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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Burgstadts hinter dem dichten Nebelvorhang vor seinen Augen auftauchten, kehrte mit einem Mal leise Hoffnung in die Seele des Polizisten zurück und er spürte das warme Blut durch seine Adern fließen. Ihm war, als habe jemand mit Hilfe eines Defibrillators seine stehengebliebene Pumpe wieder zum Schlagen gebracht.
    Sogar das dumpfe Schock-Geräusch der beiden Elektroden, als diese ihre aufgestaute Energie an ihm entluden, durchzuckte seine Gehörgänge. Fritz schüttelte sich mächtig, so als habe er eben in eine saure Zitrone gebissen und er erinnerte sich nun wieder daran, dass seine Kollegen ihm doch schließlich versprochen hatten, heute noch mit den diversen Untersuchungen der sichergestellten Beweisstücke zu beginnen. Und obwohl er todmüde war und quasi bereits sein Bett nach ihm rufen hörte, beschloss er daher nicht nach Hause, sondern, getrieben von der Ungewissheit, ins Präsidium zu fahren. Nur noch einmal stoppte Fritz kurz. Aber diesmal tat er es freiwillig und absolut gerne, denn ihn plagte sein schlechtes Gewissen .
    » Schnell noch Kartoffel-Chips besorgen, denn Steffi liebt doch die Dinger!«
    Gute 300 Meter vor seinem eigentlichen Ziel bog er von der Bundesstraße zu einer Tankstelle ab und kaufte eine große Tüte, sozusagen als kleine Wiedergutmachung für sein kotzbrockenhaftes Verhalten ihr gegenüber. Und so trudelte Weller gegen 22:30 Uhr auf dem Gelände des Präsidiums ein.
    Er parkte seinen Dienstwagen wie üblich im Hinterhof. Bevor er ausstieg, beugte er sich schräg hinab zur Beifahrerseite und tastete nach der Bierflasche, die, wie konnte es auch anders sein, unter den Sitz gerollt war. Nachdem er sie sich geangelt und auch die Rolle Papiertücher vom Fußraum hinter sich aufgelesen hatte, griff er sich noch die Chipstüte und schlappte müde aber voller Erwartungen zum Nachbargebäude des Präsidiums. Denn dort waren außer der polizeieigenen Autowerkstatt auch praktischerweise die Räumlichkeiten der Kriminaltechniker untergebracht.
     

Kapitel 16
    Im ersten Stock brannte tatsächlich noch das Licht. Zwei Polizisten von der Nachtschicht kamen Fritz im Treppenhaus entgegen und grinsten, als sie ihn erblickten. Denn mit der Papierrolle unterm rechten Arm, der Chipstüte unter dem anderen, in der linken Hand das Burgstädter Katzenbräu , mit triefender Nase und zu allem Überfluss mit leichter aber dennoch unübersehbarer Beule mitten auf seiner Stirn, machte Fritz wahrlich eine skurrile Figur .
    » Na Kollege, suchst du die Asservatenkammer oder veranstaltest du noch ’ne Party?«, stichelte der eine.
    Ohne auch nur die winzigste Reaktion auf das dämliche Gelaber zu zeigen, ließ er die beiden einfach kommentarlos links liegen. Denn seine Gedanken waren Weller bereits voraus ins Labor der Techniker geeilt und linsten schon durchs Elektronenmikroskop. Kaum hatte der Kommissar den Flur, der die Untersuchungsräume beherbergte, erreicht und die links gelegenen Toilettenräume passiert, da vernahm er das Herunterdrücken einer Klinke mit anschließendem Aufziehen einer Tür.
    Zu überlegen woher die Geräusche stammen brauchte er nicht, denn nur Sekundenbruchteile später schnellte ein schwarz gelockter Kopf, genau wie ein Kuckuck aus dem Oberstübchen in gleichnamiger Uhr es zur vollen Stunde zu tun pflegte, aus dem Türrahmen rechts vor ihm. Weller sah den Mann an, überlegte kurz und lachte dann schallend: »Ohne dein Ganzkörperkondom hätte ich dich doch fast nicht wiedererkannt!«
    »Das hören wir oft«, erwiderte sein Gegenüber grinsend. Vor dem Polizisten stand der Kriminaltechniker, den er heute Nachmittag am Fundort in Mayberg um dessen Unterstützung gebeten hatte .
    » Ich habe dich ins Haus kommen sehen. Ich hätte da nämlich schon ein paar Neuigkeiten für dich«, sagte der Lockenkopf freudig erregt und winkte Fritz mit einer einladenden Geste hinein.
    Auf dem Labortisch mitten im Raum entdeckte der Kommissar seine Fundstücke aus dem Reinigungsschacht, inklusive des schweren Vorhängeschlosses und des dazugehörenden Schlüssels aus Bürgermeister Schimmelpfennigs Büro, mustergültig in Reih und Glied nebeneinander platziert.
    Da der Kriminaltechniker nun so langsam seinen Arbeitstag beenden wollte, begann er auch sogleich mit seinen Ausführungen: »Also, das Vorhängeschloss war blitz blank, sozusagen sauber wie geleckt. Doch auf dem Schlüssel wurden wir fündig.« Unweigerlich wanderte Wellers Blick zu dem genannten Objekt. Angestrengt fixierte er das Teil, so

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