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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROL TOWNEND
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„Die Sonne ist bereits untergegangen. Wollt Ihr des Nachts reiten?“
    Ein flüchtiges Lächeln erhellte seine dunklen Züge. „Nun, Mutter Aethelflaeda, bietet Ihr mir und meinen Männern etwa Eure Gastfreundschaft an? Ich gebe zu, es ist zu düster und bewölkt für einen angenehmen Ritt …“
    „Äh, nein … ich meine ja … ja, natürlich …“
    Cecily hatte Mutter Aethelflaeda selten so aufgeregt erlebt. Sie unterdrückte ein Lächeln.
    „Ich habe ein Dutzend bewaffneter Männer hergebracht, einschließlich meiner selbst und Sir Richard.“
    „Ihr könnt hier in dieser Loge nächtigen, Sir“, sagte die Priorin knapp. „Cecily?“
    Selbst jetzt, wo Cecily im Begriff stand, ihren Herrschaftsbereich zu verlassen, womöglich für immer, erwies Mutter Aethelflaeda ihr nicht die Ehre, sie mit ihrem vollen Titel anzusprechen. „Ja, Mutter Oberin?“
    „Kümmere dich um ihre Bedürfnisse.“ Der Blick, den die Priorin ihr zuwarf, hätte Feuer zu Eis erstarren lassen. „Und Ihr, Sir Adam, sorgt dafür, dass Euer Trupp fort ist, ehe die Glocke zum Morgengebet läutet. Dies ist ein Kloster, keine Herberge. Eure Spende könnt Ihr im Opferstock in der Kapelle hinterlassen.“
    Es war üblich, dass Reisende, die die Nacht im Gästehaus eines Klosters verbrachten, einen Obolus für die Bewirtungskosten entrichteten, derart üblich allerdings, dass es einer Beleidigung gleichkam, daran zu erinnern.
    Die Röcke ihrer violetten Ordenstracht raffend, als fürchte sie, sie zu beschmutzen, rauschte die Priorin zur Tür hinaus.
    „Herr im Himmel, was für eine Xanthippe!“, sagte Sir Richard und verzog das Gesicht, während er seinen Helm neben die Laterne auf den Tisch legte. „Als ob wir länger als unbedingt nötig in diesem feuchtkalten Loch verweilen würden!“
    Sir Adam fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Richtig. Die Nacht hier zu verbringen ist allerdings immer noch besser, als das Wagnis einzugehen, in mondloser Dunkelheit über stockfinstere Wege zu reiten.“
    Cecily bückte sich, um ihren Schleier und ihre Haube aufzuheben, und machte sich dann, von plötzlicher Schüchternheit ergriffen, in Richtung Tür davon. „Ich sorge dafür, dass Feuerholz für den Kamin hergeschafft wird, Sir, und bestelle ein Nachtmahl für Euch und Eure Männer.“
    Mit diesen Worten stahl sie sich aus dem Raum, ehe Sir Adam sie aufhalten konnte. Sie war nie zuvor einem Mann wie ihm begegnet –, allerdings war sie in ihrer klösterlichen Abgeschiedenheit ohnehin nicht vielen Männern begegnet. Als sie die Tür hinter sich schloss, damit kein Durchzug herrschte, überschlugen sich ihre Gedanken.
    Morgen schon würde sie diesen Ort für immer hinter sich lassen! Ihre Stimmung hellte sich auf. Sie würde sich um ihren kleinen Bruder kümmern und, mit etwas Glück, den Mann in der Pförtnerloge davon abbringen können, ihre Schwester zu verfolgen. Sie erinnerte sich seines festen Griffs und rieb sich mit sorgenvoller Miene das Handgelenk. Sir Adam Wymark war kein Mann, der leicht losließ, doch um ihrer Schwester willen hoffte sie, dass er Emma vergessen würde, damit sie ausreichend Zeit hatte, ihre Flucht zu einem guten Ende zu bringen.

4. Kapitel
    Schleier und Haube wieder dort, wo sie hingehörten, nämlich auf ihrem Kopf, nahm Cecily eine weitere Laterne aus dem Lagerraum und steckte sie mit zitternden Fingern an. Dann lief sie eilig zu den Ställen. Falls man sie ansprach, würde sie sagen, sie wolle sich um die Pferde ihrer Gäste kümmern. In Wahrheit jedoch wollte sie sichergehen, dass Emma keine verräterischen Spuren ihres Besuches hinterlassen hatte – vor allem keine Hufspuren, denen man folgen konnte. Dass Emma ihren kleinen Bruder und die Leute ihres Vaters im Stich ließ, missfiel Cecily zwar, doch sie würde diesen fremden Rittern das Reiseziel ihrer Schwester niemals verraten.
    Zwei riesige Schlachtrösser, ein Fuchs und ein Grauschimmel, ließen Mutter Aethelflaedas Pony im Vergleich geradezu zwergenhaft wirken. Beide trugen Rittersättel mit hohem Vorderzwiesel und hoher Lehne. Hinter dem Sattel waren dicke, in Leder eingeschlagene Bündel festgeschnallt. Das Kettenhemd eines der Ritter lag über einer der Boxen und glänzte im Licht ihrer Laterne wie Fischschuppen. An einem Wandhaken baumelte ein matt schimmernder Eisenhelm, und an der Bretterwand lehnten ein blattförmiger Schild und ein in der Scheide steckendes Schwert. Sir Richard hatte sein Schwert und seinen Helm in der Pförtnerloge getragen,

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