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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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tatsächlich einen ganzseitigen Bericht mit der fetten Überschrift »Queen und Freddie Mercury« untergebracht.
    Fritz war sichtlich beeindruckt von der Aufmachung der Seite. Die schwarze geschwungene, royal anmutende Schrift überlagerte das im Hintergrund befindliche, esstellergroße farbige Wappen der Band, dessen Details trotzdem gut zu erkennen waren. Zudem säumten mehr oder weniger bekannte Fotos der Gruppe den gesamten rechten und linken Rand des Berichts. Fritz begann zu lesen.
    Doch nach nicht einmal fünf Sätzen blickte er wie vom Blitz getroffen auf, schüttelte ungläubig seinen graubehaarten Kopf und starrte dann wieder gebannt auf den Artikel. Und nachdem er dies drei Mal wiederholt hatte, legte er die Zeitung aufgeschlagen auf seinen Tisch und wühlte eilig in den herumliegenden Papieren .
    » Wo ist er denn, wo ist er denn nur? Ach ja, da ist er!« Weller zog den Brief, den Rosi ihm gestern mitgebracht hatte, unter der Zeitung hervor und legte ihn gemeinsam mit der Fotografie des Hammerkopfes neben den Queen-Bericht. Seine Augen wanderten nun hektisch zwischen Foto, der letzten Zeile des Briefes und dem Symbol der Band hin und her. Sein Adrenalinspiegel stieg und stieg. Ihm wurde heiß. Wie auf Knopfdruck schallte nun auch noch der Klang von Violinen und Trompeten aus dem Radio. Es war die markante Ouvertüre von Barcelona, das Mercury im Jahre 1987 zusammen mit Montserrat Caballé aufgenommen hatte .
    » I had this perfect dream …« Unvermittelt setzte sich Weller aufrecht in seinen Stuhl, schaute zur Decke und stieß einen Stoßseufzer der Erleichterung gen Himmel: »Danke dir Freddie, wo immer du auch jetzt sein magst!« In diesem Moment entlud sich all die aufgestaute Anspannung aus seinem Körper. Endlich war es ihm gelungen, das Rätsel der mysteriösen Einkerbungen auf dem Hammerkopf zu knacken und das Band-Logo war der entscheidende Schlüssel dazu. Denn der Hauptbestandteil des Queen Emblems war neben einem über dem großen »Q« angebrachten Krebs, zwei seitlich davon postierten Löwen und zwei geflügelten Feen, ein über allem schwebender weißer Phoenix, der seine Schwingen weit ausgebreitet hatte .
    » So fügt sich alles zusammen.« Der Kommissar brauchte nicht lange zu überlegen, was er nun mit des Rätsels Lösung anfangen sollte. Vielmehr durchzuckte ein Gedanke sogleich sein Hirn. Er griff sich den Telefonhörer, tippte schnell die Nummer der Auskunft, ließ sich mit Maybergs Bürgermeister verbinden und stellte ihm, nachdem er sich knapp zu erkennen gegeben hatte, eine für das Dorfoberhaupt überraschende Frage. Der musste zwar kurz überlegen, doch seine Antwort war wie Balsam für Wellers geschundene Seele. Fritz hatte sich schon bedankt und verabschiedet, als unverhofft für ihn selbst noch »Haben sie Rosi Kreismüller heute schon gesehen?« aus ihm herausprudelte. Schimmelpfennig verneinte die Frage, denn schließlich würde Rosi in der Regel nur alle zwei Wochen freitags sein Büro saubermachen .
    » Nur keine Panik auf der Titanic. Es gibt bestimmt eine ganz simple Erklärung dafür, dass sie heute Morgen nicht zu Hause war.« Der Kommissar beruhigte sein Gemüt so gut es ging und das Glücksgefühl, ausgelöst von der ersten Antwort des Bürgermeisters, gewann schnell die Oberhand in seinem Bewusstsein. Eilig knipste er nun das Radio aus, löschte das grelle Neonlicht, krallte sich seine Winterjacke, und stürzte indem er die Tür krachend hinter sich zuschmiss aus dem Zimmer. In seiner stetig wachsenden, euphorischen Hektik hatte er sogar vergessen, seine Dienstwaffe mitzunehmen. Stattdessen baumelte die Knarre in ihrem schwarzen Lederhalfter noch immer am Kleiderständer .
    » Ich muss nur noch eine Kleinigkeit besorgen«, sagte Weller zu sich, als er in seinen Westernstiefeln, so schnell es ihm die Latschen halt gestatteten, die Treppenstufen hinunter, durch einen Seitenausgang hinaus, dann quer über den Parkplatz zwischen den Fahrzeugen hindurch, zu den im Nachbargebäude beheimateten Labors der Kriminaltechniker lief.
    Das Geräusch seiner aufklatschenden Sohlen auf dem Verbundsteinpflaster hörte sich dabei an wie luftzerschneidende Peitschenhiebe und es sorgte dafür, dass aus den Fenstern der unteren Etagen neugierige Augenpaare linsten, um den Grund für den ruhestörenden Lärm zu ergründen. Aber sie sahen nur noch, dass sich die Eingangstür des Nachbargebäudes wie von Geisterhand geführt langsam schloss. Kaum hatte Fritz die Räume der Techniker

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