Novizin der Liebe
auf den Weg zu ihm machte, wandte er sich vom Feuer ab, ging ihr entgegen und nahm ihre Hand. Cecily schauderte, als seine kalten Finger sich um die ihren schlossen, zog ihre Hand jedoch nicht fort.
„Adam“, sagte sie, auf die Frau am Feuer zeigend, „das ist Evie Smith, und dies …“, sie führte ihn zum aufgebockten Tisch, „… ist Leofwine, ihr Gatte. Er ist Goldschmied. Sie sind aus Winchester hergekommen und brauchen unsere Hilfe.“
Adams Inneres war im Nu ebenso kalt wie seine Finger. „Aus Winchester?“ Golde Street. Verdammt, er hatte die Golde Street beinahe schon vergessen! Dies mussten die Leute sein, die Cecily besucht hatte. Während er sich noch dafür verfluchte, dass er sich von einem weichen Körper und dem schmelzenden Blick blauer Augen hatte ablenken lassen, zwang Adam sich, Cecily zuzuhören.
Sie berichtete ihm, was mit Leofwine Smiths Werkstatt geschehen war, und er fragte sich dabei unwillkürlich, wem ihre Loyalität gehörte. Wenn es gälte, zwischen den Angelsachsen – ‚meinem Volk‘, wie sie zu sagen pflegte – und ihm zu wählen, für wen würde sie sich entscheiden?
Herzog Wilhelms Plan, eine Erdhügelburg im südwestlichen Teil der Stadt zu errichten, war ihm nicht neu, doch er hatte nicht gewusst, dass zu diesem Zweck sechzig Häuser dem Erdboden gleichgemacht werden mussten. Er bemerkte die Steifheit in Leofwines Haltung und empfand plötzlich Mitleid mit ihm. Der Goldschmied besaß Stolz. Es widerstrebte ihm, sich Adams Gnade anheimgeben zu müssen.
„Mein Haus ist das Eure, Leofwine Smith“, sagte er in seinem gestelzten Englisch. Er legte Cecily den Arm um die Taille, um das Willkommen zu bekräftigen, das sie, wie er wusste, bereits ausgesprochen hatte. Cecily blieb stocksteif stehen. Aus Bestürzung darüber, dass ihre Freunde zu Flüchtlingen gemacht worden waren? Hoffentlich ist das der einzige Grund, dachte Adam und drückte sie leicht. Sie sah ihn an und ihre Augen waren dunkel vor Besorgnis. Argwohn regte sich wie eine kalte Schlange in seinem Herzen. Nein, dachte er, denk nicht an Verrat, meine Prinzessin! Doch da war noch mehr, das könnte er schwören. Noch etwas anderes nagte an ihr …
„Du hast gewiss nicht geglaubt, ich würde sie abweisen?“, murmelte er auf Französisch.
„Nein, nein “, entgegnete sie, doch ihre Miene blieb düster.
Edmund beobachtete sie, die dünnen Lippen zu einem hämischen Lächeln verzogen. Er ist es, dachte Adam. Er ist der Grund für Cecilys Anspannung! Verflucht sei der Kerl! Ginge es nach ihm, hätte Adam den Mann schneller aus dem Dorf verbannt, als er blinzeln konnte. Da Edmund sich jedoch bisher nicht offen gegen ihn gestellt hatte, waren ihm die Hände gebunden – zumindest, wenn er nicht als der ungerechte Rohling dastehen wollte, für den die Leute hier ihn zweifellos hielten.
„Leofwine hat Eurem Gatten noch mehr zu sagen, nicht wahr, Lady Wymark?“, sagte Edmund.
Sie errötete und versuchte, sich aus Adams Umarmung zu lösen. Offenbar regte es sie auf, dass Edmund ihren neuen Titel mit solchem Nachdruck betont hatte. Unerbittlich verstärkte Adam seinen Griff. „Ja?“
„Sag es ihm, Leo. Erzähl ihm von der Münze.“
Adam hörte zu, so gut er konnte, während Leofwine ihm – auf Englisch – von einem Überfall der Aufständischen auf die Münzprägestätte von Winchester berichtete. Obgleich die kalte Schlange des Argwohns in seinem Herzen sich noch immer regte – Verrate mich nicht, meine Prinzessin! –, bemühte er sich, seine Bemerkungen so gleichmütig wie möglich klingen zu lassen.
„Ich frage mich, ob sich das während Raouls Wachdienst zugetragen hat“, sagte er und war sich dabei der unterschwelligen Spannung bewusst, die zwischen Cecily und Edmund herrschte.
Sein Blick kreuzte sich mit dem des Leibwächters. Edmund verzog die Lippen zu jenem spöttischen Lächeln, das Adam allmählich verabscheute. Er traute dem Mann nicht über den Weg. Was ihn jedoch wirklich beschäftigte, war eine andere Frage: Würde er seiner Frau jemals trauen können?
Das Nachtmahl war vorüber, die Tafel abgeräumt, und Adam saß allein am Kopfende des Tisches, satt und für den Augenblick jeglicher Bewegung abgeneigt.
Wie sie es sich nach jeder Mahlzeit zur Gewohnheit gemacht hatte, leistete Cecily Gudrun im Schlafbereich der Angelsachsen Gesellschaft. Der kleine Philip lag auf ihrem Schoß. Es schien, als hätten sich alle in jenen Teil des Saals zurückgezogen. An Cecilys Seite saß die
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