blickte eingeschüchtert zu Boden .
    » Aber nun mal was ganz anderes!« Fritz hatte sich lange genug das Geseier des sabbernden Zwerges angehört. Der, schon von der Annahme ausgehend, dass das Gespräch nun beendet sei, schaute Weller in einer seltsamen Mischung aus Überraschung und Konsternierung mit großen Augen an .
    » Was will er denn jetzt noch von mir?« Schimmelpfennig hatte diese Frage auf der Zunge, brachte sie jedoch nicht über seine Lippen .
    » Gibt es hier im Ort Stellen, an denen der Bach noch frei zugänglich ist?«, fügte der Kommissar hinzu und blickte seinem schwitzenden Gegenüber ernst ins Gesicht. Schimmelpfennig schnäuzte kräftig in sein Stofftaschentuch, umgangssprachlich auch Sacktuch genannt, und setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches: »Nee, nee, der Segbach wurde im gesamten Dorfbereich im Zuge der Straßensanierung Mitte der Siebziger komplett kanalisiert. Um die Kanaldeckel hochzuhieven, braucht man ein spezielles Hebeeisen. Dazu sind die Dinger sauschwer. Außerdem gibts noch hinter den Gleisen am Fußgängerüberweg von der Segbachstraße zur Bergstraße einen Reinigungsschacht, der durch ein Gitter mit Vorhängeschloss verriegelt wird. Der Bürgermeister langte nach hinten und hob die Dorffahne ein Stück zur Seite. Dahin kam nun ein blechernes Schlüsselkästchen zum

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