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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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Neun«, lautete postwendend die nüchterne Antwort seiner Kollegin. Erst jetzt bemerkte er, dass sowohl Unterwäsche als auch sein Hemd pitschnass an seinem Körper klebten. Der ekelhafte Schweiß erkaltete von Sekunde zu Sekunde mehr und Weller begann jämmerlich zu frieren. Die geringe Zimmertemperatur tat ihr Übriges dazu. Vorsichtig strich er mit seiner rechten Hand über die Matratze und stellte fest, dass auch sie nur so vor Feuchtigkeit triefte .
    » Ich gehe ja mal stark davon aus, dass es nur Schweiß ist«, sagte er und konnte sich dabei ein leichtes Grinsen nicht verkneifen .
    » Ich rieche zumindest nichts Auffälliges«, lachte Steffi .
    » So, doch bevor wir wieder loslegen, brauch ich erst mal ’ne heiße Dusche, und trockene Klamotten muss ich auch anziehen!«
    Wie fast alle anderen Polizisten, die in diesem Gebäude stationiert waren, so hatte auch der Kommissar in seinem Spind immer Ersatzkleidung für alle Fälle auf Vorrat. Er schlüpfte rasch in seine Westernstiefel, packte sich den Rest seiner Klamotten unter den Arm und beeilte sich mächtig, in die Duschräume zu gelangen, die glücklicherweise auch auf dieser Etage lagen. Dort angekommen streifte sein Blick im Vorrübergehen einen Wandspiegel.
    Weller ging einen Schritt zurück und sah hinein. Und obwohl sein Gesicht an diesem Morgen mehr Falten aufzuweisen hatte, als irgendein altes Schifferklavier auf St. Pauli, seine Nase wund vom vielen Putzen mit dem rauen Papier und seine Stirn noch immer leicht gerötet vom Aufschlag auf das Lenkrad war, spürte er tief in seinem Inneren ein Gefühl von herrlicher Frische gepaart mit aufkommender Leichtigkeit. Ihn irritierten diese Emotionen, denn noch nie zuvor in seinem Leben hatte er sie verspürt.
    Fritz war sich daher absolut nicht sicher, was er davon halten sollte. Nur in einer Sache hatte er Gewissheit. Denn als das warme Wasser aus der Brause wohltuend zuerst über seinen Kopf und dann über seinen ganzen Körper perlte, spürte er, dass die Medizin vom alten Wirt gewirkt hatte. Zwar war er immer noch verschnupft, doch schmerzten weder seine Gräten, noch fühlte er sich so elendig schlapp, wie noch am gestrigen Abend.
    Eine gute dreiviertel Stunde später lief Weller dann völlig renoviert in seinem Büro ein. Der einzige Unterschied gegenüber seiner traditionellen Kluft war nur der beigefarbene Rolli, wie ihn auch die uniformieren Beamten trugen. Und selbstredend verzichtete er auch auf die schwarze Anzugsweste, die wohl in Kombination mit dem Pulli recht lächerlich ausgesehen hätte.

Kapitel 17
    Das graue Licht dieses 27. Novembers vermochte den Raum nicht wirklich zu erhellen und so knipste er die Zimmerbeleuchtung an. Noch immer lagen die Papiere vom Mordfall Heinrich Kreismüller im Raum verteilt herum. Nur von seiner Kollegin inklusive seines Entschuldigungsgeschenks, das er auf ihrem Schreibtisch abgelegt hatte, fehlte jede Spur. Sie hatte lediglich die aktuelle Morgenzeitung an ihrem Platz zurückgelassen. Fritz hängte seine Winterjacke und das Pistolenhalfter am Kleiderhaken auf. Der würzige Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee zwängte sich durch seine verschnupfte Nase. Steffi war wohl zum Glück nicht nachtragend, dachte er erleichtert bei sich, wenn sie ihm sogar den Kaffee kocht. Selbst seine Tasse stand frisch gespült neben der Warmhaltekanne. Er hatte sich gerade den Becher eingeschenkt, da stand unvermittelt Uschi Schalupke im Zimmer.
    Die schlanke, hellblonde Mittdreißigerin in ihrem adretten dunkelblauen Hosenanzug kam auch direkt zur Sache: »Schönen Gruß von deiner Kollegin, soll ich dir ausrichten. Sie sei nach Mayberg zur Biker-Braut, da gäbe es noch was zu klären und anschließend wäre sie zu ihren Eltern nach Kottenhausen. Ihr Vater wird nämlich heute 60. Aber sie wäre am Nachmittag so zwischen drei und vier wieder zurück. Ach ja und sie sagte noch, und das betonte sie extra deutlich, dass du bestimmt damit einverstanden sein würdest.«
    »Ja klar, geht schon okay.« Weller wusste natürlich ganz genau, dass dies die kleine aber feine Retourkutsche ihrerseits war. Doch insgeheim kam ihm dieser Umstand gar nicht mal so ungelegen, denn nun konnte er im Büro schalten und walten und sich ungestört der Sache widmen .
    » Und vom Lord«, setzte die Sekretärin ihre Ausführungen fort, »soll ich dir ausrichten, dass er heute nach Mainz muss und dort auch über Nacht bleibt. Morgen allerdings um neun Uhr wieder zurück sei und von dir dann einen

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