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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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erleichtert zunächst den spärlichen Lichtschein von Wellers Taschenlampe, der von Sekunde zu Sekunde die Wasseroberfläche immer weiter erhellte.
    Kurz darauf folgte der Kommissar selbst. Beim Aufstieg klammerte er sich nur mit seiner Rechten an die Sprossen. In seiner Linken hielt er, so wie es von oben aussah, einen grauen Stofffetzen. Fritz gab noch immer keinen Ton von sich.
    Doch seine Augen strahlten, nachdem ihn das matte Tageslicht wieder umarmt hatte, als habe er soeben den Schatz der Nibelungen aus Maybergs Kanalisation gezogen. Steffi Franck sah nun, dass es sich bei dem Stück Stoff wohl um eine alte Uniformjacke handelte .
    » Ich fand das Bündel in einer Nische, gut fünf Meter vom Einstieg entfernt.« Fritz brach endlich sein Schweigen und schob den schmutzig grauen Stoff beiseite. Zum Vorschein kam ein angerosteter, blutbefleckter Hammer. Just in diesem Moment riss die dichte Wolkendecke für ein kurzes Intermezzo auf. Ein zarter Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg hindurch und hüllte die Szenerie in sein helles Licht .
    » Fritz, das ist er! Mensch, du hast ihn gefunden!«, jauchzte Steffi bewundernd. Und Schimmelpfennig fügte noch hinzu: »Solche Hämmer haben früher die Steinmetze zum Behauen der Pflastersteine genutzt.«
    Für einen Moment wirkte Fritz, als wenn alle Last der letzten 24 Jahre mit diesem Fund von seinen Schulten gefallen sei. Er hob sogar seine Mundwinkel, sodass ein Ansatz eines zufriedenen Lächelns unverkennbar war.
    Doch nur wenige Augenblicke später wurde die Sonne wieder von der grauen Wolkensuppe aufgefressen und nahezu zeitgleich flammten düstere Gedanken durch Wellers Kopf. Er war sich nun gar nicht mehr sicher, ob er sich eher freuen oder fürchten sollte.
    Hielt er nun doch nach all den Jahren den vermeintlich entscheidenden Puzzlestein zur Auflösung der zwei Fälle in Händen. Fritz betrachtete den Hammer vorsichtig und bemühte sich, das Teil nicht mit seinen bloßen Händen zu berühren .
    » Welche grausamen Geheimnisse verbarg er in sich? Welche davon könnte man ihm entreißen? Führte er sie tatsächlich zum wahren Täter?« Der Rost hatte im Laufe der Jahre eine leichte Schicht über dessen raue Oberfläche gezogen. An der Innenseite des Hammerkopfes, dem Nutzer zugewandt, entdeckte Fritz seltsame Einkerbungen. Zunächst nahm er an, dass es sich dabei um normale Gebrauchsspuren handelte. Aber bei näherem Betrachten schien es eine Art Gravur zu sein .
    » Was ist das bloß, sieht aus wie drei Striche. Und daneben ist noch was. Das Ding muss doch bestimmt 50 Jahre, wenn nicht noch mehr auf dem Buckel haben.« Der Kommissar blickte die Umherstehenden fragend an.
    Es war inzwischen fast 17 Uhr und das Tageslicht hatte sich nahezu gänzlich davongestohlen. Mittlerweile waren auch die angeforderten Kriminaltechniker am Fundort erschienen, welche eilig von Kommissarin Franck ins Thema eingewiesen wurden. Schnell baute man einige 500-Watt-Strahler rings um den Eingang des Reinigungsschachtes herum auf, die den Bereich nun in ihr gleißendes Licht tauchten .
    » Es nutzt alles nichts. Ich muss nach Hause, um die Sitzung fertig zu planen«, dachte sich der Ortsbürgermeister schweren Herzens, der nur allzu gerne weiter mit von der Partie gewesen wäre.
    Denn grundsätzlich waren alle Dörfler seit jeher unbändig neugierig und ihr Dorfoberhaupt bildete in dieser Beziehung absolut keine Ausnahme. Schimmelpfennig war bereits einige Meter gegangen, als er schnell näher kommende Schritte hinter sich hörte. Er drehte sich um, blieb stehen und sah Kommissar Weller, der ihm schnaufend nachgehetzt kam.
    Der Polizist rang gierig nach Luft, als er zu ihm aufgelaufen war. Das Atmen fiel Weller sichtlich schwer. Nur mit größter Mühe brachte er einige holprige Worte heraus: »Eine Frage habe ich noch an Sie. Wer außer Ihnen hatte sonst noch die Möglichkeit, an die Schlüssel in Ihrem Büro ranzukommen?« Der Befragte hielt kurz inne und antwortete nachdenklich: »Mmh, eigentlich niemand … außer … nee, nee das kann nicht sein.«
    »Was kann nicht sein?«
    »Die Rosi putzt die Gemeindeeinrichtungen und auch alle 14 Tage mein Büro.« Dies war beileibe nicht die Antwort, die Fritz zu hören erhoffte, doch sie fügte sich nahtlos in seine dunklen Vorahnungen ein. Er senkte seinen Kopf. Schimmelpfennig, dem nicht bewusst war, welche Reaktion er beim Kommissar mit dieser Antwort auslöste, schaute ihn daraufhin recht hilflos an .
    » Haben Sie noch mehr Fragen, oder

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