Novemberrot
einfach nicht verkneifen konnte. Weller nuschelte etwas von »viele Unterlagen durchsehen« in den Hörer. Jedenfalls waren dies die Worte, die Steffi aus dem undeutlichen Gemurmel ihres Kollegen noch am ehesten verstehen konnte. Also kam sie ohne weitere Umschweife auf den Grund ihres Anrufes zu sprechen. Demnach sei sicher, dass der Picasso nun auch endgültig von der Liste gestrichen werden kann. Seine Muse habe soeben alle Angaben bestätigt. Steffi lachte: »Das Einzige, was der Erlemann am Sonntagabend geschwungen hat, war sein Pinsel … und ich meine nicht den mit den Borsten. Aber zu seinem Glück und zu unserem Pech nicht den verdammten Hammer, wo das Teil auch immer stecken mag.« Fritz registrierte diese Tatsache beiläufig und antwortete, dieses Mal verständlicher, jedoch ohne Bezug auf Kommissarin Francks Nachrichten zu nehmen: »Der Hund vom Kreismüller wurde laut der Aussage seiner Stiefschwester vergiftet. Sag den Uniformierten, sie sollen sich diesen einen Läufer noch mal vorknöpfen. Ich könnte mir vorstellen, dass der Kniich etwas damit zu schaffen hat. So gehässig, wie der von der Sache gesprochen hatte.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl, Chef. Hoffentlich kriegen wir den Mistkerl in die Finger, der das zu verantworten hat.« Steffi, eben noch heiter gestimmt aufgrund ihrer Anekdote vom malenden Läufer, klang nun bitterböse. Anschließend fuhr sie gemäßigter fort: »Bis später, ich melde mich wieder, denn ich biege gerade in den Firmenhof deines Gebäudereinigers ein. Bin ja nur mal gespannt wie ein Flitzebogen, welche interessanten Neuigkeiten mich hier erwarten.« In Punkto der zu erwartenden Neuigkeiten, war in ihrer Stimme eine gute Portion Ironie nicht zu überhören, da bisher alle Spuren zu keinem zählbaren Ergebnis führten. Nach dem Telefonat brütete Weller wiederum über den 24 Jahre alten Akten, zwischendurch immer wieder von heftigen Hustenattacken durchgerüttelt .
» Ich weiß es genau. Der Schlüssel zur Aufklärung des Mordes an Manfred liegt in der Vergangenheit verborgen!« Sich seine grauen Haare raufend lief er im Büro herum, setzte sich dann wieder, um nur Sekunden später in der Annahme, er habe einen Hinweis erkannt, kniend auf dem Fußboden zwischen den Papieren herumzurutschen. Mit den zerzausten Haaren wirkte er phasenweise wie ein zerstreuter Professor. Die Zeit verrann. Mehrfach hatte er mittlerweile alle Schriftstücke akribisch begutachtet .
» Irgendetwas übersehe ich, es ist zum Mäuse melken! Wo nur versteckt sich dieses eine Detail?« Wutentbrannt war er kurz davor den alten Krempel im Rundordner abzuheften, doch ein plötzlicher Geistesblitz beförderte ihn schlagartig aus dem Tal der Tränen .
» Na klar, der Bachlauf! Warum bin ich da nicht direkt drauf gekommen? Damals plätscherte das Flüsschen noch offen durch den Ort vor sich hin und ich bin doch noch auf meiner morgendlichen Runde daran entlang gelaufen. Bislang sind wir davon ausgegangen, dass die Fundstelle auch der Tatort war. Aber was, wenn der Mord an einer anderen Stelle geschah?« Fritz wusste genau, was nun zu tun war. Er schnappte sich seine Jacke, eilte zu seinem silbernen Passat und machte sich schnurstracks auf den Weg zu Maybergs Ortsbürgermeister.
Kapitel 14
Weiler hatte gerade gegen 13 Uhr die Stadtgrenze Burgstadts passiert, als der nervige Ton des Polizeifunkgerätes ihm wiederum Gesprächsbedarf signalisierte. Diesmal meldete er sich direkt. Schließlich hatte er es nun sehr, sehr eilig .
» Was gibts? Ich hoffe es ist wichtig!«
Ohne zu wissen, wer sein Gesprächspartner beziehungsweise seine Gesprächspartnerin am anderen Ende der Leitung war, blaffte Weller energisch ins Mikrophon. Es war wiederum Steffi, die nun mit unerwarteten Neuigkeiten daherkam. Nur schweren Herzens verzichtete sie darauf, ihm die Begebenheiten so ausschweifend und farbenfroh, wie sie es in ihrer sonst so blumigen Sprache liebte, zu schildern. Doch aufgrund der griesgrämigen Begrüßung ihres Kollegen beschränkte sie sich nun auf das Wesentliche.
Sie verschwieg die beiden Dobermänner, die auf sie zugeprescht kamen, als sie auf Müllers Firmengelände aus ihrem Pkw aussteigen wollte und sie vor Angst ganz starr und regungslos gewesen war. Auch erwähnte sie nicht, dass dieser Gerd Müller ein fettwanstiges, Zigarre qualmendes Ekelpaket war, der seine Mitarbeiter im tiefsten, für auswärtige Ohren widerwärtig klingenden Dialekt pausenlos rund machte.
Und dass die dunkelhaarige Susi in
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