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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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sie vorhatte. „V…Verzeihung, Mylord.“ Würde sich doch der Boden unter ihren Füßen auftun und sie verschlingen! Cecily sah Sir Adam in die Augen und stellte dabei zu ihrer Erleichterung und großen Überraschung fest, dass er offenbar eher belustigt denn verärgert war. Die meisten Männer, das hatte sie ihre begrenzte Erfahrung gelehrt, hätten ihren Irrtum als Beleidigung aufgefasst. Ihr Vater zumindest hätte dies mit Sicherheit getan.
    „‚Sir Adam‘ genügt, Mylady.“ Er lächelte. „Herzog Wilhelm hat uns noch nicht in den Rang von Lords erhoben.“
    Beherzt fuhr Cecily fort, ehe sie ihre Meinung noch änderte. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Denk an Philip, ermahnte sie sich, nun, da Maman … nicht mehr ist. Stell dir vor, wie er von Fremden aufgezogen wird, die wenig übrig haben für Angelsachsen … und noch weniger für angelsächsische Erben. Denk an Gudrun und Wilf, an Edmund und …
    Eins nach dem anderen.
    Sie holte tief Luft und wappnete sich für den ersten Schritt. „Sir Adam, ich möchte einen Vorschlag machen.“
    „Ja?“
    Cecily verschränkte die Finger ineinander, senkte den Kopf und täuschte eine Demut vor, die sie nicht empfand, um ihre Gefühle zu verbergen. Diese grünen Augen waren zu scharf, und die Vorstellung, er könne in ihr lesen wie in einem offenen Buch, war zu beunruhigend. „Ich … ich frage mich …“ Sie räusperte sich. „Ihr werdet einen Dolmetscher brauchen, da meine Schwester nicht auf Fulford weilt. Kaum jemand dort spricht Eure Sprache … und meine Mutter – meine verstorbene Mutter – war von normannischer Abstammung.“
    Sir Adam verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Ich … ich habe mich gefragt …“, sie blickte zu Mutter Aethelflaeda hinüber, „ob Ihr womöglich mich mit dieser Aufgabe betrauen könntet? Ich kenne die Leute von Fulford, und sie vertrauen mir. Ich könnte Euch als Vermittlerin dienen …“
    Der Mann, den ihre Schwester verschmäht hatte, schwieg, während der Blick seiner grünen Augen in jener eindringlichen Weise über ihr Gesicht wanderte, die Cecily so sehr aus der Fassung brachte. „Das würde Mutter Aethelflaeda gestatten? Was ist mit Eurem Gelübde? Euren Pflichten dem Kloster gegenüber?“
    „Ich habe noch keine ewige Profess abgelegt, Sir. Ich bin nur eine Novizin.“
    Seine Augen wurden schmal. „Eine Novizin?“
    „Ja, Sir. Seht, mein Habit ist grau, nicht schwarz, mein Schleier ist kurz und mein Gürtel ist noch nicht geknotet, um die drei Gelübde zu symbolisieren.“
    „Die drei Gelübde?“
    „Armut, Keuschheit und Gehorsam, Sir.“
    Er streckte die Hand aus, und sie spürte abermals, wie sich seine kräftigen Finger um ihr Handgelenk spannten. „Und Ihr würdet nach Fulford Hall zurückkehren und für mich dolmetschen?“
    „Wenn Mutter Aethelflaeda dies erlaubt.“
    Adam Wymark lächelte. Ein seltsam flaues Gefühl machte sich in Cecilys Magen bemerkbar. Hunger, das musste der Grund dafür sein! Sie hatte das Mittagsmahl versäumt, da sie Buße für die Unterbrechung ihrer Exerzitien geleistet hatte, und dann hatte sie keine Zeit zum Essen gehabt, weil Ulfs Frau ihre Hilfe gebraucht hatte. Sie war hungrig.
    „Mutter Aethelflaeda wird es erlauben“, sagte er mit dem entspannten Selbstbewusstsein eines Mannes, der es gewohnt war, dass man seinen Befehlen gehorchte.
    Noch nicht ganz zufrieden mit ihrer Vereinbarung, holte Cecily noch einmal tief Luft, um sich zu beruhigen. Sie dachte daran, wie diese Krieger die Dorfbewohner zu Hause in Angst und Schrecken versetzen würden, und malte sich aus, was sie tun würden, wenn sie den kleinen Philip entdeckten. Nun, da ihre Eltern nicht mehr lebten und Emma fort war, wer sollte die Dörfler und ihren Bruder beschützen? Sorge und Anspannung ließen Cecily fortfahren.
    Auf zum zweiten Schritt, dem schwersten Schritt! „Noch etwas, Sir …“
    „Ja?“
    „Da meine Schwester gefloh… fort ist“, verbesserte sie sich hastig, „habe ich mich gefragt …“ Cecilys Wangen glühten. Sie war im Begriff, sogar sich selbst zu schockieren, und für einen Moment lang versagte ihr die Stimme.
    „Ja?“
    Wahrhaftig, diese grünen Augen brachten sie aus der Fassung. „Ich … ich, also, ich habe mich gefragt, ob … ob Ihr mich anstelle nehmen würdet.“
    „Anstelle?“ Er runzelte die Stirn und lockerte den Griff um ihr Handgelenk.
    Cecily wandte den Blick von seinen Augen ab und sah angestrengt zu Boden, als hinge ihr Leben davon ab.

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