Novizin der Liebe
ehe er zum Krüppel wurde.“
„Du vermutest, er kennt das Gesindel, das in die Münzprägestätte eingebrochen ist?“
„Möglich wäre es.“ Adam beobachtete, wie Cecily das Kind in sein Weidenkörbchen legte. „Er ist ganz sicher in irgendetwas verwickelt, und ich hege den Verdacht, dass er meine Gemahlin in die Sache hineinziehen will.“
Richard sah ihn ernüchtert an. „Glaubst du wirklich, sie würde dich verraten?“
„Der Himmel allein weiß, wem ihre Loyalität gilt. Überleg einmal: Das alles kann nicht einfach für sie sein.“ Adam seufzte und drehte den Becher in seiner Hand hin und her. „Wenn ich sie nur dazu bringen könnte, mir zu vertrauen. Ich hätte nicht übel Lust, Edmund in Ketten zu legen, doch mit welcher Begründung?“
„Warte am besten noch eine Weile ab“, entgegnete Richard ruhig und beugte sich über seine Laute. „Wenn du recht hast, wird er noch früh genug handeln. Und falls er überstürzt zur Tat schreitet, führt er uns vielleicht zum Lager der Angelsachsen. Tihell zufolge sollen die Aufrührer sich in die Gegend zwischen Winchester und der Küste zurückgezogen haben. Sie könnten ganz in der Nähe sein.“
Adam rieb sich das Kinn. „Du bist zum selben Schluss gekommen wie ich, mein Freund.“ Er sah düster zu Cecily hinüber, die den Kleinen ein letztes Mal geküsst und sich dann auf den Weg in ihr Schlafgemach begeben hatte. „Wir werden warten. Lass sie denken, wir seien selbstzufrieden und träge geworden, und dann …“
Mit einer dramatischen Geste griff Richard in die Saiten. „Dann schlagen wir zu!“
„Jawohl.“ Adam stand auf und streckte sich. „Und nun werde ich mich zurückziehen und meine Gemahlin umwerben. Hoffentlich hat sie bald genug Vertrauen zu mir, um mir die Wahrheit über ihre Beziehung zu diesem Säugling zu offenbaren. Wenn sie das tut …“ Er lächelte zerknirscht, als er das spöttische Funkeln in den Augen seines Freundes bemerkte. „Ich möchte wirklich, dass sie mir vertraut.“
Richard schüttelte den Kopf. „Wie ich schon sagte, du bist ein Narr, wenn es um deine Frauen geht, Adam Wymark“, sagte er leise.
„Kein solcher Narr, wie du glaubst. Übrigens, ich habe mit Tihell vereinbart, dass wir uns in der Garnison von Winchester treffen.“
„Oh?“
„Er hat die Schwester meiner Gemahlin beschattet, und vielleicht kann er mir genauere Auskünfte über den Lagerplatz der Aufständischen geben. Ich werde ihn morgen treffen. Wirst du mich nach Winchester begleiten?“
Richards Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Aber gewiss … ich habe da eigene Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.“
Während Adam sich auf den Weg in sein Schlafgemach machte, wanderte Richards Blick zurück zu Matty. Dort anknüpfend, wo er aufgehört hatte, stimmte er die nächste Strophe des normannischen Liebesliedes an.
Die Stufen der Stiege zum Dachgeschoss knarrten, und im nächsten Moment waren Adams Schritte auf dem Treppenabsatz zu hören. Hastig schälte Cecily sich aus Kleid und Unterrock und zog sich ein cremeweißes Leinennachthemd über den Kopf. Es war auf wundersame Weise in der Kleidertruhe ihrer Mutter aufgetaucht. Am Tage ihrer Hochzeit war keine Spur davon zu sehen gewesen. Gudrun hatte es versteckt, dessen war sie sicher. Schüchtern, wie sie durch ihre Jahre im Kloster geworden war, hatte Cecily nur den Wunsch, sicher unter der Bettdecke verborgen zu sein, wenn Adam den Raum betrat. Ihr Herz pochte heftig.
Würde er das wieder tun wollen? Sie hatte keine Ahnung, wie oft Eheleute das taten, außer … Eine vage Erinnerung stieg in ihr auf – an eine der Novizinnen, die kichernd die Tage aufgezählt hatte, an denen es einem Ehepaar gestattet war, eine fleischliche Verbindung einzugehen. Sehr viele waren das nicht. Sie durften … das … nicht an Sonntagen tun, nicht an Heiligenfesten, nicht an Freitagen und auch nicht während der Fastenzeit … Mutter Aethelflaedas Kalender zufolge gab es in der Tat nur wenige Tage, an denen körperliche Vereinigungen erlaubt waren, also würde sie heute Nacht vermutlich nicht dazu aufgefordert werden, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen. Cecily runzelte die Stirn, als sie sich des unbestimmten Gefühls der Enttäuschung bewusst wurde, das sie ergriffen hatte.
Der Riegel wurde zurückgeschoben. Cecily war noch damit beschäftigt, die Bänder am Halsausschnitt ihres Nachthemdes zuzubinden. Mit einem leisen Aufschrei sprang sie ins Bett, setzte sich auf und nestelte
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