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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Heinzis Bar sie zu einem Quickie in ihrem Zimmer animieren wollte, davon erzählte sie schon erst recht nichts. Vielleicht auch, da diese unerwartete Offerte in ihrem tiefsten Inneren ihre Neugier geweckt hatte .
    » Die Zeit drängt Fritz, ich habe eine heiße Spur. Deswegen hier nur das Wichtigste in Kürze: Gerd Müller, dieser widerliche Gebäudereiniger-Chef, bestätigte, dass der Tote Spielschulden in Höhe von 40.000 Mark bei ihm hatte. Kreismüller verlor das Geld an ihn, beim Pokern in der Roxy-Bar. Außerdem bestätigte er, dass Manfred ihm letzte Woche 5000 Mark zurückgezahlt hatte und dabei noch prahlte, dass der Rest nur noch eine Frage von wenigen Monaten sei. So, und jetzt wirds richtig spannend. Unser Meister Proper erzählte außerdem, dass er neulich abends in der Roxy-Bar rein zufälligerweise ein Gespräch zwischen Heinzi und Manfred mitbekommen hatte. Dabei habe es sich so angehört, als ob die beiden jemanden mit pikanten Fotos erpressten. Also bin ich dann sofort mit zwei kostümierten Kollegen in die Roxy-Bar. Der feine Herr Schraffelhuber hatte sich zunächst natürlich gewunden wie ein Aal. Doch Tina, eins seiner Mädels, bekam kalte Füße und packte schließlich aus. Ihr feiner Chef hatte laut ihrer Aussage mit Kreismüller zusammen heimlich Fotos eines Lokalpolitikers bei seinem Schäferstündchen mit ihr geschossen und den armen Teufel daraufhin erpresst. Selbsterklärend haben wir Heinzi mit samt seinen Damen postwendend eingebuchtet und den Laden dicht gemacht. Aber das nur so am Rande, denn es kommt noch besser. Das Erpressungsopfer war Hans-Peter Schimmelpfennig, Maybergs honoriger Bürgermeister … und ich bin eben auf dem Weg zu ihm.«
    Wellers Kollegin sprach so schnell, dass er zwischendurch nur einige »ach, ja« und »so so« zu der Unterhaltung beisteuern konnte. Doch am Ende ihrer Ausführungen ergriff der Kommissar rasch seine Chance und antwortete knapp: »Dann haben wir dasselbe Ziel, denn auch ich bin auf dem Weg zu ihm. Jedoch habe ich ein anderes Anliegen, bei dem ich seine Hilfe benötige.« Am besten ist, wenn du vor dem Haus auf mich wartest. Ich bin in 20 Minuten in Mayberg, dann gehen wir zusammen rein.«
    Aus den dunklen Wolken prasselten dicke Regentropfen unaufhörlich hernieder und zwangen die Scheibenwischer zu Höchstleistungen. Weller klappte das Handschuhfach auf und irgendwo zwischen Handschellen, den kümmerlichen Resten einer Schokoladentafel und der August-Ausgabe des Playboys diesen Jahres, worauf ihm eine dunkelhaarige Schönheit oben ohne aufreizend entgegenlächelte, zog er Queens 89er Miracle-Album auf Kassette heraus und schob diese in den Recorder.
    Aus reiner Gewohnheit drehte er die Lautstärke fast bis zum Anschlag auf. Doch nach wenigen Minuten schmerzten Brians kreischende Gitarrenriffs und Freddies Falsett dermaßen in seinem Schädel, dass er ihn wieder ausschaltete .
    » Ich muss wirklich krank sein, dass mir sogar Queen auf die Nerven geht«, murmelte er vor sich hin. Der Kommissar jagte seinen Passat in Höllentempo über die nasse Bundesstraße gen Mayberg. Verkehrsregeln gab es in dieser Situation nur für die Anderen, nicht aber für ihn. Beinahe wäre er in einem der angrenzenden Felder gelandet, als er heftig niesen musste. Nur mit einem wilden Schlenker konnte er sein Fahrzeug auf der feuchten Piste halten und hatte dazu noch ausgesprochenes Glück, dass ihm in diesem Moment niemand entgegen kam .
    » Sollte diese unerwartete Spur, die Steffi aufgetan hatte, tatsächlich zur Lösung des Falles führen? Was wäre das für eine Wendung der Geschichte!« In Wellers Kopf keimte leise Hoffnung auf, dass es doch der Bürgermeister gewesen sein möge, der seinem Erpresser für ewig den Garaus gemacht hatte. Als er in die Niedergasse einbog, sah er bereits von weitem den dunkelblauen Kadett-Kombi. Der Wagen seiner Kollegin parkte gut 50 Meter hinter der Dorfkneipe am gegenüberliegenden Fahrbahnrand. Wie vereinbart wartete sie vor Schimmelpfennigs weiß gestrichenem Wohnhaus.
    Weller stellte sein Gefährt unmittelbar vor ihrem Kadett ab. Auf Steffi wirkte es sehr mühsam, wie sich Fritz aus seinem Dienstwagen schälte. Der kam nun mit eingezogenem Kopf, so als wenn er vor dem Regen in Deckung gehen wollte, zu ihrer Beifahrerseite geeilt und stieg ein. Kommissarin Franck, die gerade genüsslich einen Puddingplunder verspeiste, sagte mit vollem Mund, als sie in Wellers blasses Gesicht sah: »Mensch, du siehst ja aus wie der Leibhaftige.

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