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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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kann ich jetzt gehen?« Mehr traute er sich in dieser seltsamen Situation nicht zu sagen .
    » Gehn Sie ruhig, ist schon okay.« Fritz nickte dankend. Schimmelpfennig blickte dem Kommissar noch kurze Zeit nach, als dieser langsam, fast bedächtig mit hängenden Schultern und Kopf ins gleißende Licht zurücktrottete .
    » Fritz, hier bist du, ich suche dich schon die ganze Zeit.«
    Ein Schreck fuhr Kommissarin Franck durch Mark und Bein. Klar, Weller war stark erkältet, da sieht man selbstverständlich nicht wie das blühende Leben aus. Doch nun, im grellen Schein der Schachtbeleuchtung, wirkte er wie ein Gespenst, dessen blutleeres, schmerzverzerrtes Antlitz von tiefen Falten und Furchen durchzogen wurde.
    Alle Zuversicht, alle Freude über ihren Fund schien völlig verblasst. Welche Antwort des Bürgermeisters hatte bloß solches Entsetzen in ihm geschürt? »Was hast du von Schimmelpfennig erfahren?« Steffi sah Fritz mitleidend an .
    » Rosi Kreismüller putzt das Büro. Außer Schimmelpfennig selbst hatte, laut dessen Aussage, nur noch sie Zugriff auf die Schlüssel.« Wellers Antwort klang verzweifelt. Er schaute dabei seiner Kollegin nicht in ihr Gesicht .
    » Was hast du nun vor?«
    Er reagierte nicht. Steffi wiederholte ihre Frage. Hatte sie vorher noch leise mit Fritz gesprochen, klang ihre Stimme nun deutlich eindringlicher, ja nahezu beschwörend. Energisch fasste sie seine rechte Schulter. Wellers Blick schnellte hoch und erfasste ihre Augen.
    Prägten eben noch Anzeichen von Resignation sein Verhalten, so wich diese im Eilzugtempo nun trotzigem Optimismus. Steffis Wachrüttelaktion hatte gewirkt. Sie atmete innerlich erleichtert auf, als er nun wieder wie gewohnt logisch folgernd die nächsten Schritte plante: »Vorausgesetzt, es ist Manfred Kreismüllers Blut, das an der Schachtwand und am Hammer klebt, dann müssen wir herausfinden, wie der Knabe hierhin gekommen ist. Das müsste doch, verdammt nochmal, jemand mitbekommen haben. Aber vielleicht wurde er auch an einer anderen Stelle getötet und man hat ihn hierher gekarrt.«
    »Vielleicht wurde er hierhin gelockt und er bekam eins übergebraten!«, warf Steffi ein und erntete sogleich Lob von Weller, was dieser nur sehr selten zu tun pflegte: »Guter Ansatz, vielleicht doch der gehörnte Motorradhändler!? Wurde dessen Alibi bereits bestätigt?«
    »Bislang noch nicht. Ich klär das direkt wenn ich nachher wieder im Büro bin. Außerdem muss ich alles, was wir bis jetzt herausgefunden haben, noch zu Papier bringen.«
    Wie die meisten ihrer Kollegen einschließlich Weller hasste Kommissarin Franck den Bürokram. Aber sie unternahm alles ohne zu meckern, um Fritz in diesem Fall den Rücken freizuhalten. Vielleicht war es ihre weibliche Intuition, die sie dazu bewog, doch in ihr festigte sich der Glaube, dass er kurz vor der Überführung des Täters stand.
    Nur im Bezug auf Rosi Kreismüller war ihr Weller völlig fremd. Obwohl Steffi noch seine Worte »ich weiß was ich tue« in den Ohren klangen, blieb ihr deren Beziehung ein Rätsel .
    » Hatten sie damals was miteinander? Sieht wirklich danach aus. Aber den Fall und die eigene Karriere damit aufs Spiel setzen?« Nein, das war für die junge Kommissarin nur schwer vorstellbar. Schließlich kannte sie ihren Kollegen bereits seit längerer Zeit, oder glaubte das bis gestern zumindest. Während Weller noch an der Fundstelle blieb, eilte seine Kollegin per pedes zu ihrem Dienstwagen vor Schimmelpfennigs Haus und fuhr zurück ins Präsidium. Sowohl der Hammer als auch die Uniformjacke waren inzwischen feinsäuberlich eingetütet und zum Abtransport ins Labor bereits im schwarzen VW Bus der Techniker verschwunden. Fritz packte einen von ihnen an dessen typischem weißem Ganzkörperkondom, als er gerade an ihm vorbeilaufen wollte .
    » Auf dem Hammer sind Zeichen eingraviert. Ich muss unbedingt wissen, was sie bedeuten und am besten gestern!«
    Glücklicherweise hatte Weller wohl einen Kollegen angesprochen, der nicht Punktum den Griffel fallen lässt. Denn der Kriminaltechniker versprach ihm, sofort mit den Untersuchungen anzufangen, wenn sie wieder zurück in Burgstadt sind. Zudem hatte der Kollege offenbar solches Mitleid mit dem schniefenden Kommissar, dass er ihm zum Abschied noch eine komplette Rolle Papierküchentücher, von denen die Techniker immer mehrere in ihrem Fundus hatten, mit den Worten »sicher ist sicher, die sollte fürs Erste reichen« in die Hand drückte. Und Weller ließ sich nicht

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