Novizin der Liebe
blauer Funke leuchtete auf – ein Knappe schärfte das Schwert seines Ritters. Im Lichtschein einer anderen Fackel saßen Freunde einfach nur beisammen und unterhielten sich leise.
Dort … dort war sie! Auf einer Bank an der Wand am anderen Ende des Saales, im warmen Lichtkreis einer Fackel. Brian Herfu, der Jüngste seiner Truppe, saß an ihrer Seite. Ihm zugewandt, lauschte sie konzentriert seinen Worten. Ein Rosenkranz war um ihr Handgelenk gewunden und auf dem kleinen Bündel mit ihren Habseligkeiten lag ein Messbuch. Ein Messbuch? Sie konnte lesen ? Ob sie wohl auch des Schreibens kundig ist, fragte sich Adam, während er auf sie zuging. Das wäre eine seltene und wunderbare Fähigkeit bei einer Ehefrau.
Brian hatte seinen älteren Bruder kurz nach der Schlacht von Hastings verloren, und als er die Tränen in den Augen des jungen Mannes schimmern sah, hatte Adam wenig Zweifel daran, dass sie über Henrys Tod sprachen.
Cecily berührte Brians Arm. Durch die Bewegung baumelte der Rosenkranz an ihrem Handgelenk sanft hin und her. „Wie ist Henry gestorben?“, fragte sie.
Brian neigte seinen Kopf mit dem dunklen Haarschopf zu Cecilys hinab. „Verblutet, Mylady. Eine Beinwunde. Er …“
Adam wandte sich ab. Den Rest brauchte er nicht zu hören, denn er hatte neben Brian an Henrys Totenbett gestanden und gönnte dem jungen Mann jeden Trost, den Cecily ihm zu geben vermochte. Er fing Maurices Blick auf und winkte den Knappen herbei.
„Ihr habt gespeist, Herr?“, fragte Maurice.
„Ja. Und die Männer?“
Sein Knappe nickte.
„Und meine Braut? Hast du dafür gesorgt, dass sie etwas Gutes zu essen bekommt?“
„Ja, Herr. Es war einfache Hausmannskost, doch schmackhaft. Sie schien sehr hungrig zu sein. Offenbar hat man sie im Kloster recht kurzgehalten, was das Essen angeht.“
„Da magst du recht haben“, entgegnete Adam, den Blick auf die schmale Gestalt an der Wand gerichtet. Cecily hatte sich Brian zugewandt und hielt seine Hände tröstend mit den ihren umschlossen. „Wo ist Sir Richard?“
Maurice versuchte erfolglos, ein Grinsen zu unterdrücken. „Ist vorhin ausgegangen und noch nicht zurück. Hat etwas davon gemurmelt, er wolle ein richtiges Badehaus finden.“
Adam verdrehte die Augen, denn die Unterscheidung war ihm nicht entgangen. Es gab nichts auszusetzen an dem Waschhaus neben dem Palast. Es war hauptsächlich benutzt worden, um die königliche Wäsche zu waschen, war jedoch ohne Weiteres auch als Badehaus geeignet. Er selbst hatte dort gebadet, so wie gewiss unzählige angelsächsische Prinzen und Lords vor ihm. Da es ein königlicher Palast war, gab es Badewannen. Richard musste andere Dinge im Sinn haben.
„Er wird es schwer haben, die Gunst der sächsischen Damen zu gewinnen“, bemerkte Adam.
„Nicht, wenn er ordentlich dafür zahlt“, kam die nüchterne Entgegnung.
„Genug, Maurice! Ihr seid nicht von gleichem Rang, und es gebührt dir nicht, derart vertraulich über ihn zu sprechen.“
„Verzeiht, Herr.“
Adam sah zu Cecily hinüber. „Hast du gut auf sie aufgepasst?“
„Jawohl, Herr. Sie hat sich den ganzen Abend nicht vom Fleck gerührt – abgesehen von einem Besuch der Latrinen und des Badehauses.“
Adam kniff die Augen zusammen. „Hast du sie begleitet?“
„Natürlich. Doch ich bin ihr nicht bis auf die Latrine gefolgt, wenn es das ist, was Ihr meint. Ich habe sie lediglich bis zur Tür gebracht und später zurückbegleitet.“
„Und sie hat niemanden getroffen?“
„Niemanden.“
„Und was ist mit dem Waschhaus? War jemand dort, als sie hineinging?“ Da er es selbst aufgesucht hatte, wusste Adam, dass sich jeder, der auf ein heimliches Treffen aus war, leicht hinter den großen Kesseln oder den Waschzubern verstecken konnte.
„Nein.“ Maurice wirkte gekränkt. „Ich habe mich vergewissert, dass niemand drinnen war, ehe sie hineingegangen ist.“
Adam begann, an einem seiner Fingernägel zu kauen, beherrschte sich dann jedoch. „Bist du sicher?“
„Jawohl. Sie ist hineingegangen, um sich zu waschen und umzuziehen, mehr nicht.“
„Sehr gut, Maurice.“ Einige der Gruppen im Lichtkreis der Fackeln begannen sich aufzulösen. Männer wickelten sich in ihre Mäntel und versuchten, einen Platz in der Nähe des Feuers zu ergattern. „Wir werden uns bald zum Schlafen niederlegen. Wer bewacht die Pferde?“
„Charles, Herr, gefolgt von Georges.“
„Gut. Verstau das hier und leg dich hin.“ Er warf Maurice sein Gambeson zu. „Ich
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