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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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der Planche gegenüber. Wir tragen beide die für das Degenfechten typische Schutzkleidung. Doch was soll diese alberne bunte Pfauenfeder an seiner Maske? Und obwohl das Gefecht noch nicht begonnen hat, schwitze ich bereits tierisch .
    » Unfair!!« Mein Kontrahent grüßt nicht, sondern greift unvermittelt an. Ich verteidige mich, gehe leicht in die Knie und hechte reflexartig auf ihn zu. Meine Parade Riposte überrumpelt ihn und ich treffe meinen Gegner entscheidend in Brusthöhe auf seiner Weste. In diesem Moment flackern seine Augen hinter dem Drahtgitter seines Gesicht-Schutzes grell rot auf und sein Degen fällt klirrend zu Boden. Ohne groß zu überlegen, ziehe ich ihm das Visier vom Kopf. Doch da fällt seine weiße Kampfausrüstung körperlos in sich zusammen. Die Kleidung hat den Boden noch nicht berührt, da befinde ich mich schon graulend im Wasser beim 200 Meter Schwimmen. Mein Rennen ist im vollen Gange. Ich gebe alles. Meine Arme brennen allmählich wie Feuer. Ich schwimme alleine. Zuschauer gibts auch keine. Selbst Wettkampfrichter Freddie scheint sich offensichtlich aus dem Staub gemacht zu haben. Ich tauche ein über den anderen Zug mit meinem Kopf unter Wasser und atme zum linken Beckenrand blickend aus. Doch was ist denn nun los. In den Tauchphasen glaube ich dort die dunkelgrauen Umrisse eines Mannes zu erkennen. Habe ich meinen Kopf über Wasser, ist weit und breit kein Mensch zu sehen .
    » Bin ich etwa schon so platt, dass ich unter plötzlichen Visionen leide?« Nur noch die letzte Bahn. Meine Arme sind schwer wie Blei! Mir ist zum Kotzen! Ich schlage an und sitze auf wundersame Weise in vollem Reiterdress auf dem Rücken des Pferdes, welches mir Rosi damals zum gemeinsamen Ausritt gegeben hatte. Ich bin knochentrocken .
    » Warum brauchte ich mich nicht abzutrocknen?« Keine Zeit, um lange darüber nachzugrübeln. Ich muss höllisch Acht geben. Den Oxer habe ich zum Glück ohne zu reißen hinter mich gebracht. Als Nächstes steuere ich den Wassergraben an. Ich gebe meinem Pferd die Sporen und nehme Fahrt auf. Schließlieh brauchen wir genügend Tempo, um die drei Meter zu überspringen. Wir erreichen den Randbereich … Absprung! Wir fliegen schwerelos durch die Luft. Doch mitten über dem Graben wird unser Vorwärtsdrang sanft abgebremst. Wir schweben über dem Hindernis und ich schaue hilflos nach unten. Das Wasser ist kristallklar. Ich erschrecke mich, denn tief unten liegt ein Mann in grauer Uniform und starrt mich mit weit aufgerissenen, glutroten Augen an. Ich will seinem Blick entkommen, denn er ist beängstigend und ich fürchte mich. Ich feuere mein Pferd an, schlage es mit den Zügeln und trete das arme Tier kräftig in die Seiten. Aber ich komme nicht los. Der quälende Blick des Mannes hält mich unbarmherzig gefangen und lässt mich einfach nicht entkommen. Ich leide unsagbar. Da schließt er seine Augen. Wir sind wieder frei und setzen rasch auf der anderen Seite auf. Aber ich habe keine Zeit, um Luft zu schnappen. Denn schon stehe ich in meinem alten blauen Trainingsanzug am Start zum 3000 Meter Geländelauf und trage darüber ein Laibchen mit der Startnummer 3. Ich bin tatsächlich auf Kurs Olympia, denn nur die ersten drei qualifizieren sich .
    » Wann muss ich loslaufen? Wo ist der Starter und wo sind meine Gegner?« Egal, ich renne einfach los. Die ersten eineinhalb Kilometer gehen echt gut. Trotzdem ich Jahre lang nicht mehr gelaufen bin. Ich fühle mich beschwingt, denn von meinen Verfolgern ist weit und breit keine Spur zu sehen. Ich laufe durch das leicht hügelige Waldstück in der Nähe der Sportschule in Warendorf. Hier kenne ich schließlich jeden Meter mit Vornamen. Unerwartet höre ich plötzlich Schritte hinter mir, die langsam näher kommen. Doch sie klingen seltsamerweise nicht nach Spikes oder Laufschuhen, sondern eher nach Armeestiefeln. Langsam fällt es mir nun doch schwer, das angeschlagene Tempo zu halten. Ich kämpfe verbissen. Das unüberhörbare Stakkato der Stiefel kommt näher und näher. Ich laufe am Anschlag .
    » Es kann doch verdammt noch mal nicht mehr weit sein!« Da komme ich aus dem Waldstück und biege in einen matschigen Feldweg ein. Es ist der Weg, der zum Kreismüllergut führt. Ich erkenne über der Einfahrt zum Hof das Zielbanner. In den Wiesen rechts und links vom Weg begleiten mich hunderte, wenn nicht tausende Freddies im I want to break free- Outfit inklusive Staubsauger als Pappaufsteller. Ich keuche. Das Ziel kommt immer näher,

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