Novizin der Liebe
schwangere Frau des Goldschmieds und plauderte mit ihrem Gatten. Sogar Richard hatte sich zu den Frauen gesellt. Versonnen klimperte er auf seiner Laute, machte der jungen Matty schöne Augen und sang dabei ein normannisches Liebeslied. Das Mädchen verstand zweifellos kein Wort, was es jedoch nicht daran hinderte, hold zu erröten.
Adam richtete den Blick wieder auf die zierliche Gestalt seiner Gemahlin, die dabei war, den Säugling in den Schlaf zu wiegen. Im Schein des Feuers wirkten ihre Züge noch weicher. Jene widerspenstige Haarsträhne hatte sich wieder einmal aus ihrem Zopf gelöst und lag golden schimmernd auf ihrer Brust. Ein Wiegenlied summend, schaukelte Cecily das Kind sanft hin und her, hin und her. Dieser Säugling, dachte Adam, wie sie ihn verwöhnt! Philip.
Plötzlich stieg eine bedrückende Vermutung in ihm auf und verschlug ihm beinahe den Atem.
Philip. Philip! Hatte Cecilys Mutter nicht Philippa geheißen?
Und der Kleine auf ihrem Schoß … Vielleicht hatte Philippas Kind überlebt? Dieses hier hatte das richtige Alter. Dieser Knabe konnte Cecilys Bruder sein – und damit, in den Augen der Angelsachsen, der rechtmäßige Erbe von Fulford!
Mit gespannter Aufmerksamkeit setzte Adam seine Beobachtung fort. Wie sie ihn liebkoste! Wie der gesamte Haushalt ihn verwöhnte! Mattys Kichern riss Adam aus seinen Gedanken. Er klopfte mit dem Finger an seinen Weinbecher. „Richard! Auf ein Wort, bitte!“
Der Normanne unterbrach sein Lied, warf der dunkelrot angelaufenen Matty einen luftigen Handkuss zu und schlenderte zu Adam hinüber. „Ja?“ Die Bank knarrte, als er Platz nahm.
„Dieses Mädchen, die Dienstmagd meiner Gemahlin … du hast geschworen, sie in Ruhe zu lassen.“
Richard grinste. „Sie gefällt mir.“
„Das ist nicht zu übersehen. Doch du wirst dich an dein Versprechen erinnern?“
„Das werde ich. Sie ist zu jung für mich. Aber ein Mann bedarf weiblicher Gesellschaft, und wen sonst gibt es hier? Alle anderen sind verheiratet.“ Richard ließ die Finger zärtlich über die Saiten seiner Laute gleiten und schlug einen Akkord an. „Sei unbesorgt, mein Freund. Ich werde schon bald nach London zurückkehren. Was bedrückt dich?“
Adam wies mit dem Kopf in Richtung Cecily.
Richard hob eine Braue. „Du misstraust ihr? Was hast du erwartet?“ Er hielt inne und sein Grinsen wurde breiter. „Wenn du dich mit Angelsachsen einlässt … Mich warnst du davor, während du selbst …“
„Richard, sei ernsthaft! Dieses Kind macht mir Sorgen. Die Zeit, die sie mit ihm verbringt, und sein Name … Ist dir das aufgefallen? Ein normannischer Name …“
„Seine Mutter war Normannin? Willst du das damit sagen?“
„Genau, und ich wette, ihr Name war Philippa.“
Richard, der eben noch spielerisch die Saiten seiner Laute gezupft hatte, hielt mitten in der Bewegung inne. „Philippa of Fulford höchstpersönlich?“
Adam zog eine Braue hoch und sagte leise: „Das ist ohne Weiteres denkbar, meinst du nicht? Es würde erklären, warum meine schöne Gemahlin mir so rasch die Ehe angeboten hat. Sie wollte dieses Kind beschützen.“
Richards Blick ruhte auf Cecily. „Meine Vermutung war eher, dass sie dem Klosterleben entfliehen wollte.“
„Kein Zweifel. Dazu hätte sie mich jedoch nicht heiraten müssen. Ich hatte sie bereits als meine Dolmetscherin akzeptiert.“
„Verflucht, Adam, was geht dir durch den Kopf? Ich bin sicher, dass sie dich mag.“ Er grinste. „Erzähl mir nicht, letzte Nacht sei eine Enttäuschung gewesen! So, wie sie dich beim Abendmahl angesehen hat, würde ich schwören, dass ihr euch wunderbar versteht – auf einem Gebiet, wenigstens.“
Mit einem Brummen gab Adam seinem Freund zu verstehen, dass er nicht näher auf dieses Thema eingehen würde. Cecily wechselte derweil fürsorglich die Windeln des Kleinen, um ihn für die Nacht vorzubereiten. „Dieses Kind muss ihr Bruder sein. Erscheint es dir normal, dass eine junge Frau dem Sohn einer Magd derart viel Aufmerksamkeit widmet?“
Richard hob eine Braue. „Vielleicht weckt er Muttergefühle in ihr?“
„Kann sein. Doch ihr Interesse an dem Knaben beunruhigt mich. Und dann ist da noch dieser Edmund.“
„Der Lahme? Der macht einen recht harmlosen Eindruck.“
„Reine Verstellung, glaub mir! Er ist alles andere als harmlos.“
„Beweise?“, fragte Richard und zupfte wahllos einige Saiten seiner Laute.
„Nicht im Geringsten, aber ich traue ihm nicht. Er war Thane Edgars Leibwächter,
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