Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
Vom Netzwerk:
keuchend erreicht, da wurde er auch sogleich vom Kollegen Lockenkopf mit den Worten »sorry, ich hab noch nichts für dich, denn uns ist vor vier Stunden ein schlimmer Verkehrsunfall dazwischen gekommen« in Empfang genommen.
    Der Kriminaltechniker berichtete nun recht ausführlich davon, dass auf der Bundesstraße, welche unterhalb der Burg verläuft, ein Trabbi aus bisher noch ungeklärter Ursache in den Gegenverkehr geraten und frontal mit einem vollbeladenen Kies-Laster zusammengekracht sei. Nun hätten sie unten in der Werkstatt einen riesigen Berg blutverschmierte Plaste herumliegen, der nun auseinandergefieselt und begutachtet werden müsste.
    Dann senkte er seine Stimme und fügte noch, Weller mit traurigem Blick ansehend, hinzu: »Das Mädel hatte absolut keine Chance, in der Schleuder diesen Horror-Crash zu überleben … war wirklich kein schöner Anblick. Ich arbeite mittlerweile bereits acht Jahre in dem Job, aber solche Bilder nehmen mich jedes Mal mit … diese Bilder kriegst du dann wochenlang einfach nicht mehr aus dem Schädel.«
    »Ja tragisch, aber ich brauche sofort den Hammer«, forderte der Kommissar aufgeregt.
    Ihn schienen die Befindlichkeiten seines Kollegen nicht sonderlich zu interessieren. Der in sich gekehrte Lockenkopf stutzte, sah ihn verständnislos an und antwortete unwirsch: »Du kennst doch die Vorschriften. Ich darf dir das Ding nicht rausgeben.« Aus Wellers Mund quollen anschließend zahlreiche Worte der Beruhigung. Dass er sich das Teil nun kurz ausborgen müsste und er es natürlich direkt wiederbrächte. Würde schon keinem auffallen … »Ich könnte dich ja überhaupt nicht getroffen haben und ich habe den Hammer drüben vom Labortisch einfach weggenommen.« Weller erblickte das Stück der Begierde, eingepackt in eine durchsichtige Plastiktüte, und wollte es sich greifen. Da hielt ihn der Techniker am Ärmel seiner Jacke fest und sagte flehend: »Aber spätestens um 13 Uhr, wenn mein Kumpel Kurator hier eintrifft, liegt das Ding wieder an seinem Platz, oder wir können uns beide nach einem neuen Job umsehen!«
    »Geht schon klar, ich muss ihn nur jemandem zeigen, mach dir keine Sorgen.«
    Nach diesen beschwichtigenden Worten entschwand Kommissar Weller samt Mordwerkzeug durch die Tür des Labors. Der Lockenkopf rief ihm noch nach, dass die Untersuchungsergebnisse im Fall Kreismüller trotzdem am Nachmittag vorliegen würden. Und als unmissverständliches Zeichen, dass diese Nachricht bei ihm angekommen war, reckte Fritz ohne sich umzudrehen seinen rechten Daumen nach oben. Er verließ das Gebäude und rannte zu seinem Dienstwagen. Dort angekommen stellte er leicht entsetzt fest, dass seine nächtliche Begegnung mit Maybergs Flora ihre üppigen Spuren in den Radkästen und an den unteren Seitenbereichen des Fahrzeugs in Form von verkrustetem Matsch hinterlassen hatte .
    » Egal, gewaschen wird zu Weihnachten! Für solche Spielereien habe ich momentan keine Zeit!«, zischte er. Dann gab er seinem schmutzig silbrigen Untersatz ordentlich die Sporen und jagte mit quietschenden Reifen über den Parkplatz.
    »Gottlob lebt der noch«, murmelte er erleichtert vor sich hin. Wellers unbändiger Drang, mit dieser gewissen Person sprechen zu wollen, wurde zu seinem großen Ärger immer wieder von roten Ampeln gestoppt .
    » Von wegen Grüne Welle«, fluchte er laut vor sich hin.
    Nachdem er dann rund zehn Ampelanlagen überwunden und eine schier endlose Zeit wartend davor verbracht hatte, erreichte er endlich gegen viertel vor Zwölf sein Ziel im Burgstadter Süden, das städtische Altenheim. Er parkte seinen Wagen einfach am Bürgersteig unmittelbar vor dem Eingang, obwohl nur 50 Meter weiter eigens für Besucher der Einrichtung Stellmöglichkeiten in Hülle und Fülle vorhanden waren.
    Fritz sprang behände heraus und hetzte mit dem plastikverhüllten Hammer in seiner Rechten den mit quadratischen Basaltplatten ausgelegten Weg entlang, bis hin zur gläsernen Eingangstür des Hauses. Doch schon wieder wurde er gezwungen innezuhalten. Denn das Scheiß-Ding öffnete sich einfach nicht. Die drinnen an der Rezeption sitzende Dame sah, wie Fritz davor herumhampelte und wies ihn mit ihren Armen gestikulierend an, noch mal einen Schritt zurück und dann wieder nach vorne zu gehen. Gesagt, getan. Die beiden Flügel der Pforte gewährten Weller nun den ersehnten Einlass .
    » Sie müssen entschuldigen, die blöde Lichtschranke funktioniert die halbe Zeit nicht richtig«, sagte sie und zuckte

Weitere Kostenlose Bücher