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Novemberrot

Novemberrot

Titel: Novemberrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Theisen
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mit ihren Schultern. Um weiterem unnötigen Gelaber vorzubeugen, zeigte der Kommissar sofort seine Dienstmarke und nannte der Frau den Namen der Person, die er zu besuchen wünschte .
    » Dritter Stock, Zimmer 312, zuerst durch die Glastür und dann direkt die zweite Tür rechts.« Weller registrierte die Worte und stürzte sogleich die unmittelbar links neben dem Empfang gelegene schmale Treppe empor. Er war so rasch aus dem Blickfeld der Empfangsdame verschwunden, dass er ihr »da um die Ecke ist der Fahrstuhl« nicht mehr hörte. Schweißperlen rannen von seiner Stirn die Wangen hinunter und sein Puls hing sprichwörtlich gesagt unter der Zimmerdecke, als er schnaufend die avisierte Etage erreicht hatte. Das im gesamten Altenheim vorherrschende schmuddelige Klima tat sein Übriges dazu. Fritz musste wohl in diesem Augenblick recht unschlüssig aus der Wäsche geschaut haben, denn Sophie Marceau in Gestalt einer jungen Pflegerin mit rotbraunen langen, glatten Haaren und strahlend weißem, knielangem Kittel, bog gerade um die Ecke, blieb stehen und blickte ihn fragend an. Fritz musste sich mächtig zusammenreißen, dass er in ihr Gesicht sah und nicht dauernd eine Etage tiefer glotzte, denn in ihrem Kittel malten sich zwei atemberaubend geformte Brüste ab .
    » Bei der Pflegerin lasse ich mich sofort einliefern und hoffentlich bekomme ich auch mal so eine, wenn ich alt bin«, seufzte er innerlich und schickte in Gedanken ein Stoßgebet gen Himmel. In seiner Phantasie räkelte sich Sophie bereits lasziv auf einem schwarzen Sofa herum. Dann stand sie auf, knöpfte sich mit verführerischem Blick ihren Kittel auf und lies ihn an sich hinabgleiten. Außer einem Hauch von Nichts an weißer Spitzenunterwäsche trug sie nichts darunter. Ihre Zunge kreiste aufreizend über ihre Lippen. Sie öffnete den Verschluss ihres Oberteils, dessen Träger sogleich von ihren zarten Schultern rutschten und fordernd hauchte sie: »Komm Fritz, worauf wartest du?« Fritz streckte seine Arme nach ihr aus und … »Kann ich Ihnen vielleicht helfen? Wen oder was suchen Sie denn?«
    »Nein!!!! Was ist das?! Seit wann spricht Sophie sächsisch und dann dazu in einer so garstigen Art und Weise, als habe sie sich eben noch eine Schachtel filterloser Zigaretten reingepfiffen!« Kein Dialekt klang unerotischer in Fritzens Ohren als sächsisch. Und so rasant sein Drachen eben in die Lüfte emporgeschnellt war, so unerbittlich folgte nun binnen Millisekunden sein jäher Absturz. Mit leicht mitschwingender Enttäuschung nannte er der Pflegerin anschließend die Zimmernummer und den Namen der Person.
    Die junge Frau registrierte selbstverständlich den verklärten Blick des grauhaarigen Unbekannten. Aber sie ließ sich nichts anmerken und antwortete nach kurzer Überlegung: »Ich arbeite nun seit fast 15 Monaten hier, aber sie sind überhaupt der Erste, der ihn besuchen kommt. Aber erwarten sie nicht zu viel, denn ehrlich gesagt habe ich ihn in der gesamten Zeit nicht auch nur ein Wort reden gehört. Meistens liegt er nur in seinem Bett und starrt aus dem Fenster in die Wolken. Ach ja, übrigens die 312 ist hier.«
    Sie lächelte und ging einen Schritt zur Seite. Zum Vorschein kam nun das in Augenhöhe auf die Wand gedübelte Schild mit der Zimmernummer. Fritz lächelte zurück und nickte dankend. Dann öffnete er vorsichtig die Zimmertür, betrat den Raum und zog sie leise hinter sich zu. Und wie die Pflegerin vorhin beschrieben hatte, lag der Mann tatsächlich im Bett, seinen Kopf zum Fenster gedreht und bemerkte ihn zunächst nicht.
    Sein maximal fünfzehn Quadratmeter großes, rechteckiges, in einem matten Weiß-Ton gehaltenes Domizil konnte schlichter kaum eingerichtet sein. Die kunterbunt zusammengewürfelten Möbelstücke erweckten allesamt den Eindruck, als hätten sie ihr Verfallsdatum schon lange überschritten. Extra darauf bedacht keinen Lärm zu erzeugen, setzte Fritz seine Schritte sachte auf den grauen Linoleumboden, ging vorbei am kleinen Tisch, auf dem ein halber, bereits braunverfärbter Apfel lag, hin zum Bett und berührte den scheinbar Schlafenden sachte an dessen Schulter.
    Der zuckte leicht erschrocken zusammen und drehte seinen Kopf. Justus!! Weller erkannte das hagere Gesicht direkt wieder und das obwohl er ihn seit gut zwanzig Jahren nicht mehr live gesehen hatte. Und es dauerte nur wenige Sekunden, da erinnerte sich auch Justus seinerseits an den jungen Kommissar, der damals in Mayberg viele seltsame Fragen stellte. Sein

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